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Denn mit Morden spielt man nicht - Granger, A: Denn mit Morden spielt man nicht - Mixing with murder

Denn mit Morden spielt man nicht - Granger, A: Denn mit Morden spielt man nicht - Mixing with murder

Titel: Denn mit Morden spielt man nicht - Granger, A: Denn mit Morden spielt man nicht - Mixing with murder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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nicht mit diesem religiösen Kram an, Gan.«
    »Tue ich nicht. Ich suche nur nach einer Erklärung. Ich bin ein stiller, gesetzestreuer Bürger und Zeitungsverkäufer. Ich bin ein guter Sohn und Neffe. Ich bin Vegetarier, und ich trinke nicht, na ja, nur hin und wieder mal ein Pint. Ich rauche nicht, und ich nehme keine Drogen. Ich hatte noch nie auch nur einen Strafzettel wegen Falschparkens. Also, warum ausgerechnet ich?«
    »Was soll das heißen, warum ausgerechnet du?«, fauchte ich fassungslos in das Telefon. »Nicht dir passieren diese Dinge, sondern mir! Ich bin diejenige, die in diesen Schwierigkeiten steckt!«
    »Irgendwie fühlt es sich nicht so an, hier bei mir. Oder vielleicht bilde ich mir nur ein, dass mich die beiden Plattfüße heute durch die Mangel gedreht und meinen Onkel in einen Nervenzusammenbruch getrieben haben. Das wird er nie überwinden!«, schloss Ganesh leidenschaftlich. »Genauso wenig wie ich.«
    »Was ist mit mir? Es tut mir leid, wenn Hari aufgebracht ist, und es tut mir leid, dass du da hineingezogen wurdest, aber ich bin diejenige, die den Toten gefunden hat! Ich werde das nie überwinden!«, brüllte ich in den Hörer.
    »Siehst du? Genau das meine ich. Warum machst du immer diese Sachen, Fran? Warum musst du immerzu Leichen finden …«
    Ich knallte den Hörer vehement auf die Gabel und wandte mich um.
    Vera die Kellnerin saß auf der Treppe und beobachtete mich interessiert, das Kinn in die Hände gestützt, die schwarzen Haare in der Stirn.
    »Was machst du da?«, schnauzte ich sie an. Ich schnüffle zwar selbst hin und wieder im Leben anderer, wenn es erforderlich ist und einer guten Sache dient, doch ich mag es nicht, wenn man mir hinterherschnüffelt. »Weißt du nicht, dass es unhöflich ist, andere Leute beim Telefonieren zu belauschen? Wie lange sitzt du schon da?«
    Sie dachte über meine Frage nach und runzelte unter der Haarpracht die Stirn. »Ich bin gerade erst gekommen, vor einer halben Minute oder so. Du warst am Brüllen. Ich denke, irgendwas stimmt nicht. Ich kam nach unten, um herauszufinden, was. Stimmt irgendwas nicht?«
    »Ja!« Ich riss mich mühsam zusammen und atmete einmal tief durch. »Tut mir leid, dass ich gebrüllt und dich aufgeschreckt habe.«
    »Schon gut«, sagte Vera. Ihre Stupsnase zuckte, und ihre braunen Augen sahen mich neugierig an. »Du hast Schwierigkeiten? Was hast du angestellt?«
    »Oh nein, nicht du auch noch!«, stöhnte ich.

KAPITEL 8
    Ich verbrachte eine schlaflose Nacht, in der mich Ivos leere, starrende Augen verfolgten und seine weiße, wächserne Haut. In meiner Erinnerung ließen die ersten Anzeichen von Totenstarre die Augäpfel hervortreten, und der Unterkiefer war zurückgezogen. Das Wasser schwappte in seine Nasenlöcher und den offenen Mund, und schwebende Schmutzteilchen und Algen dekorierten ihn wie ein groteskes Konfetti. Vielleicht zeichnete meine Fantasie das Bild noch viel greller, als es in Wirklichkeit gewesen war. Wie dem auch sein mochte, meine Gedanken wanderten in ein Dutzend verschiedener Richtungen, doch am Ende jeder Richtung stand Ivo. Ich fing an, ihn mir vorzustellen – nicht so, wie ich ihn zuletzt gesehen hatte, sondern wie er jetzt aussehen musste, lang ausgestreckt auf einem Untersuchungstisch aus kaltem Edelstahl, sauber in ein Kühlfach verfrachtet mit einem am großen Zeh befestigten Schildchen mit der Aufschrift »Nicht identifiziert«. Doch nein, vielleicht war auch das nicht richtig. Vielleicht war die Obduktion längst ausgeführt worden. Auch diese Vorstellung war ein Albtraum. Ich schob sie von mir.
    Um den Bildern zu entkommen, die sich in der Dunkelheit bildeten, schaltete ich meine Nachttischlampe ein. Ich hatte mir kein Buch mitgenommen, und der einzige verfügbare Lesestoff war der Stapel von Touristeninformationen und eine alte Ausgabe von einem Frauenmagazin im unteren Fach des Nachttischs. Ich las einen Artikel über nahrhafte und preiswerte Mahlzeiten, doch das Titelbild zeigte einen großen toten Fisch, was mich erneut an Ivo denken ließ. Ich versuchte die Modeseiten und die Schönheitstipps und selbst die Spalte »Diesen Monat in Ihrem Garten«. Ich las die Kurzgeschichte und vervollständigte das Kreuzworträtsel. Ich studierte die Leserbriefe. Nahezu alle stammten von Frauen aus unglücklichen Beziehungen. »Warum schießt ihr den Kerl nicht einfach auf den Mond?«, wollte ich den Schreiberinnen zurufen. Doch dazu waren sie nicht im Stande – anstatt sich einer neuen Situation

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