Denn mit Morden spielt man nicht - Granger, A: Denn mit Morden spielt man nicht - Mixing with murder
Lisa erzählen, um wen es sich bei dem Toten handelte? Ich konnte mir ihre Reaktion lebhaft vorstellen.
»Fran?«
Die Stimme war leise, doch ich zuckte zusammen, und das Herz hämmerte mir von einer Sekunde zur anderen bis zum Hals. Ich wirbelte herum. Dort stand, ein paar Meter von mir entfernt, Detective Sergeant Hayley Pereira. Sie hatte die Hände in den Jackentaschen und beobachtete mich.
Ich hatte keine Ahnung, wie lange sie bereits dort gestanden hatte. Ich verfluchte mein elendes Pech. Sie dachte wahrscheinlich, ich wäre an den Ort meines Verbrechens zurückgekehrt, wie es angeblich alle guten gedungenen Mörder tun. Wenn Sie mich fragen, ich finde so etwas total dumm, und ich denke, sie tun es höchstens in Büchern.
»Hallo«, sagte ich, weil ich nicht viel wusste, was ich sonst hätte sagen können.
»Was machen Sie hier?«, fragte sie.
Es war eine einfache Frage, doch ich musste vorsichtig sein, wie ich darauf antwortete. »Ich habe die ganze letzte Nacht daran denken müssen«, sagte ich. »Ich habe immer wieder den Mann im Fluss gesehen. Ich dachte, wenn ich hierher zurückkomme und den Fluss wie jetzt sehe, normal eben, ohne Leiche im Wasser, würde es vielleicht helfen.«
Sie nickte. »Sie haben einen heftigen Schock erlitten.«
»Wissen Sie schon, wer es war?« Ich hielt den Atem an. Hatte ich normal geklungen, als ich die Frage gestellt hatte?
»Nein, noch nicht.« Sie schüttelte den Kopf.
Ich fragte mich, wie weit ich mit Fragen gehen konnte, bevor sie misstrauisch wurde, weil ich so viel Interesse an den Tag legte. Ich beschloss, mich dumm zu stellen. »Was passiert in einem Fall wie diesem? Wird eine Obduktion durchgeführt?«
»Oh, die ist bereits durchgeführt worden«, antwortete sie. »Gestern Nacht.«
Ich war sprachlos angesichts dieser Neuigkeit. »Oh«, sagte ich. »Tom, der Amerikaner, war der Meinung, der Mann wäre an einem Herzinfarkt gestorben.«
»Davon war nichts zu erkennen.«
»Und Maryann, Toms Freundin, dachte, er wäre überfallen worden, niedergestochen oder so was.« Tom und Maryann erwiesen sich als unerwartet nützlich für mich.
Pereira lächelte unmerklich. »Nein. Das heißt, wir fanden keine Spur von einer Verletzung, die zu einem Überfall passen würde. Keine durch Gewalteinwirkung hervorgerufenen Verletzungen.«
»Dann hat ihm also niemand mit einem Baseballschläger auf den Kopf geschlagen«, sagte ich.
Sie sah mich verblüfft an, und ich erinnerte mich, dass ich eigentlich über Toms Herzanfall-Theorie gesprochen hatte. Hastig nahm ich meine naive Haltung wieder an. »Tut mir leid. Ich wohne in London. Wir hören viel über diese Dinge.«
»Ich verstehe.« Sie nickte. »Nein. Die Todesursache war Ertrinken, ganz eindeutig.«
»Der arme Kerl«, sagte ich in der Hoffnung, dass die Erleichterung, die ich empfand, nicht in meiner Stimme zu hören war. Ich wusste jetzt, dass er keine Kopfwunde hatte, die Wunde, nach der ich als Erstes gesucht hätte. Im Wasser treibend, wie ich ihn gefunden hatte, wäre jegliches Blut weggewaschen worden, doch spätestens bei der Obduktion der Leiche hätte man eine Kopfwunde entdeckt. Und doch war das Rätsel nur noch größer geworden. Er war lebend ins Wasser gelangt. Wie konnte ein junger, sportlicher Mann wie Ivo in einem relativ stillen Fluss ertrinken? Wir redeten hier schließlich nicht von schäumenden Stromschnellen. War er freiwillig ins Wasser gegangen? Es war schwierig, sich einen Angreifer vorzustellen, der stark genug gewesen wäre, ihn dazu zu zwingen.
Doch es gab eine Person, die dazu im Stande gewesen wäre. Ned, Lisas Weißer Ritter, jung, fit, stark. Er hatte mir gegenüber Drohungen ausgestoßen bei unserer letzten Begegnung. Er würde alles tun, um Lisa zu schützen. Alles? Sogar morden?
Pereira sprach wieder und unterbrach mich in meinen Gedanken. »Ich stimme Ihnen zu, es ist eine sehr traurige Geschichte, die auch mich vor ein Rätsel stellt. Wir versuchen herauszufinden, wie es passieren konnte, dass er überhaupt ins Wasser gefallen ist. Es ist nicht sehr tief dort am Ufer, und selbst wenn er kein guter Schwimmer war, musste er sich nur immer wieder vom Boden abstoßen, bis er entweder auf dieser oder auf der anderen Seite bei dieser Rampe dort drüben aus dem Wasser steigen konnte.«
Jetzt sah ich, dass es auf der anderen Seite tatsächlich eine Betonrampe gab. Lisa hatte irgendwas von einer Fähre erwähnt. Pereira hatte sich abgewandt, und ich spazierte neben ihr zurück in Richtung
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