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Denn niemand hört dein Rufen

Denn niemand hört dein Rufen

Titel: Denn niemand hört dein Rufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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zusammengestellt haben. Der Zweck meines Eröffnungsplädoyers ist, Ihnen einen Überblick über die einzelnen Anklagepunkte zu geben, so dass Sie, wenn die Zeugen
aussagen werden, besser verstehen werden, an welcher Stelle die jeweilige Zeugenaussage in das gesamte Schema der Anklage hineinpasst.
    Wenn die Beweisaufnahme abgeschlossen ist, werde ich erneut die Gelegenheit haben, zu Ihnen zu sprechen – in meinem Schlussplädoyer –, und an diesem Tag werde ich Ihnen verkünden können, dass die Zeugen der Anklage und die Beweisstücke ohne jeden begründeten Zweifel gezeigt haben, dass Gregg Aldrich seine Frau brutal ermordet hat.«
    In den folgenden fünfundvierzig Minuten beschrieb Emily ausführlich die Untersuchung und die Umstände, die zur Anklage gegen Aldrich geführt hatten. Sie sagte den Geschworenen, dass nach übereinstimmender Meinung aller Natalie Raines und Gregg Aldrich in der ersten Zeit ihrer fünfjährigen Ehe sehr glücklich gewesen seien. Sie erzählte von Natalies Erfolg als Schauspielerin und Aldrichs herausragender Stellung als Theateragent. Sie führte weiterhin aus, dass im Lauf der Zeit die Forderungen, die Natalies Karriere an sie stellte, besonders auch die langen Abwesenheiten während ihrer Tourneen, zu einer beträchtlichen Belastung innerhalb der Ehe wurden.
    Sie senkte die Stimme und beschrieb Aldrichs zunehmende Unzufriedenheit mit diesem Zustand und seine Enttäuschung, die sich letztendlich in eine tiefe Wut darüber verwandelte, dass Natalie nicht öfter zu Hause mit ihm und seiner jungen Tochter war. Mit einem Ton des Mitgefühls sprach sie davon, wie Aldrichs erste Ehefrau starb, als seine Tochter Katie erst drei Jahre alt gewesen war, und davon, dass er gehofft und erwartet hatte, Natalie würde ihr eine zweite Mutter sein. Katie sei sieben Jahre alt gewesen, als sie geheiratet hatten. Emily kündigte den Auftritt von Zeugen an, die Freunde des Ehepaares gewesen waren und
bezeugen konnten, Gregg Aldrich habe sich wiederholt enttäuscht und wütend darüber geäußert, dass Natalie vollkommen von ihrer Karriere beansprucht werde und weder für ihn noch für Katie Zeit übrig habe.
    Danach setzte sie die Geschworenen darüber in Kenntnis, dass es einen Ehevertrag zwischen Natalie und Aldrich gegeben habe, in dem eine Gütertrennung vereinbart wurde. Allerdings erzielte Gregg Aldrich, wie sie ausführte, einen großen Teil seines Einkommens als Natalies Agent. Als sie sich ein Jahr vor ihrem Tod von ihm trennte, habe sie immer noch tiefe Freundschaft für ihn empfunden und gewollt, dass er weiterhin ihr Agent bleibe. Nach einer gewissen Zeit sei sie jedoch zu der Einsicht gelangt, dass ein vollständiger Bruch notwendig sei. Dadurch habe Aldrich vor erheblichen finanziellen Einbußen gestanden. Schließlich sei sie seine erfolgreichste Klientin gewesen.
    Wie Emily weiter ausführte, würde die Beweisaufnahme zeigen, dass Gregg wiederholt Versuche zu einer Versöhnung mit Natalie unternommen habe, die von ihr jedoch zurückgewiesen wurden. Sie berichtete den Geschworenen, dass Natalie nach der Trennung das Haus in Closter, New Jersey, in dem sie als Kind gelebt hatte, gekauft habe, eine halbe Stunde Fahrt entfernt von der Wohnung in Manhattan, in der Gregg weiterhin mit seiner Tochter Katie wohne. Emily erläuterte, Natalie sei glücklich und zufrieden in ihrem Haus gewesen, das ihr sowohl Nähe zu den New Yorker Theatern wie auch emotionale und räumliche Distanz zu Gregg verschaffte. Nicht lange nach diesem Schritt habe sie dann eine endgültige Entscheidung gefällt und die Scheidung eingereicht. Gregg sei am Boden zerstört gewesen, doch er habe weiterhin geglaubt, die Ehe noch retten zu können.

    Die Beweisaufnahme würde weiterhin zeigen, dass Gregg in seiner wachsenden Verzweiflung angefangen habe, Natalie zu bedrängen und ihr nachzustellen. An dem Freitagabend, der dem Montagmorgen, dem Todeszeitpunkt von Natalie Raines, vorausging, habe Aldrich am Broadway die letzte Vorstellung von Endstation Sehnsucht besucht. Er habe in der letzten Reihe gesessen, damit sie ihn nicht sehen konnte. Er sei dabei von Leuten beobachtet worden, die hier vor Gericht aussagen würden, dass er während der ganzen Vorstellung mit versteinertem Gesicht dagesessen habe und beim Schlussapplaus als Einziger im gesamten Publikum nicht aufgestanden sei.
    Während die Geschworenen aufmerksam lauschten und ihre Blicke zwischen Emily und dem Tisch der Verteidiger hin- und hergingen, fuhr Emily

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