Denn niemand hört dein Rufen
erkannt werden würde. Natalie sollte nicht bemerken, dass er ihr hinterherspionierte.«
Emily holte tief Luft. »Er kannte ihre Gewohnheiten genau. Natalie hasste es, in dichtem Verkehr zu fahren. Dagegen machte es ihr nichts aus, spät in der Nacht oder sehr früh am Morgen zu fahren. Ich behaupte, Gregg Aldrich wusste, dass Natalie irgendwann bis zur Mitte des Vormittags zurück in Closter sein würde, und er fuhr an diesem Morgen dorthin. Er kam vor ihr dort an. Sie werden von der Haushälterin einer Nachbarin, Suzie Walsh, Folgendes hören: Sie hat wenige Minuten vor acht Uhr Natalie in ihrer Garage aus dem Auto steigen sehen. Fünf Stunden später, um ein Uhr mittags, hat sie, als sie am Haus Natalies vorbeifuhr, bemerkt, dass die Autotür immer noch offen stand, und sie hat gespürt, dass etwas nicht in Ordnung war. Sie werden hören, dass sie beschloss, im Haus nach dem Rechten zu sehen, und dass sie Natalie sterbend auf dem Küchenboden gefunden hat. Sie werden von den Ermittlungsbeamten hören, dass es keine Anzeichen für ein gewaltsames Eindringen gegeben hat, aber Natalies Mutter wird Ihnen sagen, dass Natalie einen Schlüssel für die Hintertür, die ein eigenes Schloss besitzt, in einem Kunstfelsen im Garten hinterlegt hatte. Der Schlüssel ist verschwunden. Und Gregg Aldrich wusste ganz genau, wo sich dieser Schlüssel befand, denn er selbst hatte diesen Kunstfelsen für Natalie gekauft.«
Emily fuhr fort: »Die Anklage räumt ein, dass es keinerlei Spuren am Tatort gab, die Gregg Aldrich mit dem Tatort in Verbindung bringen. Aus diesem Grund verfuhr die Staatsanwaltschaft von Bergen County, obwohl viele andere
Indizien für eine Täterschaft Gregg Aldrichs sprachen, in den ersten zwei Jahren der Untersuchung nach dem Grundsatz, dass selbst ein erheblicher Verdacht nicht ausreicht. Gregg Aldrich wurde daher erst vor sechs Monaten verhaftet. Er wurde verhaftet, nachdem der notwendige endgültige Beweis erbracht war. Dieser Durchbruch erfolgte mit dem Auftreten von Jimmy Easton.«
Jetzt kommt der schwierigste Teil, dachte Emily, während sie einen Schluck Wasser nahm. »Ich will meine Ausführungen über Mr Easton beginnen, indem ich Ihnen gleich zu Anfang mitteile, dass er ein sogenannter Berufsverbrecher ist. Er wurde in den letzten zwanzig Jahren wiederholt wegen begangener Straftaten verurteilt und saß mehrfach im Gefängnis. Vor einem halben Jahr hat er wieder einmal getan, was er die meiste Zeit seines Erwachsenenlebens getan hat – er beging ein weiteres Verbrechen. Er brach in ein Haus in Old Tappan ein, wurde jedoch bei dem Versuch gefasst, sich mit Geld und Schmuck davonzumachen. Die Polizei war rechtzeitig zur Stelle, weil Easton eine stumme Alarmanlage ausgelöst hatte. Als er auf der örtlichen Polizeiwache verhört wurde, wusste er zweifellos, dass ihn eine hohe Gefängnisstrafe erwartete. Er sagte den Beamten, dass er im Besitz von wichtigen Informationen in Bezug auf den Mord an Natalie Raines sei. Die Ermittlungsbeamten vom Büro des Staatsanwalts wurden daraufhin sofort verständigt.«
Die Geschworenen hörten aufmerksam zu. Sie spürte ihre negative Reaktion, als sie Eastons Vorstrafen für Einbruchdiebstahl, Diebstahl, Fälschungsdelikte und Verkauf von Drogen aufzählte. Bevor sie auf das einging, was Easton den Ermittlern eröffnet hatte, schickte sie noch eine Bemerkung voraus: Würde es nicht anderweitige objektive
Bestätigungen für seine Aussagen geben, würde sie nicht erwarten, dass die Geschworenen ihm glaubten. Diese seien jedoch vorhanden, versicherte sie.
Emily sagte den Geschworenen offen, dass Mr Easton erwartungsgemäß nicht vollkommen selbstlos kooperiere. Als Gegenleistung für sein Auftreten als Zeuge habe die Staatsanwaltschaft eingewilligt, die Haftstrafe, die ihn wegen des Einbruchs erwarte, auf vier Jahre zu begrenzen. Das seien sechs Jahre weniger als die zehnjährige Haftstrafe, die ihn als Wiederholungstäter erwarte. Sie erklärte ihnen, dass Absprachen wie diese manchmal notwendig seien, um in einem ernsteren Fall Informationen zu erhalten. Sie betonte noch einmal, dass Easton in jedem Fall eine Haftstrafe erwarte.
Emily holte noch einmal tief Atem. Ihr war bewusst, dass die Geschworenen hellwach waren und an ihren Lippen hingen. Sie eröffnete ihnen, dass Easton den Ermittlern von einer zufälligen Begegnung zwischen ihm und Gregg Aldrich in einer Bar in Manhattan berichtet habe, die zwei Wochen vor dem Mord an Natalie Raines stattfand. Easton
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