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Denn niemand hört dein Rufen

Denn niemand hört dein Rufen

Titel: Denn niemand hört dein Rufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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sprechen.
    Assistenzstaatsanwältin Wallace hat Ihnen von den zwei Stunden am Morgen des Mordes berichtet, in denen Gregg Aldrich nicht in seiner Wohnung gewesen ist, und sie hat diesen Umstand besonders hervorgehoben. Wie Sie jedoch noch erfahren werden, gehörte dieses morgendliche Lauftraining seit vielen Jahren zu seinem festen Tagesablauf. Die Staatsanwaltschaft möchte Ihnen weismachen, dass es ihm an diesem Morgen gelungen sein soll, im Berufsverkehr nach New Jersey zu fahren, Natalie zu töten und dann im Berufsverkehr wieder nach New York zurückzukehren, alles innerhalb von zwei Stunden.
    Sie möchte Ihnen weismachen, dass er Natalie ermordet hat, obwohl er wusste, dass sie keine Beziehung zu einem anderen Mann hatte, und obwohl er immer noch verzweifelt hoffte, sich mit ihr versöhnen zu können. Das war so ziemlich die gesamte Beweislage, bevor Jimmy Easton auf den Plan trat. Dieser geradezu musterhafte Bürger kam als Retter für die Staatsanwaltschaft wie gerufen – ein Mann, der sein halbes Leben als Erwachsener im Gefängnis verbracht hat und fast den gesamten Rest nur auf Bewährung frei herumlief.«
    Moore schüttelte erneut den Kopf und fuhr in spöttischem Tonfall fort: »Jimmy Easton wurde einmal mehr verhaftet, nachdem er in ein Haus in diesem County eingebrochen
ist. Einmal mehr war er in ein Familienheim eingedrungen, um es auszuplündern. Zum Glück wurde der stumme Alarm ausgelöst, und er konnte von der Polizei gefasst werden. Doch für Jimmy Easton war noch nicht alles verloren. Seine Trumpfkarte, mit der er einer längeren Gefängnisstrafe als Wiederholungstäter entgehen wollte, hieß Gregg Aldrich.
    Sie werden hören, wie dieser krankhafte Lügner, dieser Soziopath, eine rein zufällige Begegnung mit Gregg Aldrich in einer Bar, eine kurze Unterhaltung über Baseball in eine düstere Verschwörung zur Ermordung von Natalie Raines verwandelt hat, der Frau, die Gregg liebte. Sie werden hören, dass Gregg angeblich diesem ihm vollkommen fremden Mann fünfundzwanzigtausend Dollar geboten hat, um dieses Verbrechen zu begehen. Sie werden hören, dass Easton diesen Vorschlag angenommen hat, und dann werden Sie hören, dass Easton kurz darauf vom schlechten Gewissen geplagt wurde, offenbar zum ersten Mal in seinem ganzen Leben, und aus dem Geschäft wieder ausgestiegen ist.
    Dies ist der grauenvolle Unsinn, den Sie nach dem Willen der Staatsanwaltschaft schlucken sollen. Dies ist der ganze Beweis, aufgrund dessen von Ihnen verlangt wird, Gregg Aldrichs Leben zu zerstören. Meine Damen und Herren, ich versichere Ihnen, dass Gregg Aldrich aussagen wird, und er wird Ihnen eine vollkommen befriedigende Erklärung dafür geben, weshalb Easton sein Wohnzimmer beschreiben konnte und weshalb es einen Anruf auf Eastons Handy gegeben hat.«
    Moore drehte sich um, deutete mit dem Finger auf Emily und donnerte: »In seinen mehr als zwanzig Begegnungen mit der Strafjustiz stand Easton bisher immer nur als
Angeklagter vor Gericht. Und nun tritt er zum ersten Mal als Zeuge für die Staatsanwaltschaft auf.«
    Als Moore zurück an seinen Platz ging, wandte sich der Richter an Emily. »Frau Staatsanwältin, rufen Sie Ihren ersten Zeugen auf.«

14
    S eit dem Tag, an dem sie Natalie gefunden hatte, war Suzie Walsh unter ihren Freundinnen zu einer Berühmtheit geworden. Sie hatte die Geschichte immer wieder erzählt, wie sie sicher gewesen sei, dass etwas nicht stimmte, als sie auf dem Heimweg von der Arbeit sah, dass die Tür von Natalies Wagen und das Garagentor immer noch offen standen, genau so, wie es fünf Stunden zuvor der Fall gewesen war.
    »Ich konnte nicht anders, als der Sache auf den Grund zu gehen, obwohl ich Angst hatte, dass ich wegen Eindringens in ein fremdes Haus verhaftet werden könnte«, erzählte sie atemlos, »und als ich dann reingegangen bin und gesehen habe, wie diese wunderschöne Frau zusammengekrümmt auf dem Boden lag, mit dem vielen Blut auf ihrem weißen Pullover, und wie sie so furchtbar gestöhnt hat, ich sag’s dir, ich wäre beinahe selbst gestorben. Meine Finger haben so gezittert, dass ich dachte, ich schaffe es nicht, die Nummer des Notrufs einzugeben. Und dann …«
    Da sie wusste, dass Natalies Ehemann Gregg Aldrich bei der Polizei als Hauptverdächtiger für den Mord galt und somit eines Tages angeklagt werden könnte, war Suzie ein halbes Dutzend Mal zum Gerichtsgebäude von Bergen County gegangen, wenn ein Strafverfahren lief. Sie wollte sich an die Vorstellung

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