Denn niemand hört dein Rufen
E-A-S-T-O-N.«
»Sir, bitte heben Sie die rechte Hand für den Eid«, forderte ihn der Richter auf.
Der fromme Blick, den Jimmy zur Schau trug, als er schwor, die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als
die Wahrheit zu sagen, rief hier und da ein Kichern unter den Zuschauern im Saal hervor.
Na großartig, dachte Emily entsetzt. Beten wir zu Gott, dass wenigstens die Geschworenen meinem Kronzeugen unvoreingenommen begegnen.
Richter Stevens klopfte heftig mit seinem Hammer und drohte an, jeden, der verbal oder mit Gesten auf die Aussagen eines Zeugen reagiere, sofort entfernen zu lassen und von den weiteren Sitzungen auszuschließen.
Als Jimmy sich in den Zeugenstand begeben hatte, trat Emily langsam mit ernster Miene auf ihn zu. Ihre Strategie bestand darin, ihm gleich zu Anfang sein gesamtes Vorstrafenregister und den Deal, den er mit ihr ausgehandelt hatte, zu entlocken. Sie hatte schon in ihrem Eröffnungsplädoyer seinen Hintergrund als kriminellen Wiederholungstäter erwähnt, und jetzt wollte sie sofort auf die Einzelheiten zu sprechen kommen. Sie hoffte, indem sie alles unverblümt auf den Tisch legte, den Geschworenen den Eindruck zu vermitteln, dass sie offen und aufrichtig mit ihnen umgehen wollte und dass dieser Zeuge, trotz seiner langen Liste von Vorstrafen, glaubwürdig wäre.
Ich bewege mich auf dünnem Eis, dachte sie, und vielleicht wird das Eis brechen. Doch als sie dann in sachlichem Ton eine Frage nach der anderen stellte, bemerkte sie erleichtert, dass Jimmy Eastons Auftreten genau dem entsprach, was sie sich erhofft hatte. Er wirkte zerknirscht und reumütig, als er zögerlich seine vielen Verhaftungen und häufigen Gefängnisaufenthalte zugab. Doch dann fügte er aus heiterem Himmel und ungefragt eine Bemerkung hinzu: »Aber ich habe niemals einem Menschen auch nur ein Haar gekrümmt. Deshalb war ich auch nicht imstande, die Vereinbarung, Aldrichs Frau zu töten, einzuhalten.«
Richard Moore sprang auf. »Einspruch.«
Weiter so, Jimmy, dachte Emily. Spielt keine Rolle, wenn es aus dem Protokoll gestrichen wird. Die Geschworenen haben es jedenfalls klar und deutlich gehört.
Es war bereits spät am Vormittag, als Eastons Zeugenvernehmung begonnen hatte. Um zwanzig nach zwölf sagte Richter Stevens, der bemerkte, dass Emily mit ihren Fragen nunmehr zu Eastons Zusammentreffen mit Gregg Aldrich übergehen wollte: »Mrs Wallace, nachdem wir fast unsere übliche Zeit für die Mittagspause erreicht haben, unterbreche ich die Sitzung bis halb zwei Uhr.«
Großartiges Timing, dachte Emily. Dadurch wird Jimmys Strafregister wenigstens ein bisschen zeitlich von seinen Aussagen zu Aldrich getrennt. Vielen Dank, Euer Ehren.
Mit unbewegter Miene wartete sie am Tisch der Ankläger, bis Easton von den Wachleuten zurück in seine Zelle geführt wurde und die Geschworenen den Saal verlassen hatten. Dann eilte sie zum Büro von Ted Wesley. Er hatte den ganzen Vormittag im Gerichtssaal gesessen, und sie wollte seine Einschätzung hören, wie sie die Befragung Eastons durchgeführt hatte.
Die letzten zwei Wochen, seit seine Nominierung für den Posten des Generalbundesanwalts der Vereinigten Staaten bekannt war, hatte es eine Menge Medienberichte über ihn gegeben, und der Tenor war im Allgemeinen sehr positiv. Warum sollte es auch nicht so sein?, dachte Emily, während sie den Flur hinuntereilte. Ted war bereits ein bekannter Anwalt und in republikanischen Kreisen aktiv gewesen, bevor er zum Staatsanwalt ernannt worden war.
Als sie sein Büro betrat, bemerkte sie einen Stapel Zeitungsausschnitte auf seinem Schreibtisch, die sicherlich alle von seiner Nominierung handelten. Und es war auch
zu sehen, dass er sich in höchst aufgeräumter Stimmung befand.
»Emily!«, begrüßte er sie. »Kommen Sie her. Schauen Sie sich das mal an.«
»Ich habe bestimmt das meiste davon gelesen. Das Presseecho ist wirklich traumhaft. Gratuliere.«
»Sie schlagen sich aber auch nicht schlecht, muss ich sagen. Sie haben mich fast ganz von den Titelseiten verdrängt nach Ihrem großartigen Prozessauftakt.«
Er hatte jemanden losgeschickt, um Sandwiches und Kaffee zu holen. Er öffnete die Tüte und packte das Essen aus. »Für Sie habe ich Schinken und Schweizer Käse bestellt. Und schwarzen Kaffee. Richtig?«
»Perfekt.« Sie nahm das Sandwich, das er ihr entgegenstreckte.
»Dann setzen Sie sich und ruhen Sie sich ein paar Minuten aus. Ich möchte mit Ihnen reden.«
Emily hatte gerade begonnen, ihr Sandwich
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