Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Denn niemand hört dein Rufen

Denn niemand hört dein Rufen

Titel: Denn niemand hört dein Rufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
niemals jemanden engagiert, um meiner Frau nachzuspionieren. Allein die Vorstellung ist für mich schon abstoßend«, sagte Gregg mit leicht bebender Stimme.
    »Laut Ihrer Aussage waren Sie am Sonntagabend schließlich überzeugt, dass sie allein war, weil Sie keine anderen Autos in der Auffahrt gesehen haben. Wie konnten Sie wissen, dass sie niemanden in ihrem Auto mitgenommen
hatte? Wie konnten Sie so sicher sein, dass niemand außer ihr im Haus war?«
    »Ich war mir sicher.« Gregg Aldrichs Stimme wurde lauter.
    »Wie konnten Sie sich dessen so sicher sein? Immerhin ging es um die wichtigste Frage in Ihrem Leben. Wie konnten Sie sicher sein?«
    »Ich habe durch das Fenster gesehen. Ich sah sie allein sitzen. Deshalb war ich sicher.«
    Emily, verblüfft über diese Enthüllung, erkannte sofort, dass Gregg Aldrich soeben einen kapitalen Fehler begangen hatte. Und Richard Moore weiß es auch, dachte sie.
    »Sie sind aus Ihrem Auto gestiegen, sind auf ihr Grundstück gegangen und haben durch das Fenster geschaut?«
    »Ja«, antwortete Gregg Aldrich trotzig.
    »Durch welches Fenster haben Sie geschaut?«
    »Ein Fenster an der Seite des Hauses, durch das man in ihr Wohnzimmer sieht.«
    »Und zu welcher Uhrzeit haben Sie das getan?«
    »Das war am Samstagabend, kurz vor Mitternacht.«
    »Das heißt, Sie standen mitten in der Nacht, im Gebüsch versteckt, vor ihrem Haus?«
    »So kann man das nicht sagen«, antwortete Gregg. Sein Trotz war verschwunden, seine Stimme klang zögernd. Er beugte sich leicht vor. »Können Sie nicht verstehen, dass ich mir Sorgen um sie gemacht habe? Können Sie nicht verstehen, dass ich mich sofort zurückgezogen hätte, wenn ich erfahren hätte, dass sie jemand anders gefunden hat?«
    »Was haben Sie denn gedacht, als Sie sie in dem Zimmer allein gesehen haben?«
    »Sie wirkte so ängstlich. Sie saß zusammengekauert wie ein Kind auf dem Sofa.«

    »Und was meinen Sie, wie sie reagiert hätte, wenn sie mitten in der Nacht eine Gestalt am Fenster gesehen hätte?«
    »Ich habe sorgfältig darauf geachtet, dass sie mich nicht sehen konnte. Ich wollte sie nicht erschrecken.«
    »Und dann waren Sie überzeugt, dass sie allein war?«
    »Ja.«
    »Warum sind Sie dann am Sonntag noch mehrmals an ihrem Haus vorbeigefahren?«, fragte Emily scharf. »Das haben Sie bei Ihrer Vernehmung selbst zugegeben.«
    »Ich habe mir Sorgen um sie gemacht.«
    »Dann lassen Sie mich das noch einmal rekapitulieren«, sagte Emily. »Zuerst erzählen Sie uns, dass Sie in Ihrem Mietwagen nur dorthin gefahren sind, um herauszufinden, ob sie allein war. Dann erzählen Sie uns, Sie hätten sich davon überzeugt, dass sie allein war, indem Sie mitten in der Nacht heimlich durch ihr Fenster gespäht haben. Und jetzt erzählen Sie uns, dass Sie am Sonntag, obwohl Sie da bereits überzeugt waren, dass sie allein war, noch den ganzen Tag bis in den Abend hinein in der Gegend herumgefahren sind. Ist es das, was Sie uns erzählen möchten?«
    »Ich habe Ihnen gesagt, dass ich mir Sorgen um sie gemacht habe und ich deshalb am Sonntag dortgeblieben bin.«
    »Und worüber haben Sie sich so große Sorgen gemacht?«
    »Ich habe mir Sorgen um Natalies seelischen Zustand gemacht. So, wie sie auf dem Sofa kauerte, wirkte sie auf mich irgendwie verzweifelt.«
    »Ist Ihnen vielleicht der Gedanke gekommen, dass ihre Verzweiflung etwas mit Ihnen zu tun haben könnte, Mr Aldrich?«
    »Ja. Deshalb habe ich mich, wie ich schon am Freitag hier gesagt habe, auf der Rückfahrt von Cape Cod wohl
endgültig mit der Tatsache abgefunden, dass es aus war zwischen uns. Es ist schwer zu erklären, aber das waren meine Gedanken. Wenn ich in irgendeiner Weise die Ursache für ihre Verzweiflung sein sollte, dann musste ich sie in Frieden lassen.«
    »Mr Aldrich, Sie haben herausgefunden, dass Ihre Frau nicht mit einem anderen Mann zusammen war. Dann wollen Sie auf der Rückfahrt eingesehen haben, dass Natalie, wie Sie sagten, einer dieser Menschen ist, die niemals weniger allein sind, als wenn sie allein sind. Wollen Sie damit sagen, dass Sie sie in jedem Fall verloren hätten, ganz egal, was Sie herausgefunden hätten?«
    »Nein, das wollte ich nicht damit sagen.«
    »Mr Aldrich, könnte man nicht eher sagen, dass Natalie einfach nicht mehr mit Ihnen zusammen sein wollte? War es nicht vielmehr ihr Wunsch, dass Sie aus ihrem Leben verschwinden?«
    »Ich erinnere mich, dass ich auf der Rückfahrt das Gefühl hatte, ich müsse jetzt die Hoffnung aufgeben,

Weitere Kostenlose Bücher