Denn niemand hört dein Rufen
neben ihn in den Sessel.
»Mike, vermutlich hast du dir die ganze Zeit überlegt, was du mir zur Aufmunterung sagen könntest. Du kannst
dir die Mühe sparen«, sagte Gregg ruhig. »Ich weiß, wie schlecht es um mich steht. Und ich weiß auch, dass es falsch war, mich nicht auf einen möglichen Schuldspruch einzustellen.«
Mike nickte. »Ich wollte dieses Thema nicht ansprechen, Gregg, aber es stimmt, ich habe mir deswegen Sorgen gemacht.«
»Denk dir nichts dabei, dass du es nicht angesprochen hast. Das hat Richard Moore schon seit Monaten versucht, und ich habe ihm jedes Mal das Wort abgeschnitten. Sprechen wir also jetzt darüber. Könntest du dir vorstellen, Katies Vormund zu sein?«
»Selbstverständlich. Das wäre mir eine Ehre.«
»Natürlich meine ich damit nicht, dass Katie bei dir leben sollte. Das wäre unangebracht, selbst wenn sie die meiste Zeit in den nächsten drei Jahren in Choate sein wird. Freunde von mir haben sich bereits erboten, das zu übernehmen, aber es ist schwierig, sich darüber klarzuwerden, was letztendlich das Beste für Katie sein wird.«
Katie weinte stumm, und Greggs Augen glänzten feucht, doch seine Stimme blieb ruhig. »Was das Geschäftliche angeht, ich habe heute Abend ein paar Anrufe erledigt, als ich nach Hause kam. Ich habe mit zwei von meinen Spitzenleuten von der Agentur gesprochen. Sie wären bereit, meine Anteile zu einem fairen Preis zu übernehmen. Das würde bedeuten, dass ich genügend Geld habe, um eine Berufung zu finanzieren. Und es wird eine Berufung geben. Richard und Cole haben ihre Sache gut gemacht, aber als wir heute das Gericht verlassen haben, hatte ich doch das Gefühl, dass unser Verhältnis sich geändert hat. Es könnte sein, dass ich für die nächste Runde andere Anwälte engagieren muss.«
Er legte den Arm fest um seine Tochter. »Für Katie habe ich einen Treuhandfonds angelegt, der sicherstellt, dass sie ein Top-College besuchen kann, wenn sie das möchte.«
Michael hatte das Gefühl, er erlebe einen todkranken Mann, der seinen letzten Willen verkündet.
»Ich habe genug auf der hohen Kante, um diese Wohnung wenigstens für einige Jahre halten zu können. Bis dahin werde ich hoffentlich wieder zurück sein.«
»Gregg, ich gebe dir Recht, dass es vielleicht unangebracht wäre, wenn Katie bei mir leben würde. Aber sie kann ganz bestimmt nicht hier allein wohnen, wenn sie nicht im Internat ist«, wandte Michael ein. »Und ich möchte immer noch nicht glauben, dass diese schlimmste aller Möglichkeiten eintreten wird«, fügte er rasch hinzu.
»Sie wird nicht allein sein«, antwortete Gregg. »Es gibt da eine wunderbare Dame, die sie liebt und mit ihr zusammen sein will.«
Als Michael ihn fragend ansah, schien Gregg Aldrich seine Kräfte zu sammeln. »Mike, ich weiß, dass ich heute in den Augen der meisten Menschen im Gerichtssaal und der meisten deiner Zuschauer einen sehr schlechten Eindruck hinterlassen habe. Aber es gibt einen Menschen, einen sehr wichtigen Menschen, der mir geglaubt hat.«
Gregg zupfte an den Haaren seiner Tochter. »Komm, Katie, sei nicht gar so niedergeschlagen. Immerhin ist ein Mensch auf unserer Seite, der leider nicht unter den Geschworenen sitzt, aber dessen Meinung uns ganz besonders am Herzen liegt. Sie hat jeden Tag im Gerichtssaal gesessen, von Anfang an. Von allen Menschen war sie am meisten daran interessiert, Gerechtigkeit für Natalie zu fordern.«
Michael wartete gebannt ab.
»Mike, Alice Mills hat angerufen, während ich mit Katie zu Abend gegessen habe. Alice kann nachvollziehen, was ich heute im Zeugenstand gesagt habe. Sie glaubt mir, dass ich mich nur um Natalie gesorgt habe und ihr nicht nachspionieren wollte. Sie hat geweint und gesagt, wie sehr Katie und ich ihr gefehlt haben, und sie bereue zutiefst, geglaubt zu haben, dass ich Natalie etwas hätte antun können.«
Mike sah, dass eine Veränderung mit Gregg vonstattengegangen war, dass eine Art Ruhe von ihm ausging.
»Alice hat mir gesagt, dass sie Katie immer als ihre Enkelin betrachtet habe. Falls ich schuldiggesprochen werde, will sie mit Katie zusammen sein. Sie will sich um sie kümmern. Ich habe Alice gesagt, das sei wie ein Geschenk des Himmels. Wir haben nur kurz miteinander gesprochen. Alice war damit einverstanden, in diese Wohnung zu ziehen, falls es vor Gericht schlecht ausgeht.«
»Gregg, im Grunde genommen überrascht mich das gar nicht«, sagte Michael. Seine Stimme klang vor Rührung etwas heiser. »Ich habe Alice als
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