Denn rein soll deine Seele sein
weh?«
»Bißchen. Ich will nur Saft.«
»Ich hab auch keinen Hunger«, sagte Jake solidarisch.
»Gezwungen wird hier niemand.« Rina holte eine Packung Preiselbeersaft heraus.
»Also, ich könnte jetzt schon was verdrücken«, erklärte Decker.
»Darf ich mal Ihre Kanone halten?« fragte Sammy.
»Nein«, erwiderte Decker entschieden. »Aber ich mache euch einen Vorschlag. Ihr Jungs laßt mich ein paar Minuten mit eurer Mom reden, und hinterher nehme ich euch ein Stück in meinem Wagen mit.«
»Ich seh aber gar keinen Streifenwagen«, sagte Jake skeptisch.
»Ich fahre den alten klapprigen Schlitten da drüben.« Decker deutete auf den Plymouth. »Macht auf den ersten Blick nicht viel her, was?«
»Nein, wirklich nicht«, bestätigte der Kleine.
»Wenn ich ein Verbrecher war, würde mir der nicht imponieren«, ergänzte Sammy.
Decker lachte schallend. »Das muß ich mal meinem Chef erzählen. Aber er hat Polizeifunk und eine Halterung für Gewehre.«
»Und eine Sirene?« wollte Jake wissen. »Auch das.«
»Wie schnell fährt er?« fragte Sammy. »Ganz schön schnell.«
Rina beendete das Verhör. »Jetzt laßt ihn erst mal essen.«
»Was gibt's denn, Ima?« fragte Sammy. »Ich denke, du hast keinen Hunger?«
Sammy setzte sich neben Decker. »Hab's mir anders überlegt.«
»Ich auch.« Jake setzte sich auf die andere Seite. Er versteht sich gut auf Kinder, dachte Rina. Zu gut... Nach dem Essen schickte sie die beiden zum Spielen. »Nette Jungs«, sagte Decker. »Sonst sind sie gar nicht so fragelustig.«
»Wissensdurst ist etwas ganz Normales.«
»So einen echten Detective finden sie einfach aufregend.« Er sah Rina an. »Wie nett, daß es auch Leute gibt, die mich aufregend finden.« Sie wandte sich ab.
Er lachte verlegen. »Das war eine dumme Bemerkung.«
Einen Augenblick herrschte befangenes Schweigen, dann sagte Rina: »Wie kommen Sie mit dem Fall in Foothill -«
Er verdrehte die Augen. »Hören Sie bloß auf. Im übrigen bin ich ganz schön zusammengestaucht worden, weil ich Ihren Moshe nicht mitgenommen habe. Jetzt sagt man mir schon nach, daß ich parteiisch bin.« Er zuckte die Schultern. »Vielleicht ist da sogar was dran.«
»Es tut mir leid, wenn Sie meinetwegen Ärger hatten, aber glauben Sie mir, Peter, Moshe Feldman ist wirklich nicht der Mann, den Sie suchen. Er war ein glänzender Talmudschüler und der beste Freund von Yitzchak, meinem Mann. Sie waren chavruses - Studienpartner. Moshe und Yitzchak hatten ihre künftigen Frauen etwa zur gleichen Zeit kennengelernt, wir vier waren unzertrennlich und haben auch kurz nacheinander geheiratet.
Zwei Monate nach der Hochzeit hat Moshes Frau ihm eröffnet, daß sie mit der Religion und mit der Ehe Schluß machen wollte. Was zwischen den beiden gewesen ist, weiß ich nicht genau, niemand mochte darüber reden. Sie hat mir noch ein paarmal geschrieben, sie sei dabei, zu sich selbst zu finden , aber Einzelheiten hat sie nicht verraten. Neuerdings soll sie mit einem Rock-Gitarristen zusammenleben.«
Rina hob entmutigt die Hände. »Danach hat sich Moshe von der Welt zurückgezogen, auch Yitzchak kam nicht mehr an ihn heran, obgleich sie nach wie vor miteinander lernten. Als mein Mann vor zwei Jahren starb, gab Moshe das Studium auf. Einen Monat danach hat er mir einen Heiratsantrag gemacht, ich habe ihm einen Korb gegeben, und seither... seither ist er so, wie Sie ihn erlebt haben.«
Rinas Augen wurden feucht. »Mit dem Verstand weiß ich, daß er schon vorher ausgerastet war, eigentlich schon seit der Trennung von seiner Frau. Aber irgendwie hatte ich trotzdem das Gefühl, daß es meine Schuld war.«
Sie sah Decker an. »Für mich war es sehr wichtig, daß Sie ihn nicht mitgenommen haben. Einmal, weil er kein Sittlichkeitsverbrecher ist, und dann auch, weil Sie auf meinen Anruf hin gekommen waren und ich für Moshes Verhaftung verantwortlich gewesen wäre.«
»Das ist doch lächerlich, Rina.«
»Ich hätte immer das Gefühl haben müssen, daß ich ihn endgültig ins Unglück gestürzt habe. Er würde nie ein Verbrechen begehen, ebensowenig wie Sie. Es liegt nicht in seinem Wesen.«
Decker schwieg.
»Sie sind nicht überzeugt?«
»Nein. Im Gegenteil, er ist mir jetzt noch verdächtiger geworden. Sittlichkeitsverbrecher haben meist einen angestauten Groll auf Frauen, der sich irgendwann einmal Bahn bricht. Ich habe ihm seine Chance gegeben. Beim nächstenmal halte ich mich an die Regeln.«
»Ich bin Ihnen sehr dankbar.« Sie streckte
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