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Denn rein soll deine Seele sein

Denn rein soll deine Seele sein

Titel: Denn rein soll deine Seele sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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das ist - wann, Steve?«
    »In drei Monaten.«
    Der Rabbi verschränkte die Hände. »So tut denn jeder das Seine. Die Polizei wird sich weiter bemühen, und wir werden besonders wachsam sein. Wenn Gott der Gerechte es will, wird das Recht obsiegen. Wenn es sein muß, kämpfen wir auch, Detective. Nie wieder werden wir uns wie Lämmer zur Schlachtbank führen lassen.«
    Hollander wurde es unbehaglich zumute, als er den Blick über die grimmig-entschlossenen Gesichter gehen ließ.
    »Ich kann verstehen, daß Sie frustriert sind, Rabbi, aber ich kann nur dringend empfehlen, nichts ohne die Polizei zu unternehmen. Selbstjustiz kann sehr gefährlich werden und Ihnen jede Menge Scherereien einbringen.«
    »Darauf müssen wir es ankommen lassen«, sagte der Rabbi ungerührt.
    Als Rina sich zum Gehen wandte, rief der Rosch-Jeschiwa sie zu sich. »Eine Jeschiwa ist nicht unbedingt das beste Milieu für eine junge Witwe mit zwei Kindern, Rina Miriam«, sagte er sanft. »Bist du glücklich hier?«
    »Ich bin zufrieden. Meine Jungen fühlen sich hier zu Hause.«
    »Dann bin ich froh, daß wir Yitzchak, alav bashalom, haben ehren können, indem wir seine Familie in unsere Gemeinschaft aufnahmen.«
    »Danke«, sagte Rina. Aber sie wußte, das war noch nicht alles.
    »Bei uns wird immer Platz für dich und deine Söhne sein, Rina Miriam. Du hast hier eine sehr wichtige Rolle übernommen, du unterrichtest, du hältst Vorträge vor nichtreligiösen Frauen. Dir haben wir es zu verdanken, daß die Mikwe jetzt so gut besucht ist.«
    »Das freut mich.«
    »Du und deine Kinder, ihr werdet uns immer willkommen sein. Aber -«, der Rabbi blickte sie streng an, »- ein Goj hat hier nichts zu suchen.«
    Rina wurde dunkelrot. »Was soll das heißen?«
    »Du bist eine kluge Frau, du weißt genau, was ich damit meine.«
    »Falls Ihnen Gerüchte zu Ohren gekommen sind, Rabbi -«
    »Ich gebe nichts auf Gerüchte.«
    »Nein, natürlich nicht.« Sie schlug die Augen nieder.
    »Aber, Baruch Hashem, auf meine Augen kann ich mich noch verlassen, und mit denen habe ich so einiges gesehen. Dein Gesicht zum Beispiel, als du am Donnerstag mit dem langen Detective geredet hast. Und sein Gesicht, als er mit dir geredet hat. Er ist ein netter Junge, sportlich, fleißig, manierlich - a mensch. Man gerät leicht einmal auf Abwege, besonders wenn man eine Weile allein war.«
    »Zwischen Detective Decker und mir spielt sich nichts ab.«
    »Schön, daß dein Kopf es einsieht. Aber deinem Herzen – dem mußt du es wohl erst noch beibringen.«

11
    Zu dumm, dachte Decker, sie hat die Kinder mitgebracht. Er sah auf die Uhr. Zwei Minuten nach elf. Immerhin - pünktlich war sie. Sie kam, mit Einkaufstüten beladen, auf ihn zu, während die beiden Jungen sich gegenseitig über den Rasen jagten. Er ging ihr entgegen, nahm ihr die Tüten ab und begleitete sie zu einer freien Bank.
    Sie hatte eine tolle Figur, das war selbst unter der langärmeligen Bluse und dem tristen Rock noch deutlich zu erkennen. Aber mehr noch als ihr Körper erregte ihn ihr Gesicht, diese Mischung aus Unschuld und Sinnlichkeit. Wenn sie wüßte, wie sie auf Männer wirkte... Aber wenn sie das wüßte, hätte er nicht die Spur einer Chance.
    »Sie kommen in Begleitung«, stellte er fest, bemüht, sich keine Enttäuschung anmerken zu lassen.
    »Mein Ältester hat in der Nacht Halsschmerzen bekommen, da bin ich vorsichtshalber gleich mit beiden beim Kinderarzt gewesen, wir kommen gerade von dort.«
    Sie rief die Kinder heran.
    »Ist das der Polizist, Ima?« fragte der Kleinere.
    »Ja, das ist Detective Decker.« Sie sah Peter an. »Und das sind Sammy und Jake.«
    Decker schüttelte ihnen die Hand. Ein Glück, daß sie die Kinder ganz normal anzieht, dachte er, mit Baseballmützen, Shorts, T-Shirts und Turnschuhen. Daß unter den Hemden Bänder hervorschauen, stört ja weiter nicht.
    »Haben Sie einen Revolver?« fragte Sammy.
    »Shmuel, das ist -«
    Decker lächelte. »Lassen Sie nur. Das fragen mich alle Jungen.« Er zauste Sammys schwarzes Haar. »Ja, ich habe einen Revolver.« Er knöpfte das Halfter auf und zeigte ihnen seine Dienstwaffe.
    »Ist der echt?« fragte Jake.
    »Allerdings.«
    »Haben Sie schon mal auf einen geschossen?« fragte Sammy aufgeregt.
    »Haben Sie schon mal einen umgebracht?« ergänzte Jake mit glitzernden Augen.
    »Schluß mit der Fragerei, Kinder«, fuhr Rina dazwischen. »Wollt ihr nichts essen?«
    »Ich hab keinen Hunger«, krächzte Sammy. »Tut der Hals noch

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