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Denn rein soll deine Seele sein

Denn rein soll deine Seele sein

Titel: Denn rein soll deine Seele sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Sache nicht mehr so sicher.

12
    Die Endsumme war um acht Dollar höher, als Rina erwartet hatte, aber sie hatte für solche Notfälle immer noch einen Schein in einem anderen Fach ihrer Brieftasche. Sie reichte ihn der Kassiererin, steckte das lose Wechselgeld in die Umhängetasche und schob den Einkaufswagen zurück zu ihrem Volvo. Der Parkplatz war jetzt leerer. Vorhin hatte sie auf der asphaltierten Fläche keinen Platz mehr bekommen und hatte ganz hinten, auf einem unbefestigten Erweiterungsgelände, parken müssen.
    Daß sie ihren Voranschlag so weit überschritten hatte, war ihr noch immer unbegreiflich. Vielleicht hatte sie mehr Besuch zum Schabbes gehabt, vielleicht hatten auch die Kinder und ihre Freunde kräftiger zugelangt als sonst. Sie selbst hatte seit dem Zwischenfall vor der Mikwe wenig Appetit und fast vier Pfund abgenommen.
    Sie machte den Kofferraumdeckel auf und begann, die Lebensmittel einzuladen. Als sie Schritte hörte, drehte sie sich schnell um. Es waren vier. Halbstarke mit langen, strähnigen Haaren, glasigen Augen, einem unverschämten Grinsen. Junge Burschen in Jeans, schwarzen T-Shirts mit Satansbildern, abgewetzten Gummistiefeln. Einer kam jetzt auf sie zu. Er war mittelgroß, hatte ein fliehendes Kinn, blonden Bartflaum und vorstehende gelbe Zähne. Auf dem linken Arm war ein in einem Herzen steckendes Messer eintätowiert, am rechten Ohr baumelte ein Goldreif. Er zog Zigaretten heraus und bot ihr eine an.
    »Nein danke«, sagte sie leise.
    »Darf ich Ihnen beim Einladen helfen, Miss?« fragte der Junge. Die anderen kicherten. Rina wandte sich wieder ihrem Einkaufswagen zu, aber da packte sie der Junge mit seinen schmutzigen Fingern am Arm, riß ihr das Kopftuch weg, nahm ihr die Umhängetasche von der Schulter und holte die zwei Dollar Wechselgeld heraus. Seine Begleiter johlten vor Vergnügen.
    »Tut der reichen Judensau bestimmt nicht weh, wenn wir die Knete einsacken, was meint ihr? Hält dich ganz schön kurz, dein Itzig, was? Mußt mal 'n bißchen öfter für ihn die Beine breit machen...«
    Sie sah ihn an, ohne eine Miene zu verziehen.
    Er steckte das Geld in die Hosentasche.
    »Was haben wir denn da? Was Schönes zum Ansehen. Zwei kleine Judenlümmel. Sind das deine?«
    Rina schwieg.
    Er schnalzte mit der Zunge. »Diese Juden machen Kinder am laufenden Band. Erst nehmt ihr unser Geld, und zum Schluß drängelt ihr uns noch aus der Stadt raus.« Er holte die Fotos aus der Plastikhülle, riß sie entzwei und verstreute die Fetzen auf dem Boden.
    »Was noch, Schätzchen? Ein Füllfederhalter, ganz was Feines. Gold. Na ja, ihr habt's ja, für den Itzig ist das Beste gerade gut genug.«
    Er las die Gravierung. »Für Rina. Alles Liebe von Yitzchak. Scheißnamen haben die, das muß man schon sagen.«
    Er suchte weiter in der Tasche herum und holte ein kleines Gebetbuch heraus.
    »Was ist denn das für'n Mist? Sieht aus wie 'ne Geheimschrift. Biste etwa auch noch 'ne Rote?«
    Er griff nach seinem Messer und zerschnitt die Seiten. In Rinas Augen standen Tränen der Wut.
    Inzwischen hatten sich die anderen über die Einkaufstüten hergemacht. Einer holte eine Flasche Sodawasser heraus und schüttelte sie kräftig.
    »Hey, Mann, mir ist heiß. Ist dir auch so heiß, Cory?«
    »Und ob. Heiß auf die Judensau.«
    »Soll ich dich mal abkühlen?«
    Der Sodawasserstrahl durchnäßte die ganze Gruppe. Die Halbstarken bogen sich vor Lachen und wiederholten die Prozedur, bis alle Flaschen leer waren. Cory, offensichtlich der Rädelsführer, warf seinen Freunden Eier zu und griente. »Wie war's mit Rührei, Schätzchen?«
    Er schlug ein Ei auf und leerte es in den Kofferraum. Die anderen warfen Eier an den Wagen.
    Cory rülpste laut. »Hey, ich hab mal gehört, daß Eigelb gut gegen trockene Haare ist.«
    Er zerschlug ein Ei auf Rinas Kopf. Sie wischte sich die klebrige Feuchtigkeit aus den Augen und blieb stehen.
    »Ist nicht persönlich gemeint, Schätzchen.« Er zerschlug auch auf seinem Kopf ein Ei, die anderen folgten seinem Beispiel. »Sind wir jetzt Eierköpfe?«
    Ein älterer Mann näherte sich der Gruppe. Er war Mitte Fünfzig, aber kräftig gebaut und offenbar gut in Form.
    »Haut ab, Jungs, oder es wird euch leid tun.«
    »Hau du lieber selber ab, Alter, oder willste 'ne weiche Birne?«
    Der Mann versuchte sich auf Cory zu stürzen, aber der wich geschickt aus und hielt Rina fest, während die anderen drei gleichzeitig den älteren Mann attackierten. Rina schrie auf, und Cory legte

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