Denn rein soll deine Seele sein
alles.«
»Für den Cop kann das kein so großes Unglück gewesen sein«, griente Hawthorne.
Rina überhörte die Bemerkung.
»Was hat sich bis jetzt getan?« wollte Gilbert wissen.
»Eigentlich noch gar nichts. Der arme Mann da vorn wird angeschrien, und er versucht, sich zu verteidigen. Es steht zwanzig zu eins für die Jeschiwa.« Sie wurde ernst. »Alle haben Angst, und das ist ja kein Wunder.«
»Und du?« fragte Gilbert.
»Mehr als Angst.«
»Warum gibst du den Job in der Mikwe nicht auf?« meinte Hawthorne. »Für eine alleinstehende Frau ist das zu gefährlich.«
»Die Jeschiwa ernährt meine Kinder und mich. Dafür unterrichte ich und halte die Mikwe in Ordnung.«
»Du hättest mir Sammy übrigens am Donnerstag ruhig mitgeben sollen, Rina, im Stadion war es weniger gefährlich als hier«, sagte Matt.
»Den Jungen konnte überhaupt nichts passieren«, wandte Gilbert ein. »Sie waren in meiner Obhut.«
»Richtig, ich habe mich noch gar nicht bedankt, daß du sie nach dem Computerclub zu Mrs. Adler gebracht hast.«
»Gern geschehen.« Gilbert zögerte. »Yossie ist in letzter Zeit auffallend still. Weiß er, was passiert ist?«
»Bestimmt«, meinte Hawthorne. »Er ist dreizehn und sehr aufgeweckt.«
»Wir stehen unter Beobachtung, Genossen«, flüsterte Hawthorne.
Rina drehte sich um. Einige Frauen starrten sie an. Sie rückte eine Reihe weiter.
»Ich kann diesen Wachdienst wärmstens empfehlen«, sagte Hollander. »Sie haben besonders viel Erfahrung mit der Sicherung von Wohnhäusern und Grundstücken.«
»Und was ist mit dem weiblichen Personal?« fragte jemand.
»Die Frauen sind ebenso gut ausgebildet wie die Männer, sie sind groß und kräftig und können bestens mit Schußwaffen umgehen.«
»Ich sehe nicht ein, wieso die Jeschiwa Geld für etwas ausgeben soll, was eigentlich Sache der Polizei ist«, nörgelte ein anderes Gemeindemitglied.
»Die Polizei kann nicht überall zugleich sein, Menachem«, meinte Rav Schulman. »Andererseits ist die Skepsis von Rabbi Marcus verständlich. Bei den mutwilligen Zerstörungen sind seinerzeit die Ermittlungen im Sande verlaufen. Weshalb sollte es in diesem Fall anders sein?«
Hollander seufzte. »Wir kennen die Schuldigen, Rabbi Schulman, aber wenn wir sie nicht auf frischer Tat ertappen, können wir sie nicht zur Verantwortung ziehen.«
»Das sind diese Halbstarken«, ereiferte sich Ruthie Zipperstein. »Burschen mit Nazi-Armbinden in Lederkluft, Antisemiten alle miteinander. Würde mich nicht wundern, wenn sie hinter dem Zwischenfall vor der Mikwe steckten.«
»Sie belästigen uns beim Einkaufen in der Stadt«, ergänzte Chana.
»Haben Sie Anzeige erstattet?« fragte Hollander.
»Was hilft eine Anzeige gegen obszöne Sprüche?« fragte Chana zornig.
Jetzt schaltete sich der Rabbi ein. »Ich möchte etwas sagen, Detective Hollander. Ich meine, die Polizei sollte uns ihr Vertrauen beweisen, indem sie uns verrät, warum Detective Decker nicht gekommen ist.«
Hollander kaute auf seiner Pfeife herum. Was soll's, dachte er, in den Elf-Uhr-Nachrichten hören sie es sowieso.
»Er ermittelt wegen einer weiteren Vergewaltigung in Foothill.«
»Ist es derselbe Kerl, der meine Frau überfallen hat?« fragte Zvi.
»Ich weiß es nicht, Mr. Adler. Nach Einzelheiten müssen Sie Detective Decker fragen.«
Zvi wandte sich an Rina. »Hast du mit ihm darüber gesprochen?«
Sie wich aus. »Ich weiß nicht mehr als du.«
»Ich denke, du hast einen heißen Draht zur Polizei«, sagte Chana spitz.
»So kommen wir nicht weiter«, unterbrach der Rosch-Jeschiwa. »Ich habe einen Plan. Einen guten Plan. Erstens: Wir engagieren eine Frau für den Wachdienst. Sie wird die Mikwe im Auge behalten und unsere wajber abends heimbringen. Zweitens: Am schabbes müssen wir uns zusätzlich etwas einfallen lassen. Ich werde nicht dulden, daß diese rashes unseren heiligen Ruhetag stören. Deshalb habe ich mit Steve und Matthew gesprochen, und Baruch Hashem, sie sind gutten neschomes.« Er wandte sich an Hollander. »Gute Seelen. Sie haben uns freiwillig angeboten, am Freitagabend, wenn wir in der schul sind, Streife zu gehen.«
Die Zuhörer nickten den beiden Lehrern dankbar zu, aber Hollander war skeptisch. Für ihn waren alle verdächtig, die irgend etwas mit der Jeschiwa zu tun hatten, die Lehrer machten da keine Ausnahme. Doch er behielt seine Zweifel für sich.
»Nett von euch«, flüsterte Rina.
»Zumindest bis zu Steves Hochzeit«, ergänzte Rabbi Schulman. »Und
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