Denn rein soll deine Seele sein
Elias schüttelte den Kopf. »Schrecklich, daß man nicht einmal mehr beim Einkaufen seines Lebens sicher ist.«
»Es ist doch nichts passiert, Mama.«
»Warum wohnst du hier? Es ist zu gefährlich, Ginny. Du darfst nicht nur an dich denken. Denk auch mal an die Kinder.«
Rina schwieg.
»Haben Sie Kinder, Detective?« fragte Mrs. Elias. »Eine Tochter.«
»Und wie wäre Ihnen zumute, wenn ihr so etwas passiert wäre?«
»Ich wäre sehr böse.«
»Eben. Ich bin auch sehr böse, und ich habe Angst. Sie ist eine alleinstehende Frau.«
»Ich bitte dich, Mama, es -«
Mrs. Elias sagte etwas in einer Decker unverständlichen Sprache. Er tippte auf Ungarisch.
»Kriminalität gibt es überall, Mutter.«
»Du kennst doch deine Mama, Regina«, warf Mr. Elias ein. »Sie macht sich immer Sorgen.«
»Willst du nicht übers Wochenende zu uns kommen?« fragte Mrs. Elias. »Du bringst uns die Kinder gar nicht mehr. Und du läßt sie zu lange aufbleiben, Ginny. Sie sind erst um Viertel nach zehn schlafen gegangen.«
»Sie schlafen mittags, Mama. Da sind sie um neun einfach noch nicht müde.«
»Für einen Mittagsschlaf sind sie zu alt.«
»Können wir das ein anderes Mal besprechen, Mama? Es ist sehr spät, und ich muß meine Aussage noch zu Protokoll geben.«
Mrs. Elias sah Decker an. »Das hier ist keine gute Gegend, nicht?«
»Nun ja, es gibt hier einige Kriminalität...«
»Beverley Hills ist sicherer, nicht?«
Rina rang sichtlich um Beherrschung. »Seitdem es Autos gibt, ist keine Gegend vor Kriminalität sicher. In Beverley Hills kommt auch genug vor.«
»Aber da gibt es keine kriminellen Jugendlichen, die einem Eier auf dem Kopf zerschlagen.« Mrs. Elias appellierte an Decker. »Beverley Hills ist sicherer, nicht?«
»Statistisch ist die Verbrechensrate dort tatsächlich niedriger, aber so etwas kann leider überall passieren.«
»Mama, es ist sehr spät.«
»Komm am Wochenende. Die Kinder sind immer so gern bei uns.«
»Ich rufe dich an, Mama. Es war lieb, daß ihr heute gekommen seid.«
»Wir könnten öfter einspringen, wenn du mehr in unserer Nähe wohnen würdest«, stellte die Mutter fest. »Wir sind Ihnen sehr dankbar, Detective Decker, daß Sie ihr beigestanden haben. Rina hat uns erzählt, wie nett Sie waren. Sagen Sie ihr, daß eine Frau mit kleinen Kindern hier nichts zu suchen hat.«
Mr. Elias stand auf und gab seiner Tochter einen Kuß. Er nahm seine Frau am Arm und flüsterte auf ungarisch mit ihr, während er sie mit sich fortzog.
Rina hatte Tränen in den Augen. »Entschuldige, Peter. Aber es war ein strapaziöser Tag.«
»Das Protokoll hat Zeit, Rina. Es genügt, wenn du morgen früh ins Revier kommst.«
Sie setzte sich aufs Sofa, und er kam zu ihr.
»Ich habe es nicht ganz leicht hier, Peter. Die Jeschiwa ist eine Oberschule und ein College für Jungen. Die Frauen, die hier wohnen, sind entweder mit den Lehrern verheiratet oder mit den Gelehrten, die hier wissenschaftlich arbeiten, wie mein Mann es getan hat. Er lebte für seine Wissenschaft, und ich habe unterrichtet, damit er sich seinen Studien widmen konnte. Das gilt als ehrenvoll. Eine alleinstehende Frau ist hier tatsächlich fehl am Platz. Es ist nicht so, daß ich Angst davor hätte, wieder draußen zu leben. Es ist auch keine Geldfrage, arbeiten und sparsam wirtschaften bin ich gewöhnt. Aber sobald ich meine Sachen zusammenpacke und hier weggehe, werde ich von meiner Mutter mit Haut und Haaren verschlungen, das weiß ich genau.«
Die Tränen liefen ihr jetzt über die Wangen. Natürlich war daran nicht nur die Szene mit ihren Eltern schuld, sondern die ganze Anspannung dieses Tages, die sich in den Tränen löste. Decker hatte das schon oft bei den Opfern von Gewaltverbrechen erlebt. Er legte den Arm um Rinas zuckende Schultern. Zu seiner Überraschung schmiegte sie sich an ihn.
»Ich will dir mal was sagen, Rina. Eine Frau, die es fertigbringt, ihren Angreifer mit dem Knie kampfunfähig zu machen, wird sich nie von irgend jemandem verschlingen lassen.«
Sie lachte ein bißchen und lehnte den Kopf an seine Brust. Der bedächtige, gleichmäßige Rhythmus seines Herzschlags beruhigte sie. Sie legte die Arme um ihn, spürte seinen Körper an dem ihren. Er streifte ihr Kopftuch ab, zog ein paar Haarnadeln heraus, und das dichte schwarze Haar fiel ihr bis auf die Schultern.
Er legte Rina eine Hand unters Kinn, hob ihr Gesicht zu dem seinen und sah ihr in die Augen. »Findest du das nicht frustrierend?«
»Natürlich
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