Denn rein soll deine Seele sein
Sittenstrolch von Foothill weiß, und wenn sie noch mal anruft, schnappe ich sie mir. Marge Dunn soll sich den Jungen schon mal ohne Anwalt und ohne Eltern vornehmen, vielleicht wird er weich. Gegen eins müßte ich eigentlich wieder da sein. Dann kriegt er seinen Anwalt. Seht zu, daß ihr auch die Eltern ranschafft, oder wenigstens ein Elternteil. Wird gar nicht so einfach sein, sie sind beide arbeitslos und trinken. Und laßt den kleinen Stinker auf keinen Fall laufen, ehe ich mit ihm geredet habe.«
»Glaubst du, daß er was mit der Vergewaltigung in der Judenschule zu tun hat, Pete?« fragte Walsh.
»Mit dem Vandalismus dort bestimmt. Ob er auch an dem Überfall beteiligt war, weiß ich nicht genau.« Er klappte sein Notizbuch zu. »Aber das krieg ich noch heraus.«
13
Auf dem Kassettenrecorder liefen Songs von Lionel Richie. Gestern abend waren es die Pointer Sisters gewesen, in der vorigen Woche Smokey Robinson. Nett, mal wieder Popmusik zu hören, dachte Rina, während sie in der Mikwe aufwischte. Aber mehr noch als die Musik, die sie mitgebracht hatte, verbesserte Florence selbst Rinas Stimmungslage.
Der kaffeebraunen Florence Marley, eins achtzig groß und zwei Zentner schwer, die der Wachdienst ihnen geschickt hatte, nahm man durchaus ab, daß sie in der Lage war, die ihr anvertrauten Sachen und Personen zu schützen. Darüber hinaus war sie eine fröhliche, warmherzige Frau, die eine Fülle guter Rezepte parat hatte. Einige hatte Rina - nach den jüdischen Speisevorschriften abgeändert - schon ausprobiert, und mit diesem praktischen Erfahrungsschatz hatte Florence auch die anderen Frauen der Jeschiwa für sich gewonnen.
Rina sah auf die Uhr. »Du brauchst heute abend nicht zu warten, Florence. Detective Decker muß jeden Augenblick hier sein.«
»Kommt überhaupt nicht in Frage. Ich werde dich doch hier nicht allein lassen.« Florence wirbelte ihren Schlagstock herum und zog die beigefarbene Uniformhose hoch. »Ich schau mich mal draußen ein bißchen um«, sagte sie und tippte an ihren Revolver. »Bin in fünf Minuten wieder da.«
Rina schloß hinter ihr ab und suchte die schmutzige Wäsche zusammen. Dank Florence hatte sich das Klima der Angst, das in der Jeschiwa geherrscht hatte, weitgehend gelegt. Seit sie da war, hatte es keine verdächtigen Geräusche mehr gegeben, und die Frauen fühlten sich wieder sicherer.
Draußen hörte Rina lautes Rufen, und ihr Herz begann wieder zu jagen. Gedämpfte Worte, Schritte, dann ein Klopfen. Auf der Schwelle stand Decker, Florence im Rücken.
»Diese Lady hätte mir fast den Kopf abgerissen«, sagte er mit einem etwas schiefen Grinsen.
»Ich habe nur getan, wofür ich bezahlt werde, Sir.«
»Das war kein Vorwurf. Nur eine Feststellung. Sie könnten bei der Polizei noch ganz groß Karriere machen.«
Florence lachte laut auf. »Vorläufig habe ich dafür noch fünfzig Pfund zuviel auf den Rippen. Kann ich Sie jetzt mit dieser jungen Dame allein lassen?« Sie versetzte ihm einen freundschaftlichen Hieb auf den Rücken.
»Da müssen Sie schon die junge Dame selber fragen.«
Rina nickte. »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.«
»Okay, dann zieh ich jetzt ab.« Sie stellte den Kassettenrecorder ab, verstaute ihn in einem leeren Schrank und knuffte Deckers Schulter. »War nett, Sie kennenzulernen.«
»Ganz meinerseits.« Decker rieb sich den Rücken. »Die Frau hat einen verdammt harten Schlag. Ich könnte sie ohne weiteres gegen jeden meiner Kollegen aufstellen. Nur an Fordebrand würde sie sich wahrscheinlich die Zähne ausbeißen.«
»Wer ist Fordebrand?«
»Ein Kollege vom Morddezernat. Fünf Zentimeter kleiner als ich, aber mindestens sechzig Pfund schwerer. Alles Muskeln.«
»Du hast im Morddezernat gearbeitet?«
»Sieben Jahre.«
»Und warum bist du weggegangen?«
»Ich dachte mir, es müßte schön sein, mit Kindern zu arbeiten. Aber die Kinder, mit denen ich es zu tun habe, sind meist schlimmer als die Erwachsenen. Du kennst ja diese Fernsehschnulzen. Cop kümmert sich um verwahrlosten Jungen. Großer Konflikt. Harte Gespräche. Junge kommt immer wieder auf die schiefe Bahn. Cop läßt ihn nicht im Stich. Zum Schluß hält der Junge die Abschiedsrede in Harvard, blickt zurück auf eine schwere Jugend und dankt dem einen Menschen, der an ihn geglaubt hat. Dem Cop.«
Decker schüttelte den Kopf. »In Wirklichkeit sind die Kinder, mit denen wir uns herumschlagen müssen, knallhart. Innerlich und äußerlich.«
»Das klingt
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