Denn rein soll deine Seele sein
versöhnlicher. Er setzte ihr seine Baseballmütze auf. »Paß schön auf dich auf.«
»Du hast eine entzückende Tochter.«
Er strahlte sie an. »Ich werd's ihr ausrichten.«
Rina kam ziemlich früh zur Bibelstunde, aber Ruthie Zipperstein und Chana Marcus waren schon da. Rina freute sich auf das Buch Samuel, mit dem sie sich heute beschäftigen würden.
Es handelte von der aufregenden Regierungszeit des Königs David und war nicht nur historisch interessant, sondern gewährte auch tiefe Einblicke in menschliche Schwächen: David, der rechtschaffene Jude, der das Unsagbare tat, um die Frau zu gewinnen, die er begehrte, der Anführer, Gelehrte, Sünder und demütige Diener des Hashem...
Auch David hatte rotes Haar gehabt.
Sie setzte sich und erzählte den Frauen, wo ihre Jungen waren. Es würde sich sowieso herumsprechen, da war es besser, sie erfuhren es von ihr direkt.
»Es ist mir unbegreiflich, daß du ihm die Jungen anvertraut hast.«
»Es ist nur ein Baseballspiel, Ruthie.«
»Die Oberschule steht in Verhandlungen wegen einer Gruppenermäßigung«, sagte Chana. »Hättest du nicht solange warten können?«
»Darüber wird schon seit vier Monaten geredet. Die Saison ist fast vorbei. Und Peter hat -«
»Peter?« hakte Chana nach.
»Detective Decker hat von seinem Chef Tribünenplätze geschenkt bekommen. Ich konnte Shmueli einfach nicht mehr hinhalten.«
»Das scheint ja eine ziemlich dicke Freundschaft zwischen euch zu sein.«
»Ich brauche mich nicht zu rechtfertigen. Hashem weiß, was in meinem Herzen ist.«
Die beiden ließen sich ihr Mißfallen deutlich anmerken.
»Ich erwarte einen Vetter aus Baltimore«, sagte Chana. »Er ist achtundzwanzig, ein sehr netter Junge. Ein bißchen wie Yitzchak. Aber nicht ganz so ernsthaft. Er interessiert sich für die Universal Studios und für Disneyland -«
»Hast du von mir erzählt?«
»Beiläufig«, gab Ghana zu.
»Hast du ihm auch erzählt, daß ich Kinder habe?«
»Ja.«
»Und was hat er gesagt?«
»Gar nichts. Nur, daß er dich gern kennenlernen würde. Ich hab ihm gesagt, wie hübsch du bist. Shimon sieht gern hübsche Frauen. Kann ich ihm sagen, daß er dich anrufen soll?«
»Meinetwegen«, erwiderte Rina ohne besondere Begeisterung. Sie schlug ihren Text auf und las noch einmal den Abschnitt, in dem David Bathseba zum erstenmal zu Gesicht bekommt. »Da begab es sich des Abends... daß er vom Dache aus ein Weib sich baden sah. Das Weib aber war von sehr schöner Gestalt.«
Rina wußte, daß sie kein gewöhnliches Bad genommen hatte, sondern das Tauchbad in der Mikwe.
Sie fand ihn unter einer Ulme mit breit ausladenden Ästen. Direkt hinter dem schattenspendenden Baum war ein Eukalyptushain, der die Gegend mit würzigem Duft erfüllte. Der Tag war brütend heiß. Sie dachte an die Jungen im Stadion und wie schnell Kinder einen Sonnenstich bekommen konnten. Dann schob sie die Sorgen entschlossen beiseite. Peter war ein vernünftiger Mann.
Moshe hatte ein Gebetbuch im Schoß, er wiegte sich hin und her und pries den Herrn. Schweißtropfen standen ihm auf der Stirn, aber die Hitze schien ihm nichts auszumachen.
Rina setzte sich auf einen Laubhaufen neben ihm. Er nahm sie zunächst überhaupt nicht zur Kenntnis.
»Moshele«, sagte sie sanft. »Moshele, ich weiß, daß du mich hörst. Bitte, antworte mir, Moishy.«
Er sah sie flüchtig an und nickte.
»Wie geht es dir?«
»Baruch Hashem, mir geht es gut. Ja, sehr gut, vielen Dank. Mir geht es gut, Baruch Hashem.«
»Moshe, hat Zvi dir gesagt, was in jener Nacht vorgefallen ist?«
»Ja. Ja, das hat er. Er hat mir alles erklärt, jawohl.«
»Hat er dir gesagt, daß du nachts nicht mehr im Gelände herumlaufen sollst?«
»Ja, das hat er, vielen Dank. Das hat er, ja, das hat er.«
»Moshe, es ist sehr wichtig, daß du auf ihn hörst. Bis die Polizei den Täter erwischt hat, darfst du nicht mehr nachts in den Wald. Sonst denken sie, daß du es warst.«
»Ja, ich verstehe. Ich verstehe, was du sagst. Vielen Dank, ich verstehe.«
»Ich habe dich nachts im Wald gesehen, Moshe. Flo und ich haben dich zweimal in der letzten Woche gesehen. Und am Schabbes habe ich dich auch gesehen, als Steve Gilbert mich nach Hause gebracht hat. Das geht nicht mehr, Moshe, du darfst nachts nicht mehr draußen herumlaufen. In deinem eigenen Interesse. Hast du mich verstanden?«
»Ja, ich verstehe. Vielen Dank. Ja, ich verstehe. Danke dir, danke.«
»Es ist sehr wichtig, Moishy. Es ist wichtig für dich, für
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