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Denn rein soll deine Seele sein

Denn rein soll deine Seele sein

Titel: Denn rein soll deine Seele sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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sein.«
    Sie sahen sich einen Augenblick stumm an. Dann sagte Decker: »Die Kinder warten.«
    »Dank dir schön. Für alles.«
    »Gern geschehen. Paß gut auf dich auf, Rina. Und wenn dir danach ist, ruf einfach an. Auch wenn du nur mal guten Tag sagen willst.«
    »Mach ich.«
    Es war fast elf, und ihr war, als hörte sie draußen ein Geräusch. Es war nicht so laut oder so deutlich, daß es sie beunruhigt hätte, aber es brachte ihr ihre angreifbare Lage wieder zu Bewußtsein.
    Sollte sie Peter anrufen? Bildete sie sich die Geräusche am Ende nur ein, um einen Vorwand für den Anruf zu haben?
    Lächerlich. Sie war eine erwachsene Frau und konnte anrufen, wen sie wollte. Wenn du ihn anrufen willst, redete sie sich zu, ruf ihn an. Er hat ja gesagt, du könntest dich jederzeit melden. Rina griff nach dem Hörer.
    Was sollte sie sagen? Sie würde sich noch einmal bedanken, weil er die Kinder mitgenommen hatte. Das war höflich und unverbindlich. Aber es war elf Uhr abends. Und wenn schon... Er war bestimmt noch auf. Sie wählte und bekam prompt Herzklopfen vor Aufregung. Nach dem dritten Anschlag meldete sich eine kehlige Frauenstimme. Rina entschuldigte sich und wählte neu. Als dieselbe Stimme antwortete, legte sie auf, ohne etwas zu sagen. Sie wußte genau, daß sie sich nicht verwählt hatte.

15
    Florence hätte schon seit einer halben Stunde wieder zurück sein müssen, und Rina machte sich allmählich Sorgen. Sie legte die Klassenarbeiten zur Seite, stand auf und horchte an der Tür. Aber sie hörte nur Grillengezirp und eine Spottdrossel, die ihr Lied unermüdlich wiederholte. Sie zog die Vorhänge zurück und sah aus dem Fenster. Es war Vollmond, die Sterne funkelten. Draußen war kein Mensch zu sehen.
    Sie schaute zum Telefon hinüber. Vor ein paar Tagen hatte Peter angerufen und ihr angeboten, die Kinder am Sonntag auf die Ranch zu holen. Sie hatte sich bedankt und gesagt, sie würde es sich überlegen, aber ihre Stimme hatte sehr kühl geklungen. Peter hatte wissen wollen, ob bei ihr alles in Ordnung sei. Es hätte alles in schönster Ordnung sein können, wenn - ja, wenn diese Frau nicht gewesen wäre.
    Rina wurde den Gedanken an Peter und die Unbekannte mit der rauchigen Sexstimme nicht los. Gewiß, Peter war kein Mönch, sondern ein ganz normaler Mann, und sie hatte ihm keinen Anlaß gegeben, sich Hoffnungen zu machen - und trotzdem plagte sie die Eifersucht. Sie scheute sich, ihn anzurufen. Wenn nun die andere sich meldete?
    Doch schließlich war die Sorge um Florence stärker als kleinliche Eifersucht. Sie wählte Peters Privatnummer. Dort meldete sich niemand. Bitte, mach, daß er auf dem Revier ist, dachte sie. Sie versuchte es mit seiner Durchwahlnummer und atmete auf, als er gleich am Apparat war.
    »Peter, ich mache mir Sorgen. Ich glaube, Florence ist was passiert. Sie wollte Shayna Silver nach Hause bringen und hätte vor einer guten halben Stunde wieder hier sein müssen. Kann sein, daß sie noch einen Kontrollgang macht, aber ich trau mich nicht vor die Tür...«
    »Bleib, wo du bist, ich bin gleich bei dir.«
    Zehn Minuten marschierte sie stur auf und ab wie eine Palastwache. Das bringt nichts, dachte sie. Du mußt dich beschäftigen, dich ablenken. Sie beschloß, den Vorratsschrank durchzusehen. Das Haarwaschmittel ging zur Neige. Sie holte sich einen Stift und schrieb Shampoo auf eine Liste, die an das Korkbrett gepinnt war... Ihre Schrift war schief und zittrig.
    Nimm dich zusammen, Peter muß jeden Augenblick hier sein...
    Die Tür ratterte. Sie sah, wie der Türknauf sich bewegte. Ihr Herz raste, sie fing unbeherrscht an zu zittern. Das Rattern wurde lauter, heftiges Klopfen an der Tür folgte. Sie taumelte zum Telefon. Die heftigen Schläge an der Tür ließen den Boden erzittern. Der Hörer fiel ihr aus der Hand, aber sie bekam ihn wieder zu fassen und hielt ihn ans Ohr. Die Leitung war tot.
    Unvermittelt wurde es still. Die Knie wurden ihr weich, und sie sackte auf dem Fußboden zusammen. Dann splitterte Glas, blitzend und blinkend flogen Scherben an ihrem Kopf vorbei. Schützend legte sie die Hand vors Gesicht, spürte stechenden Schmerz an Armen und Beinen, rote Tropfen erschienen auf der Haut. Ein warmer Luftzug drängte ins Zimmer. Ein menschlicher Arm schob sich tastend hinter dem Vorhang hervor, war wieder verschwunden. Sie hörte Schritte, die sich entfernten, dann Deckers Stimme. »Rina!«
    Sie versuchte zu antworten, brachte aber nur ein mattes Stöhnen heraus. Zwei

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