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Denn rein soll deine Seele sein

Denn rein soll deine Seele sein

Titel: Denn rein soll deine Seele sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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sich Arme um sie legten, da war eine Brust, die Halt bot, sie hörte einen vertrauten Herzschlag. Sie klammerte sich an Peter, als könne nur er sie vor einem Sturz in den Abgrund bewahren.
    Dann merkte sie, wie jemand sie energisch am Ärmel zupfte. Chana Marcus zog sie von Peter weg. Verlegen trat Rina einen Schritt zurück und wischte sich mit einem Papiertaschentuch, das Chana ihr mit steinerner Miene reichte, die Tränen ab.
    »Ich bringe dich nach Hause, Rina«, erklärte Chana. Es klang wie ein Befehl. Rina sah Peter an. »Brauchst du mich hier noch?«
    »Ja, unbedingt, wir müssen noch etliche Punkte klären.«
    »Gut, dann warte ich da drüben.«
    Rina entfernte sich mit Chana. Aufdringliche Person, dachte Decker böse.
    Ed Fordebrand wischte sich den Schweiß von der Stirn und dem bulligen Nacken und kratzte sich. Sobald er eine Leiche zu Gesicht bekam, fing seine Haut an zu brennen, der gewaltige Bizeps war mit roten Pusteln übersät, und die Nase schwoll an. Er nahm die Brille ab und rieb sich die Augen.
    »Ich versteh das nicht«, sagte er zu Decker und kratzte an den Schwellungen herum. »Der Doktor, dieser Blödmann, behauptet, das spielt sich alles nur bei mir im Kopf ab. Aber ich frage dich, Deck, wieso krieg ich das Zeug dann am Körper?«
    »Und wenn du nun vom Morddezernat zur Sitte wechseln würdest?«
    »Dann würde mir ja dieser prächtige Anblick entgehen.« Fordebrand deutete auf die Tote. »Ich bin ein alter Dickschädel und mag einfach nicht zugeben, daß mir so was an die Nieren geht.«
    Decker zog eine Grimasse. »Mir ist es auch ganz schön auf den Magen geschlagen. Eine scheußliche Geschichte.«
    »Du bist ein richtiger Softie geworden, seit du nicht mehr im Morddezernat bist.«
    »Ich kannte die Frau, Ed. Sympathische Person.«
    »Eine Riesenschweinerei, das steht fest. Was meinst du, gibt's da eine Verbindung zu eurem Sittenstrolch?«
    »Das glaube ich schon.«
    »Wenn du das Morddezernat brauchst, Deck, bin ich natürlich für dich da, aber von mir aus kannst du dich da auch gern selber reinknien.«
    Decker schüttelte den Kopf. »Ich muß aufpassen, daß ich mich nicht allzusehr engagiere.«
    »Die hübsche Brünette?«
    »Erraten.«
    »Mit so was kommt man ganz gut durch die Midlife-Crisis, was?«
    »Oder man kommt dadurch erst hinein... In so einer Situation wird man leicht betriebsblind, und dann baut man garantiert Mist. Deshalb habe ich dich hergebeten.«
    »Was haben wir in der Hand?« fragte Fordebrand.
    »Eine Vergewaltigung, die sechs Wochen zurückliegt -«
    »Das Schwein aus Foothill?«
    »Wenn ich das wüßte... Bei dem medizinischen Gutachten gibt's Widersprüche, ich bin nie so ganz dahintergekommen, wie die Frau vergewaltigt worden ist. Vor allem aber stimmt es bei den Schuhen nicht. Das Opfer hat Sandalen getragen, keine hochhackigen Pumps. So aus dem Gefühl heraus würde ich nein sagen.«
    »Okay, eine Vergewaltigung also.« Fordebrand verzog das Gesicht und kratzte sich im Nacken. »Jetzt ein Mord, mehr oder minder an der gleichen Stelle. Das ist schon ein sehr merkwürdiger Zufall. Was noch?«
    »Die Mikwe, ein jüdisches rituelles Bad. Jemand hat heute nacht das Fenster eingeschlagen und versucht, in das Haus hineinzukommen. Zum Glück bin ich aufgetaucht und hab ihn vertrieben. Aber wenn er kaltschnäuzig genug war, dort einzubrechen, nachdem er die Frau vom Wachdienst umgebracht hat, versucht er's bestimmt wieder.«
    »Du glaubst, er ist hinter ihr her?«
    »Ja, das glaube ich«, bestätigte Decker düster. »Bisher hat er nur hier versucht, an sie heranzukommen, und nicht bei ihr zu Hause. Das könnte bedeuten, daß er auf die Mikwe und nicht auf sie fixiert ist, vielleicht hatte er aber auch bisher nur nicht genug Mumm dazu. Sie hat zwei kleine Söhne, Ed.«
    »Wo sind die Kinder jetzt?«
    »Bei einer Nachbarin. Florence hat die Jungs immer hingebracht. Wenn Rina mit ihrer Arbeit in der Mikwe fertig war, haben sie die Kinder abgeholt, und dann hat Florence alle drei nach Hause begleitet.«
    »Könnte sie nicht mal für eine Weile hier wegziehen?«
    »Ich werde es ihr jedenfalls vorschlagen.«
    »Gibt's schon Verdächtige?«
    »Zwei Freaks, ich gehe der Sache nach.«
    »Enttäuschte Liebhaber?«
    Decker lächelte. »So konkret würde ich es nicht sagen. Mag sein, daß sie sich Hoffnungen gemacht haben, aber über einen ersten Landeversuch sind sie bestimmt nicht hinausgekommen.«
    Fordebrand schlug ihm auf die Schulter. »Ich bin total ausgebucht, Deck.

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