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Denn rein soll deine Seele sein

Denn rein soll deine Seele sein

Titel: Denn rein soll deine Seele sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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kleiner Junge rannte in ihn hinein, lächelte scheu und lief wieder davon. Die Kinder waren in ihrem Sonntagsstaat, was sie aber nicht am Rennen und Toben hinderte, obwohl die Mütter immer wieder versuchten, sie zur Ruhe zu bringen. Nur die Schüchternsten blieben in der Nähe der Eltern und stopften sich zum Trost mit Süßigkeiten voll.
    Jetzt bot sich Decker eine Chance, zu Flos weinendem Ehemann hinüberzugehen. Joe Marley war ein großer, kräftiger Mann, aber Erschöpfung und Kummer hatten ihm sichtlich zugesetzt.
    »Sie müssen der Kriminalbeamte sein«, sagte er müde.
    »Ja, ich bin Detective Peter Decker und bearbeite den Mordfall. Ich habe Ihre Frau kennengelernt, sie war mir sehr sympathisch. Es tut mir sehr leid, Mr. Marley.«
    Joe nickte dankbar. »Florence hatte keine Feinde, falls Sie das fragen wollten. Schauen Sie sich die vielen Leute hier an, das waren alles ihre Freunde.«
    Er seufzte. »Sie wollte so gern zur Kriminalpolizei, aber ich habe ihr immer wieder gesagt, was für ein gefährlicher Job das ist. Außerdem - Sie haben Florence ja gesehen, sie aß zu gern. Da hat sie sich bei einem Wachdienst ausbilden lassen, und mir ist ein Stein vom Herzen gefallen. Bei einem Wachdienst kann ja nicht viel passieren, habe ich mir gesagt...«
    Marley packte Decker am Arm. »Wer war es?«
    »Ich weiß es nicht, Mr. Marley.«
    »Ich hab gehört, daß Sie einen verhaftet haben.«
    »Es war nicht der Richtige. Außerdem hatten wir nicht genug Beweismaterial, um Mordanklage erheben zu können.«
    »Wollen Sie wissen, was ich von Ihrem Beweismaterial halte?« Marley spuckte auf den Boden. »So viel halte ich davon.«
    Decker sagte nichts. Marley suchte verzweifelt einen Sündenbock - oder zumindest jemanden, bei dem er seine ohnmächtige Wut loswerden konnte. Wenn es dem armen Kerl guttut, dachte Decker, gebe ich mich ruhig dafür her. Aber Marleys Zorn war schon verraucht. »Warum sind Sie gekommen?« fragte er leise.
    »Um Ihnen mein Beileid auszusprechen. Und um Ihnen zu sagen, daß wir alles tun werden, was in unserer Macht steht, um den Mörder Ihrer Frau zu finden.«
    Joe senkte den Kopf und nickte.
    »Wenn Sie ein bißchen zur Ruhe gekommen sind, Mr. Marley, fällt Ihnen vielleicht noch das eine oder andere ein. Kann sein, daß Florence etwas von der Mikwe erzählt hat...«
    »Das Milieu war ihr fremd, aber es hat ihr gefallen. Sie mochte die Frauen, und die Frauen mochten sie, haben ihr sogar was zum Geburtstag geschenkt...«
    Joe seufzte tief auf.
    »Hat sie vielleicht mal erwähnt, daß sie irgend jemanden gesehen hat, der sich dort auf dem Gelände herumgedrückt hat?«
    »Nicht daß ich wüßte.«
    »Belasten Sie sich jetzt nicht damit, Joe. Wenn Ihnen etwas einfällt, rufen Sie mich an, ja?«
    Decker gab ihm seine Karte. Als er auf die Straße trat, schlug ihm die Hitze entgegen. Auf dem Weg zu seinem Wagen sprach ihn der Pfarrer an, ein dunkelhäutiger, schlanker junger Mann mit kurzem Kraushaar, Priesterkragen und dunklem Anzug.
    »Sie sind der zuständige Beamte?«
    Decker nickte.
    »Gibt es etwas Neues?«
    »Leider dauern diese Dinge ihre Zeit.«
    »Mit anderen Worten - Fehlanzeige.«
    Decker verzog keine Miene.
    »Wir haben einen Gedächtnisfonds für Florence Marley eingerichtet. Mit dem Geld wollen wir zur Erinnerung an sie in der Kirche einen neuen Gemeindesaal bauen. Wären auch Sie bereit, eine kleine Spende zu geben?«
    Decker zückte seufzend die Brieftasche und gab dem Pfarrer einen Zwanziger und einen Zehner. Jetzt war er blank bis auf den letzten Dollar.
    »Sie sind sehr großzügig.«
    »Nicht der Rede wert. Man tut, was man kann.«
    Decker geriet in den Stau auf dem Harbor Freeway nach Norden. Aus Erfahrung wußte er, daß einem gar nichts anderes übrigblieb, als sich in Geduld zu üben. Er ging mit dem Plymouth auf die linke Spur. Dabei setzte er sich vor einen Datsun, der ihn wütend anhupte. Decker reagierte nicht. Aber als sie beide standen, steckte der Fahrer des Datsun den Kopf zum Fenster hinaus und überschüttete ihn mit einem Schwall wüster Beschimpfungen.
    Kurz darauf geriet die Schlange wieder in Bewegung. Decker nahm das rote Blinklicht, befestigte es auf dem Dach des Dienstwagens und winkte den Datsun auf den Randstreifen.
    Decker stieg aus und sah durchs Rückfenster. Nichts Verdächtiges. Er besah sich den Fahrer. Typ Jungmanager. Modisches Jackett. Seidenkrawatte. Geschniegeltes Bärtchen. Hatte wahrscheinlich eine feine Eigentumswohnung und kokste am

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