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Denn Wahrheit musst du suchen

Denn Wahrheit musst du suchen

Titel: Denn Wahrheit musst du suchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Daugherty
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das ist nicht meine Entscheidung.«
    Eine Stimme antwortete.
    »Möchtest du jetzt mit ihr sprechen?«, fragte Isabelle. Dann streckte sie Allie das Telefon entgegen, doch die machte keine Anstalten, danach zu greifen. »Jetzt geh schon ran«, insistierte Isabelle eisig.
    Allie schluckte schwer und nahm den Apparat, der noch warm von Isabelles Hand war. »Hallo?«, sagte sie mit belegter Stimme.
    »Allie, hier ist deine Großmutter. Offenbar gibt es einiges, worüber wir reden müssen.«

[zurück]

Sechs
    »Ich verstehe, warum du dich in Cimmeria nicht mehr sicher fühlst.« Lucinda sprach seltsam monoton, als würde sie bei einem Geschäftsmeeting Fakten auflisten. »Ja, es gibt in Cimmeria jemanden, der gegen uns arbeitet, ja, diese Person ist gefährlich, und nein, ich weiß nicht, wer es ist. Aber du kannst dich darauf verlassen, dass in der Schule immer Leute um dich herum sein werden, die wenigstens versuchen werden, dich zu beschützen.«
    Allie seufzte ungeduldig – all das wusste sie doch längst. Lucinda machte eine Pause. Als sie weitersprach, war ihr Tonfall eindringlicher.
    »Bisher ist es uns nicht gelungen, dich zu beschützen, Allie, und das gilt auch und vor allem für deine Freundin Jo. Und wenn ich dir versprechen würde, dass niemandem mehr wehgetan wird, dann müsste ich lügen.« Ihre Worte klangen wahrhaftig. Allies Herz schlug schneller, und sie umklammerte den Hörer, als hätte sie Angst, er könne ihr entgleiten.
    »Ich weiß genau, was Nathaniels Schläger euch angetan haben. Wenn ich du wäre, würde ich auch so weit und schnell fortlaufen wollen, wie ich könnte, um all das hinter mir zu lassen. Aber wie schnell du auch läufst, irgendwann wird Nathaniel dich finden.« Lucindas Stimme bekam fast etwas Beschwörendes. »Und deshalb bitte ich dich: Lauf nicht weg, Allie. Bleib da. Und lass uns gemeinsam zurückschlagen.«
    Allie war überrascht. Bat ihre Großmutter sie etwa um Hilfe?
    »Zurückschlagen?«, fragte sie. »Wie denn?«
    »Nathaniel ist außer Kontrolle geraten, Allie, und dafür soll er büßen. Ich möchte, dass sein Plan scheitert. Ich möchte, dass seine Mörderbande ins Gefängnis kommt. Ich möchte herausfinden, wer von unseren Freunden ihm hilft, und mir diesen Verräter dann persönlich vorknöpfen.« Lucindas Stimme war nun kalt und präzise wie ein Eispickel. »Ich möchte alle Bestrebungen Nathaniels zunichtemachen. Aber dazu benötige ich deine Hilfe. Wenn du in Cimmeria bleibst, dann verspreche ich dir, dass Gabe für seine Taten büßen wird. Genauso wie derjenige, der ihm in jener Nacht das Tor geöffnet hat.«
    Die Gehässigkeit in ihrer Stimme ließ keinen Zweifel daran, dass Lucinda es ernst meinte.
    Sie will Rache
, dachte Allie und ließ den Gedanken reifen, bis sie an nichts anderes mehr denken konnte. Sie würde Jos Tod rächen, die Mörder für ihre Tat bezahlen lassen. Der Preis dafür war, Lucinda zu vertrauen. Aber konnte sie das? Worauf sollte sich ihr Vertrauen stützen? Auf ein Wort, ein Gefühl, auf die zarten, verschlungenen DNA -Stränge, die sie miteinander verbanden?
    Das reichte ihr nicht. Sie musste sichergehen, dass sie Lucinda trauen konnte. Und dafür musste sie mehr erfahren.
    »Warum rufen wir nicht einfach die Polizei?«, fragte sie. »Wenn wir denen erzählen, was passiert ist, werden sie ihn doch verhaften, oder?«
    Lucindas Zögern entging Allie nicht. »Ich fürchte, dass der zuständige Innenminister ein großer Fan von Nathaniel ist.«
    Irritiert starrte Allie das Telefon an. Wieso sollte ein Mitglied der Regierung Nathaniel Gehör schenken? Er war völlig verrückt. Doch dann überlegte sie, wie die Polizisten sie am Morgen behandelt hatten, und ihr wurde kalt ums Herz.
    Traurig sagte sie: »Aber die Polizei müsste ihn doch verhaften! Wie ist so was überhaupt
möglich

    »Es geht um Macht«, sagte Lucinda. »Und um Kontrolle. Ich besitze sie. Nathaniel will sie. Ganz einfach.«
    »Nichts ist einfach«, erwiderte Allie scharf. »Ich kapiere nämlich gar nichts mehr.«
    »Oh doch. Denk nach, Allie«, erwiderte Lucinda. Es klang wie ein leises, bedrohliches Knurren. »Weißt du nach all den Monaten immer noch nicht, in was du da hineingeraten bist? Im tiefsten Inneren weißt du es doch schon längst!«
    Das Telefon in Allies Hand fühlte sich plötzlich wie eine heiße Kartoffel an. Allie ging im Geist noch einmal die vergangenen Monate durch – alles, was sie erzählt bekommen hatte. Und mit einem Mal fügten sich die

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