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Denn Wahrheit musst du suchen

Denn Wahrheit musst du suchen

Titel: Denn Wahrheit musst du suchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Daugherty
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Isabelle«, sagte Jerry.
    Doch das schien Isabelle nicht zu besänftigen. »Finde nur raus, was für Beamte das waren«, sagte sie. »Ich würde mich gern selber darum kümmern.«
    Die Fragerei hörte gar nicht mehr auf. Allies Kopfschmerzen wurden immer schlimmer. Zudem war sie hungrig und müde. Ihre Antworten wurden mit der Zeit immer pampiger.
    »Es wäre schön gewesen, wenn ihr euch genauso viel Mühe gegeben hättet, herauszufinden, wer Nathaniels Spion ist«, sagte sie schroff. Isabelle zeigte keine Reaktion, doch Jerry funkelte sie böse an.
    »Woher willst du wissen, dass Mark nicht für Nathaniel arbeitet?«, fragte er.
    »Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?«, schnaubte sie. Allein schon bei der Vorstellung musste sie lachen. Das war ein Fehler.
    »Findest du das lustig?«, fragte Jerry. Er schrie es beinahe.
    Ehe Allie antworten konnte, hob Isabelle die Hand. »Schluss jetzt! Alle beide.«
    Allie ließ die Schultern hängen. Sie war hundemüde. Ihre Schläfen pochten wie verrückt. Sie konnte einfach nicht mehr klar denken.
    Isabelle wandte sich ihr wieder zu. Zum ersten Mal an diesem Tag sah sie nicht wütend aus, sondern traurig. »Beantworte mir nur noch diese eine letzte Frage, Allie. Was hast du Mark über Cimmeria erzählt?«
    Hastig spulte Allie im Geiste ihre verschwommenen Erinnerungen ab, wie sie im Suff von der Night School und Carter geschwafelt hatte. Von Nathaniel und Isabelle. Von der Security und der Bedrohung. Von Jo.
    Ohne mit der Wimper zu zucken, sagte sie: »Nichts.«
    »Und wir sollen dir jetzt glauben, dass du von hier abgehauen bist und die Nacht mit diesem Jungen verbracht hast, ohne ihm was zu erzählen?«, fragte Jerry mit deutlicher Skepsis in der Stimme.
    Da ging Allie der Hut hoch. Sie wirbelte herum und blaffte: »Ich bin nicht mit Mark abgehauen, um ihm eure tollen Geheimnisse zu erzählen. Ich bin abgehauen, weil ich es hier nicht mehr ausgehalten habe. Weil einer von euch Nathaniel dabei geholfen hat, Jo umzubringen, und ihr nichts unternommen habt, um denjenigen zu finden. Die Sache ist einfach, dass ich mich hier nicht mehr sicher fühle. Keiner ist hier mehr sicher.«
    Sie presste die Fingerspitzen gegen ihre brennenden Lider. »Ich wollte nur mit meinem Freund zusammen sein.«
    »Wenn du nicht aufpasst, wirst du bald dauerhaft Gelegenheit dazu haben«, murmelte Jerry.
    »Wenn ihr mich rausschmeißen wollt, wieso habt ihr euch dann die Mühe gemacht, mich hierher zurückzubringen?«, schoss Allie genervt zurück. »Du kannst verfickt noch mal froh sein …«
    »Nicht in diesem Ton, Allie!«, fuhr Isabelle scharf dazwischen. »So redest du mir mit keinem Lehrer. Nur weil du einen schlechten Tag hast, sind noch lange nicht die Regeln des zivilisierten Miteinanders aufgehoben.« Sie wandte sich ihrem Kollegen zu und sagte:
    »Wenn es dir nichts ausmacht, wäre ich gern ein paar Minuten ungestört mit Allie. Lässt du uns bitte allein?«
     
    Als Jerry fort war, lehnte sich Isabelle gegen die Tür, ließ die Schultern hängen und starrte auf den Fußboden. So verletzlich hatte Allie sie noch nie erlebt, und es versetzte ihr unwillkürlich einen Stich ins Herz, sie so zu sehen.
    »Hör mal, Isabelle«, sagte sie zögernd, »vielleicht sollte ich wirklich einfach gehen.«
    Isabelle hob den Kopf und bedachte sie mit einem stählernen, anklagenden Blick. »Allie, du hast hier erst mal gar nichts zu melden. Du hast so ziemlich jede Regel der Internatsordnung gebrochen. Du hast mein Vertrauen missbraucht. Und du hast mich bestohlen.«
    Ihr Ton war so verletzt und wütend, dass Allies Panzer für einen Moment Risse bekam. Ihre Unterlippe begann zu zittern. So ganz unrecht hatte die Rektorin nicht. Isabelle hatte sich um sie gekümmert, auf sie aufgepasst – ja, vielleicht liebte sie Allie sogar. Und Allie? Sie hatte Isabelle hintergangen.
    Mit Recht
, redete sie sich zum tausendsten Mal ein.
Schließlich hat sie zugelassen, dass Jo stirbt.
    Aber irgendwie war dieser Gedanke auch kein Trost mehr.
    Als ob sie Gedanken lesen konnte, sagte Isabelle leise: »Ich weiß nicht, wie wir einander je wieder vertrauen sollen. Vielleicht hat Jerry ja recht. Und die Sache ist schon so aus dem Ruder gelaufen, dass du hier nicht mehr hingehörst. Vielleicht sollte ich dir einfach nachgeben: Sie griff in ihre Tasche, zog ihr Handy hervor –
irgendjemand muss es im Wald gefunden haben
, dachte Allie – und scrollte ihre Kontakte durch. Sie drückte auf die Wähltaste und sagte: »Aber

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