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Denn wer zuletzt stirbt

Denn wer zuletzt stirbt

Titel: Denn wer zuletzt stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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dieser Patienten von dir hätte man bei rechtzeitiger Verlegung auf die Intensivstation retten können. Zu diesem Ergebnis würde jedenfalls eine unabhängige Untersuchung kommen, glaube ich.«
    War er einfach nur sauer über die Mehrarbeit, deren Verursacher er in mir sah, oder was meinte er mit diesem Hinweis
    auf eine unabhängige Untersuchung und deren Ergebnis für mich?
    Am Abend rief Michael Thiel an. Er hatte endlich das Blut von Herrn Kiesgruber durch seine Analyseautomaten laufen lassen.
    »Tut mir leid, Felix, daß es so lange gedauert hat. Aber ohne Bezahlung konnte ich dein Serum immer nur bei anderen Aufträgen mitlaufen lassen. Hier das Ergebnis: nichts! Keine Überdosis, kein exotisches Gift, nada. Scheint alles sauber an deiner Klinik.«
    Nichts in den Akten, nichts in Kiesgrubers Blut! Hatte ich mich in dieser Sache total verrannt? Und was war mit der falschen Sicherung bei Winter?

7

    Tatsächlich blieb bei Tante Hilde das Fieber, durch Trixis Besuch so wundersam auf Normalwert gesenkt, verschwunden. Aber leider blieb auch sonst alles beim Alten. Standhaft verweigerte sie weiterhin jede Art von aktivem Training. Sie komme doch toll mit dem Rollstuhl zurecht, und erst einmal zu Hause, würde sie fleißig üben.
    »Das wirst du auch müssen, Tante Hilde. Denn mit diesem Rollstuhl kommst du in der Wohnung nicht über die Schwellen.«
    Einen Moment schien sie ernsthaft die Aufnahme von Gehübungen zu erwägen, aber die Lösung war schnell gefunden. »Kannst du mir doch wegmachen, die Schwellen!«
    Na, klar, wer denn sonst.
    Ich erzählte Celine von meinen Schwierigkeiten mit Tante Hilde, von ihrer fehlenden Einsicht und daß sie auch nicht damit aufhörte, der ganzen Station von ihrer schönen Wohnung zu erzählen.
    »Ist doch gar nicht so schlecht. Wenn du schön aufpaßt, kommen wir über deine Tante vielleicht an unseren Täter.«
    Das gab den Ausschlag. Ginge etwas schief, würde ich mir ewig vorwerfen, meine eigene Tante als Köder mißbraucht zu haben.
    Schon in der folgenden Nacht schlug ich in Hildes Wohnung die Schwellen weg, statt mit Celine ins Kino zu gehen. Und am nächsten Montag entließ ich Tante Hilde nach Hause. Inzwischen war die Kontraktur in ihrem rechten Knie so verfestigt, daß Gehübungen sowieso keinen Sinn mehr machten. Ich mußte es einsehen, ich hatte mich doch nicht genug um meine Tante gekümmert.
    Vor Einführung der Pflegeversicherung gestaltete sich die Entlassung eines hilfsbedürftigen Menschen problematisch bis unmöglich, das wenigstens hatte sich geändert. Ambulante Pflegedienste waren mit dem neuen Gesetz wie Pilze aus dem Boden geschossen und inzwischen in der Regel ohne längere Vorwarnzeit einsatzbereit.
    Ich arbeitete fast immer mit dem »Hauspflegedienst Süd« zusammen, einer Gründung von Margitta Seeger, vorher lange Jahre Schwester bei uns. Als ich dort anrief, war zwar Margitta nicht zu sprechen, aber die Frau, die meinen Anruf entgegennahm, machte einen kompetenten Eindruck und wußte, wovon ich sprach. »Bluthochdruck«, »Angina pectoris« und »Beugekontraktur nach Hüftprothese« waren ihr keine Fremdwörter.
    »Geht in Ordnung, Herr Dr. Hoffmann. Habe ich alles notiert. Wir fangen am nächsten Montag an, Taubertstraße 12. Die Medikamente für die ersten Tage geben Sie mit, wegen des Wohnungsschlüssels koordinieren wir uns mit den Leuten vom Krankentransport, das ist kein Problem. Sie brauchen nur anzurufen, falls sich am Entlassungstermin Ihrer Patientin etwas ändert.«
    Alles war organisiert. Ich brauchte nur noch die Formulare für die Pflegeversicherung auszufüllen. Am Montag schafften wir Tante Hilde mitsamt Rollstuhl in den Krankenwagen. Am Abend brachte ich ihr den Hund vorbei. Er durfte zurück in das warme Bett seines Alpha Tiers und zu dem mit Zeitungspapier ausgelegten Balkon. Nicht, das mir dieser häßliche Kläffköter ans Herz gewachsen wäre. Trotzdem schien mir meine Wohnung bei meiner Rückkehr seltsam unbewohnt.
    Seit Kiesgrubers Tod hatte es nun schon über zwei Wochen keinen Sterbefall mehr auf meiner Station gegeben – Zufall oder Folge von Beates Warnung auf der Vollversammlung? Ich erkundigte mich bei Beate, es hatte noch niemand sein Gewissen bei ihr erleichtert. Auf meiner geheimen Liste der Verdächtigen hielt weiterhin Schwester Renate Platz eins mit Makler Marske als Profiteur ohne direkte Beteiligung, Rest unbesetzt.
    Ein paar Tage nach Tante Hildes Entlassung sprach mich Renate darauf an. Vorausgegangen war ein

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