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Denn wer zuletzt stirbt

Denn wer zuletzt stirbt

Titel: Denn wer zuletzt stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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zu haben.

    Tatsächlich meldete sich Margitta schon zwei Abende später. Sie hätte sich ein wenig umgehört und ihre Mitarbeiter befragt. Sie meine zwar immer noch, daß meine Verdächtigungen total absurd seien, andererseits gäbe es jemanden an der Klinik, nicht etwa in ihrem Hauspflegedienst, der finanziell erheblich in der Klemme sei und eventuell Kontakt zu ihrem Bruder habe.
    »Wer soll das sein, Margitta?«
    »Ich möchte keine falschen Verdächtigungen in die Welt setzen, schon gar nicht am Telefon. Aber wenn dieser Hinweis stimmt, habe ich eine ziemlich konkrete Vorstellung, wo Ihr Hund im Moment sein könnte, Felix. Sie sind doch noch an dem Hund interessiert?«
    »Selbstverständlich bin ich das.«
    »Dann kommen Sie am besten gleich bei mir vorbei.«
    Ich sagte zu und legte auf. Ein erstaunliches Telefonat! Unser Gespräch vorgestern hatte sich allein auf tote Patienten ihres Pflegedienstes bezogen, ich hatte ihr nichts von Winter oder Kiesgruber erzählt. Und jetzt brachte Margitta selbst einen Kontakt in der Klinik ins Spiel!
    Ich zog mich warm an und suchte nach meinen Autoschlüsseln. Was hatte Margitta vor? Würde sie es erneut mit ihren Verführungskünsten versuchen? Und wie würde ich heute reagieren? Ich befahl meinen stets bereiten Hormonen, sich in ihre Drüsen zurückzuziehen, und machte mich auf den Weg.
    Margitta empfing mich schon vor ihrem Haus, diesmal in ein exotisches Pelztier vermummt, das sicher unter Artenschutz stand. Wenigstens war es nicht Hund. Ich schaute mich um, keine Spur von Trixi.
    »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, daß ich Ihren Hund nicht habe. Heute genausowenig wie vorgestern. Ich glaube, wir müssen eine kleine Landpartie machen.«
    »Wie weit?«
    Ich neige nicht dazu, mein Geld in volle Benzintanks zu investieren.
    »Märkische Schweiz. Ihr Hund freut sich wahrscheinlich über viel Auslauf und gute Landluft. Fahren Sie einfach immer hinter mir her.«
    Obgleich wir schon Anfang April hatten, war es knapp unter Null, und die Luft roch nach Schnee. Margittas bequemer BMW mit ABS und Winterreifen war somit sicher die bessere Wahl als mein inzwischen sechzehn Jahre alter Golf auf weitgehend abgefahrenem Profil. Also konnte ich gut verstehen, daß Margitta ihren BMW dem Beifahrersitz in meinem klapperigen Golf vorzog. Warum aber hatte sie mir nicht angeboten, bei ihr mitzufahren?
    Das wunderte mich, obgleich ich eine solche Einladung wahrscheinlich abgelehnt hätte. Ich hatte keine Lust auf eine weitere Stunde Smalltalk mit Margitta. Auch nicht darauf, mich plötzlich irgendwo in der märkischen Winterlandschaft ausgesetzt zu finden, entsprächen meine Antworten nicht ihren Erwartungen.
    »Gut, ich fahre hinter Ihnen her. Bleiben Sie nur bitte unter hundertzwanzig!«
    Trotz der Kälte kurbelte ich mein Fenster hinunter und stellte Heizung und Ventilator auf volle Leistung. Vielleicht würde ich so wenigstens nachher auf der Autobahn nicht alle zwei Minuten ein Guckloch in meine Frontscheibe kratzen müssen.
    Der Schneeregen begann kurz hinter dem Autobahndreieck Spreeau. Die Absprache, das Tempo unter hundertzwanzig zu halten, nahm Margitta trotzdem nicht ernst, in ihrem BMW schienen ihr hundertfünfundvierzig wahrscheinlich immer noch moderat, während mein Golf bei dieser Geschwindigkeit nur mit Widerwillen meinen Anordnungen nachkam. Und nun noch dieses Schmuddelwetter! Die Wischerblätter, auch nicht mehr ganz neu, hatten erhebliche Schwierigkeiten, den Matsch beiseite zu schieben, und ich, trotz jetzt nicht mehr beschlagender Frontscheibe, überhaupt die Rücklichter von Margittas Wagen im Auge zu behalten. Plötzlich wußte ich, wo es hinging. Mein Kollege Valenta hat ein Wochenendhaus in der märkischen Schweiz, natürlich! Ich selbst hatte ihm seinerzeit geholfen, das Dach der alten Scheune neu zu decken. Was hatte mich nur so lange mit Blindheit geschlagen?
    Valenta, der mir einreden wollte, Renate könne in der Silvesternacht nicht in Winters Zimmer gewesen sein! Valenta, dem ich die ganze Geschichte erzählt hatte, nur wenige Tage, bevor Trixi entführt worden war! Kein Wunder, daß er in den Akten von meinen verstorbenen Patienten keine Ungereimtheiten hatte entdecken können! Und wer, wenn nicht Valenta mit seinen riskanten Börsenspekulationen, sollte Margittas Kontakt in der Klinik mit mächtigen finanziellen Problemen sein? Ich brauchte mich nicht mehr bemühen, mit Margittas BMW Schritt zu halten, unser Ziel würde ich auch alleine finden.
    Als ich

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