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Denn wer zuletzt stirbt

Denn wer zuletzt stirbt

Titel: Denn wer zuletzt stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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Gar nicht! Und ich weiß auch nicht, worauf Sie hinauswollen. Unterstellen Sie mir, zusätzlich zu meinem Pflegedienst in Immobilien zu machen? Da kann ich Ihnen versichern, daß ich mit dem Hauspflegedienst ausreichend beschäftigt bin.«
    »Und Ihr Bruder?«
    »Was ist mit meinem Bruder?«
    Ich gab einen Teil meines Wissens preis. Margitta hörte zu, ohne mich zu unterbrechen.
    »Was Sie da erzählen ist vollkommen absurd. Aber nehmen wir für den Moment einmal an, es verhielte sich so, wie Sie behaupten, Dr. Hoffmann. Jemand, zum Beispiel einer meiner Mitarbeiter, würde also meinen Bruder, der übrigens tatsächlich im Immobiliengeschäft tätig ist, wenigstens da haben Sie recht, frühzeitig über Todesfälle bei von uns betreuten Patienten informieren. Das ist es doch, was Sie mir vorwerfen. Meinen Sie wirklich, das wäre strafbar?«
    »Jedenfalls könnte es eine Untersuchung wert sein, woher Ihr Bruder so genau weiß, daß und wann diese Leute sterben.« Margitta blies den Rauch ihrer Zigarette in meine Richtung.
    »Sie enttäuschen mich. Wollen Sie wirklich behaupten, Ihnen wäre es nicht möglich, den Tod Ihrer Patienten ein bis zwei Tage vorherzusagen? Das glaube ich Ihnen nicht. Wir arbeiten hier nur mit examinierten Pflegekräften, nicht mit irgendwelchem Aushilfspersonal. Die jedenfalls können das.«
    Ich ließ diesen Punkt vorerst auf sich beruhen.
    »Und Sie meinen, es ist auch nicht strafbar, wenn Sie diese Menschen dann weiterleben lassen?«
    »Weiterleben lassen?«
    »Ja. Nach ihrem Tod weiter Pflegeleistungen abrechnen, weiter die Rente kassieren.«
    »Wie stellen Sie sich das vor? Glauben Sie, wir verscharren die Leute, die ohne Angehörige versterben, irgendwo im Wald?«
    »Das ist nicht notwendig. Bei Herrn Oelert haben Sie sogar die Grabstelle bezahlt.«
    »Das war etwas anderes, das ist leicht erklärt ...«
    Zum erstenmal eine Spur Unsicherheit bei Margitta. Ich wollte gleich nachlegen und fragte nach den ungeöffneten Kuverts in ihrer Mülltonne und wie es möglich war, daß ich Geld auf das Konto eines lange Verstorbenen einzahlen konnte.
    Offensichtlich ein Fehler, Margitta wirkte wieder entspannt.
    »Wissen Sie, Felix, wenn es diese Kuverts wirklich gibt – wie wollen Sie beweisen, daß Sie die aus unserem Müll gefischt haben? Und finden Sie einen Arzt, der plötzlich nachts in fremden Mülltonnen herumwühlt, nicht auch ein wenig merkwürdig? Kann es sein, daß Sie der Tod Ihrer Frau Tante mehr mitgenommen hat, als Ihnen bewußt ist? Irgendwelche Schuldkomplexe oder so etwas?«
    Sicher hatte sie es darauf angelegt und hatte es auch geschafft: Ich war jetzt wütend, denn der Vorwurf, mich zu selten und zu wenig um Tante Hilde gekümmert zu haben, enthielt ein Körnchen Wahrheit. Und Wut, zeigte sich schnell, ist bei keiner Konfrontation ein guter Ratgeber.
    »Hören Sie zu, Margitta. Ich glaube, Sie würden sich wundern, was ich alles beweisen könnte. Vielleicht sogar, wie diese Leute wirklich gestorben sind und warum. Erst einmal aber geben Sie mir meinen Hund zurück!«
    Margitta tat vollkommen überrascht.
    »Was für einen Hund? Seit wann haben Sie ein Haustier? So etwas hatten Sie doch früher nicht.«
    »Ich spreche von dem Hund, der entführt worden ist, um mich damit zu erpressen.«
    Margitta reagierte, wie man es am wenigsten gut aushält – sie lachte.
    »Nun kommt auch noch Hundeentführung ins Spiel. Was steht da drauf? Lebenslänglich? Wissen Sie, Dr. Hoffmann, ich glaube wirklich, Sie haben irgendein Problem. Ich weiß nur nicht, warum Sie damit ausgerechnet zu mir kommen. Aber bitte, wenn es Sie beruhigt, schauen Sie sich um, ob Sie Ihren Hund hier finden. Fühlen Sie sich ganz wie zu Hause. Gleich geradeaus geht es übrigens in mein Schlafzimmer.«
    War ihr Angebot eine Offerte ohne Risiko, weil sie Trixi weiß Gott wo eingesperrt hielt? Es gab nur einen Weg, das herauszufinden. Und außerdem, sagte ich mir, müßte ich vielleicht auf Celines Vorschlag zurückkommen, und wenn wir hier demnächst einbrechen würden, wären genaue Ortskenntnisse von Vorteil.
    Trixi war nicht zu finden, und ich hatte durch meinen Besuch bei Margitta auch sonst nichts herausbekommen, eigentlich nur ohne Gegenleistung meine Karten auf den Tisch gelegt. Nicht furchtbar schlau, schien mir. Aber in den meisten Kriminalfilmen macht der Kommissar das auch so und kommt dadurch irgendwie weiter. Ich war gespannt – und verabschiedete mich mit dem unbehaglichen Gefühl, mich lächerlich gemacht

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