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Denn wer zuletzt stirbt

Denn wer zuletzt stirbt

Titel: Denn wer zuletzt stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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Ruhe durchlesen, vorher brauchst du diese Leute gar nicht reinzulassen.«
    Woher weiß Celine solche praktischen Dinge? Machen die entsprechende Kurse in ihrem Pro-Asyl-Verein? Oder sind das Erfahrungen aus ihrer Wohngemeinschaftsjugend zwischen Canabispflanzung auf dem Balkon und Leonard-Cohen-Poster im Klo?
    »Schreib dir alles genau auf, was die hier kaputtmachen. Ich hole meinen Fotoapparat!«
    »Und wer bitte sind Sie?«
    Offensichtlich gefielen Freund Czarnowske Celines juristische Ratschläge nicht.
    »Das geht Sie einen feuchten Kehricht an.«
    Ich tippte nun doch eher auf einschlägige Erfahrungen aus der elterlichen Wohngemeinschaft. Endlich aber sah ich, warum Celine dieses Tamtam veranstaltete: Dick und fett lagen auf meinem Schreibtisch zwei Briefumschläge, gut sichtbar mit der Nachsendeadresse »Hauspflegedienst Süd«. Und tatsächlich, ganz mit Celine beschäftigt, legte Kommissar Czarnowske sie jetzt unbeachtet zur Seite!
    Unter meiner Aufsicht und zu ihrem deutlichen Mißfallen dokumentiert von der Fotografin Celine fahndete mein Morgenbesuch weiter nach Beweisen für die kriminelle Energie des Dr. Hoffmann. Die Untersuchung des Schreibtischs betrachteten sie inzwischen Gott sei Dank als abgeschlossen, mit Eifer widmeten sie sich nun meinem Haufen dringend reinigunsbedürftiger Wäsche, dem Staub unter meinem Bett und dem auf den Schränken.
    Interessant fanden sie natürlich auch meine Privatkorrespondenz, zumal ich bisher nicht das Herz gehabt hatte, alte Liebesbriefe wegzuwerfen. Es gab keine schmutzige kleine Pornosammlung zu finden, kein Latex- oder Lederspielzeug, trotzdem, es ist ein unappetitliches Gefühl, sein Leben von Fremden durchwühlt zu sehen. Ich schwankte zwischen dem Verlangen, endlich wieder allein zu sein, und dem bösen Wunsch, ich hätte den Schnüfflern mehr zu bieten, ein großes Haus mit spinnenbewehrtem Dachboden zum Beispiel, mit Ratten im Keller und vielen dunklen Nebengelassen.
    Zugegeben, falls Kommissar Czarnowske enttäuscht war, und davon ging ich aus, ließ er sich das nicht anmerken. Ich durfte schließlich noch für die Mitnahme meines Computers und der Bankauszüge eine »Liste der Asservate« unterschreiben, dann war die Morgenvorstellung bei Dr. Hoffmann beendet. Das Wissen von Czarnowske und Co. über Computer schien allerdings eher begrenzt, hatten sie doch meine externe Festplatte unbeachtet gelassen!
    Kurz nach den Bullen hatte sich auch Celine eilig verabschiedet. Mich in der Klinik abzusetzen fehlte ihr inzwischen die Zeit, es ging wieder um ihren Kurden. Ich befreite Trixi aus dem Bad, die aufgeregt die fremden Geruchsspuren untersuchte, sichtlich sauer, von der großen Party ausgeschlossen gewesen zu sein. Vollkommen irrational, aber am liebsten hätte ich jetzt meine gesamte Wohnung desinfizieren lassen oder wenigstens einer gründlichen Reinigung unterzogen. Klar, daß ich dafür viel zu faul war. Immerhin, ein Gutes hatte die Polizeiaktion gebracht: Sie hatten hinter einem Schrank den Schnellhefter mit den Rechnungen gefunden, den ich seit Wochen verzweifelt für die Steuererklärung gesucht hatte. Aber jetzt würde die Steuer wieder warten müssen, wegen des verdächtigen Verstecks hatte mein Morgenbesuch auch diesen Schnellhefter mitgenommen.
    Ein wenig beruhigte mich der verspätete Morgenauslauf mit Trixi, so wurde es fast Mittag, bis ich in die Klinik kam und mit deutlichem Erstaunen begrüßt wurde.
    »Sie kommen ja doch noch!«
    »Warum nicht?«
    »Na, ja, wir haben geglaubt ..., also, die Polizei war hier, die haben Ihr Zimmer durchsucht.«
    Daran hatte ich gar nicht gedacht – eine richtige konzertierte Aktion! Sollte ich mich geschmeichelt fühlen?
    »Tut mir leid für euch, man hat mich nicht verhaftet. Also laßt uns eine zügige Visite machen.«
    Immer noch besser als Beate anrufen, die mir eine entsprechende Nachricht auf den Schreibtisch gelegt hatte, »dringend!« Meine Kranken wenigstens hatten von der Polizei nichts mitbekommen, sonst hätte Patient Schmitz ihnen zusätzlich von meiner versuchten Ausrottung der gesamten Station mit BSE-verseuchtem Rindfleisch berichten können. So blieb es an Schwester Renate, mir den Tag weiter zu verschönen.
    »Dir sitzt die Polizei im Nacken, habe ich gehört. Wie gefällt es dir, selbst Verdächtiger zu sein?«
    Sie rüttelte an meiner Krücke, ich drohte, das Gleichgewicht zu verlieren.
    »Und wer weiß, vielleicht haben die mit dir sogar den richtigen auf dem Kieker!«
    Durch den Rest des

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