Department 19 – Die Mission

Titel: Department 19 – Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Hill

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Karren warteten, mit einem Wortschwall auf Russisch. Sie gaben ihren Tieren die Sporen, und der Karren setzte sich knarrend in Bewegung. Bukharov selbst schwang sich geschickt auf sein eigenes Pferd und trabte den trügerischen Pfad entlang zu der Stelle, wo Van Helsing und Carpenter warteten. Die beiden Engländer stiegen wieder in die Sättel – der eine mit sichtlich größerer Mühe als der andere – und zu dritt ritten sie in einem weiten Bogen um die gewaltige Felsnase herum.
    Dann hielten sie inne, wie versteinert von dem Anblick, der sich ihnen bot.
    Vor ihnen weitete sich der Borgo-Pass und führte ein Stück hinunter, bevor er steil anstieg und außer Sicht verschwand. Über ihnen, mehr als dreihundert Meter über dem Talboden und direkt an der Felskante wie ein riesiger Adlerhorst, erhob sich die Burg von Dracula.
    Die spitzen Türme und verwinkelten Wälle des alten Bauwerks wirkten schwarz und kalt und furchterregend im grauen Licht des Morgens, und der Bergfried des ältesten und schrecklichsten Vampirs erhob sich stolz in den Himmel wie eine lästerliche Provokation von Gottes Autorität, ein unheiliger schwarzer Schnitt in das bleiche Gewebe des Firmaments.
    Hinter ihnen war Bewegung und gemurmeltes Russisch zu hören. Der Diener drehte sich um und erblickte Bukharovs Männer, die sich mit geneigten Köpfen hastig bekreuzigten, bemüht, das hoch aufragende bedrohliche Gebäude nicht anzusehen.
    »Also sein echt«, flüsterte Bukharov. »Ich immer denken, sein nur Legende. Aber sein echt.«
    Das schlechte Englisch des Mannes war Van Helsing ein ständiges Ärgernis, doch diesmal bemerkte er es kaum, so gefangen war er in den Erinnerungen an seinen letzten Besuch dieses grauenhaften Ortes.
    Ich war auf der anderen Seite der Ebene, und Mina Harker hinter mir in einer Steinspalte. Ich zog einen Kreis um sie und wartete. Es gab viel Geschrei, donnernde Hufe und Blut, und ein Freund von mir war verloren.
    »Ja, sie ist echt«, sagte er und riss sich zusammen. »Aber es ist nur ein Gebäude aus Stein und Mörtel. Es kann uns nichts tun, und was immer auch an bösen Mächten einst dort gelebt hat, ist längst vergangen. Und jetzt kommen Sie – unser Ziel ist nur noch fünf Reitminuten von hier entfernt.«
    Der alte Mann gab seinem Pferd die Sporen und galoppierte den sanften Abhang des Passes hinunter zu der Lichtung, wo sich der Verlauf seines Lebens für immer geändert hatte.
    Die Verhandlungen, die Van Helsing zurück nach Transsylvanien gebracht hatten – elf Jahre nach seinem Schwur, niemals wieder einen Fuß auf diese verfluchte Erde zu setzen –, waren lang und schwierig gewesen. Seine Stunden in London waren ausgefüllt – viel ausgefüllter, als es die Stunden eines Mannes in seinem Alter hätten sein sollen –, während Schwarzlicht allmählich Gestalt annahm. Van Helsing verbrachte seine Tage in den Gebäuden am Piccadilly, die Arthur Holmwood, der neue Lord Godalming, für sie reserviert hatte, ein nobler Zweck für jenen Teil seines väterlichen Besitzes, der für Wohltätigkeit vorgesehen war. Zusammen mit seinen Freunden und Kameraden, mit denen er sich dem Schutz des Königreiches gegen die Kräfte des Übernatürlichen verschrieben hatte, saß er da und plante und organisierte und schrieb Berichte an den Premierminister. Nachts war er in Gewölben und auf Friedhöfen, in Museen, Krankenhäusern und Krypten anzutreffen, wo er die wachsenden Scharen von Vampiren bekämpfte, die London und seine Umgebung infizierten, und einem nach dem anderen den blutigen Garaus machte.
    Er verbrachte nur wenig Zeit in seinem Laboratorium, obwohl er fest davon überzeugt war, dass das Vampir-Problem letztendlich durch die Wissenschaft gelöst werden würde und nicht durch einen angespitzten Pflock. Es blieb einfach keine Zeit – Schwarzlicht brauchte all seine Kräfte, um sich gegen die Flut zu stemmen, die über Europa zusammenschlug. Es war eine Epidemie, die in jenem Gebäude ihren Anfang genommen hatte, dessen Schatten nun auf ihn herabfiel, als er den Pass hinunterritt. Es war offensichtlich, dass die vier Männer allein nicht imstande sein würden, die Dunkelheit in Schach zu halten, und sie hatten zaghafte Pläne geschmiedet, um ihre Zahl zu vermehren. Der erste angehende neue Mitstreiter ritt schweigend neben dem Professor her, während seine Blicke dem trügerischen Terrain vor ihnen galten.
    Henry Carpenter wird sich gut schlagen. Vielleicht besser als gut. Er alleine wird nicht