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Department 19 – Die Mission

Department 19 – Die Mission

Titel: Department 19 – Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Hill
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hatte ihn gelehrt, dass sein Herr um Hilfe bitten würde, sollte sie erforderlich sein. Der alte Mann wankte unsicher, als seine Füße den Boden berührten, doch er fiel nicht hin.
    Carpenter und Bukharov folgten Van Helsing in respektvollem Abstand, als dieser sich dem Felsüberhang näherte. Auf der Schwelle stockte er plötzlich und sank so unvermittelt auf die Knie, dass Carpenter alarmiert hinzusprang.
    »Zurück!«, zischte Van Helsing und winkte unwirsch mit dem Arm. Sein Diener gehorchte.
    Der Professor kniete mit pochendem Herzen vor der Öffnung, die Kehle wie zugeschnürt von jener Woge unermesslicher Traurigkeit, die ihn auf den kalten Boden getrieben hatte.
    Unter dem Felsdach lagen die beiden flachen Steine, die er vor elf Jahren, 1891, zusammen mit Jonathan Harker dort platziert hatte. Ein ganzes Leben war das nun her, zumindest erschien es ihm so. Der rechte der beiden Steine war hellgrau und mit einem einfachen Kreuz versehen – einem Kreuz, das Harker unter Tränen mit der Spitze seines Kukri -Dolches hineingeritzt hatte. Der Stein zur Linken war schwarz und trug ebenfalls ein Kreuz – nur dass dieses hier verkehrt herum war, das alte Zeichen der Unheiligen. Van Helsing hatte es mithilfe von Quincey Morris’ Bowie-Messer hineingeritzt, erfüllt von bitterer Befriedigung.
    »Professor?« Bukharovs Stimme klang leise und sorgenvoll. »Professor, gehen gut?«
    Der alte Mann lachte unwillkürlich auf, ein kurzes, beinahe fröhliches Bellen. »Ja, Ivan, mir geht es gut.«
    Er mühte sich wieder auf die Füße und drehte sich zu dem Rest der Männer um.
    »Es sieht unberührt aus. Lassen Sie Ihre Männer graben, aber sagen Sie ihnen, dass sie vorsichtig sein sollen. Der Sarg ist groß, aber möglicherweise zerbrechlich, und er enthält die Überreste von beiden. Ich möchte nicht, dass die Gebeine meines Freundes über diesen Berg verstreut werden, verstehen Sie?«
    Bukharov nickte und wandte sich mit ein paar knappen russischen Befehlen an seine Leute. Sie traten vor und begannen tapfer, den harten Boden mit Schaufeln und Hacken zu bearbeiten. Van Helsing zog sich zu einer flachen Felsnase zurück, wo er sich setzte und darauf wartete, dass die Männer mit ihrer Arbeit fertig wurden. Nach ein oder zwei Minuten kam sein Diener zu ihm und überließ es Bukharov, die Exhumierung zu beaufsichtigen.
    »Wie es scheint, läuft alles nach Plan, Sir«, sagte Henry Carpenter.
    Van Helsing grunzte. »Bis jetzt, Henry, bis jetzt. Bis jetzt scheint alles nach Plan zu verlaufen. Aber zweifellos ergeben sich noch zahllose Gelegenheiten für diesen russischen Tölpel, die Unternehmung zu gefährden, bevor wir unsere Fracht sicher auf dem Weg nach London haben.«
    Carpenter sah zu Bukharov, der seine Männer in einem stetigen Strom russischer Befehle anfeuerte. »Glauben Sie wirklich, dass unser Besonderer Gesandter ein Schwachkopf ist, Sir? Ich für meinen Teil vermute, dass hinter seinem beschränkten Englisch ein scharfer Verstand am Werke ist.«
    »Unsinn!«, grollte Van Helsing. »Der Mann ist ein Narr, wie er im Buche steht, und eine Gefährdung unserer ganzen Unternehmung! Ich werde den Premierminister instruieren, den Russen meine Meinung über diesen Gesellen zu übermitteln, sobald wir zurück sind.«
    »Selbstverständlich, Sir. Sie haben sicherlich recht.«
    »Das habe ich, Henry. Verlass dich darauf, das habe ich.«
    Gut zwanzig Minuten später ertönte ein dumpfer Schlag von Metall auf Holz, und die drei Russen ließen sich auf die Knie nieder und scharrten das Erdreich mit ihren behandschuhten Händen beiseite. Van Helsing erhob sich und ging zu der Stelle, wo Bukharov stand und seine Männer beaufsichtigte.
    »Werden Überreste noch sein in guter Zustand?«, fragte Bukharov.
    Van Helsing zuckte mit den Schultern. »Woher in aller Welt soll ich das wissen?«, erwiderte der alte Mann. »Die Höhe und das Klima sind sicherlich geeignet, um die Leichen zu konservieren, aber das wissen wir erst mit Bestimmtheit, wenn wir sie vor uns haben.«
    Unter dem Felsdach schoben zwei Männer lange Metallstangen unter die Vorderseite des Sarges und drückten die Enden hinunter. Es gab ein lang gezogenes hohes Quietschen, und der Sarg, der Dracula durch Europa begleitet hatte und zu seiner letzten Ruhestätte geworden war, kam langsam in Sicht. Die Männer zogen ihn nach vorn, bis die Unterseite auf der Kante der Grube zu liegen kam, die sie ringsherum ausgehoben hatten, dann gingen sie zu ihrem Kameraden auf der

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