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Department 19 – Die Mission

Department 19 – Die Mission

Titel: Department 19 – Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Hill
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Bewohner fest im Griff. Sie rannten um ihr Leben, liefen zu dem kleinen Bootssteg, der die Fischerflotte der Insel versorgte, stolperten in der Dunkelheit, starrten angsterfüllt um sich, schrien die Namen ihrer Ehemänner und -frauen, ihrer Kinder und anderer Angehöriger.
    Pete Randall rannte den Hügel hinunter, sprang über Leichen hinweg, die ihm den Weg versperrten, und zwang sich dabei krampfhaft, sie nicht anzusehen. Jeder der hundertsechzig Bewohner der Insel kannte den anderen, und er wusste, dass er über die leblosen Körper seiner Freunde und Nachbarn sprang. Kate rannte neben ihm her. Ihr Gesicht war bleich, doch ihre Augen waren klar, und Pete spürte einen starken Anflug von Vaterliebe für seine Tochter.
    Wie ist sie bloß so stark geworden? , staunte er. Sie ist wirklich ein tolles Mädchen.
    Männer und Frauen strömten aus den Häusern, einige schreiend, andere weinend und schluchzend, und rannten und stolperten den Hügel hinunter. Dazwischen schwebten schwarze Gestalten über das Pflaster, packten ihre kreischenden Opfer und rissen sie im Laufen mit sich hinauf in die Luft. Blut regnete in dicken roten Tropfen herab.
    Am Bootssteg hatte John Tremain, einer der wichtigsten Fischer der Insel, sein Boot erreicht. Die Lady Diana hatte den größten Liegeplatz am Ende des hufeisenförmigen Bootsstegs, und aus ihrem wettergegerbten Schornstein stieg beißender blauer Qualm, als die schweren Dieselmotoren zum Leben erwachten.
    »Beeilung!«, rief Tremain vom Deck aus, die Mooringleinen in den knorrigen Händen, bereit zum Ablegen. »Ich warte nicht! Bewegung!«
    Die verzweifelte, panische Gruppe von Inselbewohnern rannte auf ihn zu.
    Pete und Kate waren die Ersten auf dem rutschigen Beton des Bootsstegs. Auf dem Boden vor ihnen lag der verrenkte Leichnam eines jungen Mädchens, und Kate wurde langsamer, als sie sich näherten. Pete packte sie beim Handgelenk und zerrte sie mit sich.
    »Los, weiter!«, brüllte er. »Wir müssen zum Boot!«
    »Das ist Julie!«, schrie Kate. »Wir können sie nicht hier liegen lassen!«
    Kates beste Freundin , dämmerte es Pete. O mein Gott.
    Kate riss sich von ihm los und schlitterte neben den Leichnam des Mädchens. Pete fluchte und wollte sich umdrehen, um seine Tochter zu packen, doch er wurde von den anderen panischen Flüchtlingen in ihrer blinden Flucht zum Boot mitgerissen. Er schrie und boxte und trat um sich, doch der Strom der Menschen war erbarmungslos, und er wurde weiter und weiter über den Bootssteg getrieben.
    Durch die Menge hindurch sah er seine Tochter bei dem toten Mädchen niederknien. Sie streckte die Hand aus und streichelte das Gesicht ihrer Freundin. Hilflos schrie er ihren Namen, während er aufs Boot gezerrt wurde, doch Kate schien ihn nicht einmal zu hören.
    Mit einem dumpfen Schlag landete ein schwarzer Schatten auf dem Bootssteg zwischen Kate und der flüchtenden Menge. Sie sprang auf, und der paralysierende Schock über den Anblick des geschundenen Leichnams ihrer Freundin war durchbrochen. Sie blickte sich suchend nach ihrem Vater um und sah, wie er an Deck der Lady Diana gezerrt wurde, während er um sich schlug und trat und unablässig ihren Namen schrie. Vor ihr war das grauenhafte, ausgemergelte Ding aus ihrem Schlafzimmer, über und über mit Blut beschmiert. Es verzog sein Gesicht zu einem gierigen Grinsen, und sie wandte sich ohne Zögern ab und flüchtete zurück Richtung Dorf.
    Pete sah Kate vom Bootssteg sprinten und in der Dunkelheit verschwinden. Er warf den Kopf in den Nacken und stieß ein Heulen aus, einen Laut äußerster Verzweiflung, um dann mit erneuter Kraft gegen die Hände anzukämpfen, die ihn hielten – doch es war zu spät.
    John Tremain warf die Mooringleinen ins Wasser und sprang die Treppe hinauf zu der kleinen Kabine über dem Deck. Er kuppelte den Motor der Lady Diana ein, und die großen Schrauben schäumten das Wasser auf, als das Boot sich langsam, schrecklich langsam in Bewegung setzte und von der Insel entfernte.
    Pete Randall stand an der Heckreling, während die Lady Diana Fahrt aufnahm und den Bootssteg schließlich in der Dunkelheit zurückließ.
    »Kate!«, schrie er wieder und wieder, bis er keinen Ton mehr hervorbrachte.
    Doch er bekam keine Antwort.
    Seine Tochter war verschwunden.

37
    Auf dem Dach der Welt
    RKSU Zentrales Kommando,
Kola-Halbinsel, Russland
Fünfunddreißig Minuten zuvor
    Valeri Rusmanov dankte seinem Bruder und klappte das Handy zu.
    Der Schnee knirschte unter den Sohlen

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