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Department 19 – Die Mission

Department 19 – Die Mission

Titel: Department 19 – Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Hill
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seiner schweren Stiefel, als er den Gipfel des Berges erreichte und innehielt. Die Nacht war eisig kalt, doch es ging kein Wind. Leises Plätschern klang vom Murmansk Fjord zu seiner Linken herauf, und schwarzes Wasser schimmerte durch ein Gewirr aus Rissen im dicken, schmutzig grauen Eis. Ein Eisbrecher bahnte sich langsam seinen Weg durch die Mitte des Fjords und räumte einen schmalen Streifen Fahrwasser. Dicker schwarzer Dieselrauch stieg aus den Schornsteinen in die Höhe.
    Direkt vor Valeri, vielleicht acht Kilometer entfernt, lag die geschlossene Stadt Poljarny. Die graue Industriesiedlung wurde dominiert von den hohen Kränen und den Natriumbogenlampen der Russischen Schiffswerft Nummer Zehn, einer streng geheimen U-Boot-Basis. Während des Kalten Krieges waren von hier aus die sowjetischen Typhoons und Akulas gestartet und unter dem arktischen Eis verschwunden, verborgen vor den wachsamen Augen der US-amerikanischen Satelliten.
    In der Ferne, weiter im Südosten, war der trübe gelbliche Lichtschein von Murmansk zu erkennen, dem Heimathafen der Russischen Nordmeerflotte. Das administrative Zentrum der Kola-Halbinsel war zwar offiziell keine geschlossene Stadt, doch die dortige Station der Bundesagentur für Sicherheit der Russischen Föderation, FSB, war die drittgrößte in ganz Russland. Die gesamte Region war von Kontrollstellen übersät, und allenthalben traf man auf bewaffnete Patrouillen.
    Dieser riesige wertlose Landstrich arktischer Wildnis bildete das Kerngebiet der geheimen Welt des russischen Militärs, doch das Hufeisen aus weißen Gebäuden auf der kleinen Halbinsel unter ihm war das Risiko wert. Das – und was sich darunter befand.
    Die RKSU-Basis lag an einer Start- und Landebahn, die sich parallel zu dem Felskamm im Norden zog. Der graue Asphalt war frei geräumt, und der Schnee, der ihn bedeckt hatte, lag in hohen Haufen rechts und links davon. Nach Süden hin war die Basis durch einen alten Tannenwald vollständig vor der schmalen gewundenen Straße nach Poljarny verborgen. Zwischen den Bäumen verlief außerdem ein hoher elektrischer Zaun. Ein kleiner Wachposten und das massive Stahltor waren die einzigen Hinweise für vorbeikommende Zivilisten, dass hinter dem dichten Wald überhaupt irgendetwas lag. Am Ostende der Start- und Landebahn lag ein gedrungenes weißes Gebäude. Valeri wusste, dass die Basis unter der Schicht aus gefrorenem Boden ein einziger gigantischer Bunker war, von Elitesoldaten bewacht und von Wissenschaftlern, Analytikern und Geheimdienstoffizieren bevölkert, die allesamt im Dienst des Russischen Kommissariats zum Schutz vor Übernatürlichem standen.
    Schnee prasselte gegen Valeris schwarzen Mantel, drang in die Wolle ein und legte sich um seine Knöchel, während er die still daliegende Basis beobachtete. Schließlich flüsterte er zwei Worte, und hinter ihm glitt eine große Schar dunkler Schatten vom Himmel und landete sanft im hohen Schnee. »Wisst ihr alle, was ihr zu tun habt?«, fragte er, ohne sich umzudrehen.
    Zustimmendes Gemurmel war die Folge, dann antwortete eine einzelne leise Stimme. »Ja, Meister.«
    Valeri schloss die Augen und verzog das Gesicht zu einer Grimasse.
    Es war die Stimme von Talia. Das wunderschöne junge ukrainische Mädchen war seit einem Jahr bei ihm, seit er es in einem Moment der Schwäche und Einsamkeit verwandelt hatte – einem Moment, den er inzwischen zutiefst bereute. Das Mädchen folgte ihm überallhin, und ihre leeren, hübschen Augen starrten ihn mit unverhohlener Bewunderung und Hingabe an, während sie mit sanfter, beinahe flehender Stimme fragte, ob es etwas, irgendetwas gab, das er brauchte, das sie für ihn tun könne.
    Vermutlich liebte sie ihn oder glaubte es zumindest, doch sie verschwendete ihre Zeit. Valeri hatte nur eine einzige Frau geliebt, und die war seit mehr als einem halben Jahrhundert tot.
    »Als dann«, sagte er. »Es ist Zeit.«
    Er trat leichtfüßig in die Luft, und sein Mantel blähte sich hinter ihm auf. Die Basis unter ihm lag ruhig, und die Lichter warfen gelbe Halbkreise in den Schnee.
    Valeri und seine Armee von Gefolgsleuten flog den Hügel hinunter und der Basis entgegen – ein breiter, dunkler und lautloser tödlicher Schatten.
    In der Einsatzzentrale des RKSU erschien eine riesige Hitzesignatur auf dem Überwachungsschirm des Gefreiten Len Yurov. Die Signatur war anders als alles, was er bisher gesehen hatte, ein breites dunkelrotes Band, das über die blau-weiße Topografie der Tundra

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