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Department 19 – Die Mission

Department 19 – Die Mission

Titel: Department 19 – Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Hill
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ignorierten oder hinnahmen.
    Zwei dunkle, schweigsame Männer bildeten die Nachhut. Sie kratzten sich beinahe ununterbrochen, und alle paar Minuten warfen sie verstohlene Blicke hinauf zum Mond. Es waren nur noch wenige Stunden bis Vollmond, und er hing groß und prall und hell am nächtlichen Himmel.
    Schweigend näherten sie sich der Insel. Sie konnten schon die Lichter in den Fenstern der Häuser sehen und das gelbe Leuchten der Straßenlaternen, die sich vom offenen Hafen her den Hügel entlangzogen.
    Kate Randall schrak aus dem Schlaf.
    Sie war seit fünf Uhr an diesem Morgen wach gewesen und hatte ihrem Vater geholfen, Köder und Leine vorzubereiten und das kleine Fischerboot zu waschen, auf dem er seine Tage verbrachte. Am Abend war sie dann ins Bett gefallen, kaum dass sie fertig gegessen hatte. Sie hätte ohne jeden Zweifel bis zum nächsten Morgen durchgeschlafen, wäre sie nicht von irgendetwas geweckt worden.
    Kate setzte sich in ihrem Bett auf und starrte auf das offene Fenster über ihrem Schreibtisch. Die blassgelben Vorhänge flatterten in der nächtlichen Brise, und die kalte Luft machte ihr eine Gänsehaut.
    Das ist nur die Kälte , dachte sie und rieb sich mit den Händen über die Arme, um ihre Haut aufzuwärmen. Nur die Kälte.
    Doch sie war nicht sicher, ob es nur an der Kälte lag.
    Sie hatte etwas gehört, draußen in der Dunkelheit.
    Etwas, das wie ein Schrei geklungen hatte.
    Kate stieg aus dem Bett und zuckte vor Kälte zusammen. Sie trug noch immer Sweatshirt und Jeans, trotzdem griff sie nach dem Morgenmantel am Haken hinter ihrer Tür. Als sie in die Ärmel schlüpfte, spürte sie, wie sich die Luft hinter ihr bewegte.
    Sie wirbelte herum.
    Das Zimmer war leer.
    Angst durchflutete sie wie eine der schiefergrauen Wellen, die gegen das Boot ihres Vaters schlugen. Doch sie gab keinen Laut von sich.
    Ihr Vater schlief inzwischen sicherlich, und wenn sie in ihren sechzehn Jahren etwas gelernt hatte, dann, dass sie ihren Vater nicht aufwecken durfte, unter keinen Umständen. Sie hatte diese Regel, dieses nicht verhandelbare Gesetz so tief verinnerlicht, dass sie es nicht einmal jetzt brach, zitternd vor Angst in ihrem eigenen Schlafzimmer, keine fünf Meter von ihm entfernt.
    Stattdessen ging sie zum Fenster.
    Sie roch den Rauch eines Feuers unten am Strand, weit unterhalb des kleinen Hauses, in dem sie mit ihrem Vater lebte, seit ihre Mutter gestorben war, und sah eine dünne Säule aus grauem Rauch über der kleinen Insel aufsteigen und winzige gelbe Funken träge durch die Nachtluft treiben.
    Aus dem Fenster des Nachbarhauses drang Musik, ein klassisches Klavierstück. Mr. Marsden war geschäftlich in Newcastle, und seine Frau nutzte die Gelegenheit, um ihre Musik auf der Stereoanlage zu hören. Normalerweise dröhnten die elektrischen Bässe und die treibenden Schlagzeugrhythmen von Metallica und Motörhead aus dem Wohnzimmer im ausgebauten Dachstuhl, und das in einer Lautstärke, die mehr als einmal zu Beschwerden geführt hatte.
    Alles erschien völlig normal, und doch wurde Kate das Gefühl nicht los, dass irgendetwas nicht stimmte.
    Ein dunkler Schatten, viel zu groß für einen Vogel oder eine Fledermaus, rauschte an ihrem Schlafzimmerfenster vorbei, so nah, dass ihr das blonde Haar ins Gesicht gewirbelt wurde – und diesmal schrie sie, laut und anhaltend.
    Sie taumelte vom Fenster weg, hörte ihren Vater im Schlafzimmer auf der anderen Seite des Flurs fluchen und dann das Stampfen seiner Füße auf den hölzernen Dielen. Sie war so erleichtert über die Geräusche, dass sie nicht einmal Angst bekam, weil sie ihn geweckt hatte.
    Im Halbschlaf zog sich Pete Randall ein T-Shirt über den Kopf und torkelte zur Tür seines Schlafzimmers.
    Verdammtes Gör , dachte er. Wenn es wieder eine Spinne ist …
    Er hatte keine Ahnung, dass seine Teenager-Tochter ihm soeben das Leben gerettet hatte. Und dass er vielleicht niemals die Gelegenheit bekommen würde, ihr dafür zu danken.
    Auf nackten Füßen durchquerte Pete den schmalen Flur mit den unebenen, knarrenden Dielen und stieß die Tür zum Zimmer seiner Tochter auf. Er hatte nicht einmal Zeit, sie hinter sich wieder zu schließen, bevor sie ihm in die Arme flog und den Kopf an seiner Brust vergrub. Sie weinte nicht, doch sie hatte die Augen fest zusammengepresst.
    Gütiger Himmel, sie zittert wie Espenlaub , dachte er. Was ist denn passiert?
    »Schon gut, schon gut«, sagte er leise. »Alles ist gut. Sag mir, was los ist.«
    Kate spürte

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