Department 19 – Die Mission
sich, als hätte ihm jemand einen Schlag in die Magengrube versetzt. »Das Mädchen, das mich angegriffen hat …«
»… war ein Vampir, ganz recht. Genau wie der Mann, auf den ich in eurem Wohnzimmer geschossen habe. Sein Name ist Alexandru Rusmanov. Er ist der Hauptgrund, weswegen wir hier sitzen und diese Unterhaltung führen.«
»Wer ist er? Was wird er … was wird er mit meiner Mutter machen?«
»Dazu komme ich gleich. Die Sache mit Dracula ereignete sich 1891, zwei Jahre, nachdem dein Urgroßvater seine Stelle bei Professor Van Helsing angetreten hatte. Die Männer, die die Reise nach Transsylvanien überlebten und deren Namen du ohne Zweifel kennst …«
»Harker«, sagte Jamie abwesend. »Einer von ihnen hieß Harker.«
Er drehte sich um und sah auf die Bronzeplakette an der Mauer, betrachtete die eingravierten Namen und spürte, wie in seinem Kopf ein Puzzlestein nach dem anderen an seinen Platz fiel.
Du glaubst ihm. Oder zumindest fängst du an, ihm zu glauben. O Gott.
»Jonathan Harker«, antwortete Frankenstein. »Das ist richtig. Er und Professor Van Helsing, John Seward und Arthur Holmwood schworen damals einen heiligen Eid, für alle Zeiten wachsam zu bleiben und sich Dracula erneut entgegenzustellen, sollte es jemals nötig sein.«
Jamie atmete scharf ein.
»Doch so weit kam es nicht«, fuhr Frankenstein hastig fort. »Er ist tot, das kannst du mir glauben. Unglücklicherweise jedoch war Dracula nicht der einzige Vampir auf der Welt, lediglich der erste und stärkste von allen. Früher war er ein Mensch, ein Prinz, der über ein Land namens Walachei herrschte. Sein richtiger Name lautete Vlad Tepes. Er war ein furchtbarer Mann und hat Tausende von Menschen ermordet. Im Jahr 1475 verlor seine Armee die letzte Schlacht, woraufhin er zusammen mit seinen Anhängern verschwand, bis er ein Jahr später in Transsylvanien wieder auftauchte, wo er sich Graf Dracula nannte. Bei ihm waren seine drei treuesten Generäle aus der walachischen Armee. Drei Brüder: Valeri, Alexandru, dem du gestern begegnet bist, und Valentin. Zur Belohnung für ihre Loyalität verwandelte Dracula die drei in Vampire, wie er selbst einer war, zusammen mit ihren Frauen. Vierhundert Jahre lang waren sie die Einzigen ihrer Art auf der Welt, und Dracula wachte eifersüchtig über ihre Macht und Unsterblichkeit. Er hatte ihnen verboten, irgendjemand anderen in einen Vampir zu verwandeln. Doch als Dracula starb, starben mit ihm auch seine Regeln, und die Brüder erschufen eine ganze Armee von ihresgleichen. In den letzten Jahren des neunzehnten Jahrhunderts begann sich die Seuche zu verbreiten, und das tut sie offensichtlich noch immer.«
Frankenstein hielt inne und räusperte sich – ein dunkler, volltönender Laut wie der Motor einer startenden Planierraupe.
»Die Organisation, in deren Basis du dich jetzt befindest, die Menschen, denen du gestern begegnet bist – das alles erwuchs aus dem Versprechen der Wachsamkeit, das jene Männer damals gaben. Im Verlauf des zwanzigsten Jahrhunderts hat sich die Organisation immer weiter ausgedehnt, mit Niederlassungen in Russland, Amerika, Indien, Deutschland und Ägypten, und ist zu dem geworden, was du hier siehst.«
Frankenstein bedachte ihn mit einem ironischen Grinsen.
»Und was für die Welt da draußen gar nicht existiert. Die einzigen Personen außerhalb der Organisation, die von uns wissen, sind der Premierminister und der Generalstabschef. Niemand wird je unsere Existenz zugeben oder irgendjemandem verraten, dass er ein Mitglied ist. Wie dein Großvater eines war. Und dein Dad. Und wie man es dir angeboten hätte – in etwa fünf Jahren.«
Frankenstein verstummte. Jamie wartete, um herauszufinden, ob er nur eine Kunstpause eingelegt hatte, und als ihm klar wurde, dass der Riese fertig war, suchte er nach einer Antwort auf das soeben Gehörte.
»Mmh …«, begann er. »Sie wollen mir also sagen, dass mein Dad ein Geheimagent war, der seinen Lebensunterhalt damit verdient hat, Vampire zu bekämpfen. Echte Vampire, die tatsächlich existieren, in unserer Welt, ist das richtig? Und Sie verlangen von mir, dass ich Ihnen diese Geschichte glaube?«
»Ich sage die Wahrheit«, antwortete Frankenstein. »Ich kann dich nicht zwingen, mir zu glauben.«
»Aber Ihnen ist schon klar, wie verrückt das klingt, oder?«
»Ich weiß, dass es ziemlich aberwitzig klingt, ja. Und es tut mir leid, dass du es auf diese Weise erfahren musstest. Nichtsdestotrotz ist es die
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