Department 19 – Die Mission
Wahrheit.«
»Aber … Vampire ?«
»Nicht nur Vampire«, antwortete das Monster. »Werwölfe, Mumien, Zombies und jede Menge anderer Monster.«
»Werwölfe? Hören Sie auf.«
»Ja, Jamie. Werwölfe.«
»Vollmond, Silberkugeln und all der Kram?«
»Silberne Kugeln sind nicht erforderlich«, erwiderte Frankenstein. »Normale Kugeln funktionieren genauso gut. Aber der Mond steuert ihre Verwandlung. Wie schon seit Urzeiten.«
Jamies Interesse war plötzlich geweckt, trotz seiner Skepsis. »Wie sind diese Werwölfe?«, fragte er. »Haben Sie schon mal einen gesehen?«
Frankenstein nickte. »Es sind furchtbare, gequälte Kreaturen«, erklärte er. »Wild und instinktgeleitet. Ich hoffe sehr, dass du nie einem von ihnen begegnest.«
Jamie zögerte. »Und … wie passen Sie in all das hinein?«, fragte er vorsichtig.
»Du bist doch ein belesener Junge«, entgegnete Frankenstein trocken. »Finde es selbst heraus.«
»Aber das … das war doch nur ein Roman!«, protestierte Jamie.
»Wie Dracula , meinst du?«
»Na ja … ja.«
Frankenstein sah zur Seite. »Dieses elende kleine Mädchen!«, sagte er leise, wie zu sich selbst. »Sie hat meinen Schmerz vor aller Welt bloßgelegt, zur Unterhaltung!«
Jamie versuchte es mit einem anderen Ansatzpunkt. »Was ist in der Nacht passiert, als mein Dad starb?«, wollte er wissen. »Ich meine, was ist wirklich passiert?«
Im ersten Moment dachte er, das Monster würde nicht antworten. Frankenstein starrte gedankenversunken in die Ferne. Doch dann schüttelte der Riese den Kopf, als würde er sich gewaltsam zusammenreißen, und begann zu sprechen.
»Ich glaube nicht, dass du schon bereit bist, das zu hören.«
Die Grausamkeit dieser Aussage brach Jamie fast das Herz. Er rang um Fassung, doch Frankenstein bemerkte es dennoch. Rasch stellte Jamie die nächste Frage. »Was ist mit gestern?«, wollte er wissen.
»Seit dem Tag, an dem dein Vater starb, hat Alexandru nach dir und deiner Mutter gesucht. Gestern hat er euch gefunden«, erwiderte Frankenstein. Er bemerkte den Ausdruck auf Jamies Gesicht und ahnte, welche Frage als nächste kommen würde. »Wir wissen noch nicht wie«, sagte er. »Aber er hat euch gefunden, das ist eine Tatsache.«
»Warum lebe ich noch?«
»Das Mädchen, diese Larissa, sollte dich töten. Sie hat es nicht getan.«
»Warum?«
»Auch das wissen wir nicht. Sie weigert sich, mit irgendjemandem zu sprechen. Außer mit dir.«
»Mir?«, fragte Jamie mit aufgerissenen Augen. »Warum ausgerechnet mit mir?«
»Zerbrich dir jetzt nicht darüber den Kopf.«
»Was … was ist mit meiner Mutter? Ist sie … ist sie tot?«
»Wir nehmen an, dass er deine Mutter gegen eine andere Geisel tauschen will.«
»Eine andere Geisel? Wen denn?«
Frankenstein sah ihn voller Kummer an.
»Dich, Jamie.«
Das Monster und der Junge saßen lange Zeit schweigend da, während diese beiden grauenhaften Worte einsanken. Schließlich erhob sich Frankenstein. Sein Schatten hüllte Jamie vollkommen ein. Er streckte Jamie die Hand entgegen, und der ergriff sie und ließ sich auf die Füße ziehen.
Frankenstein führte ihn über den Bohlenweg und aus dem Rosengarten hinaus. Schweigend überquerten sie das ausgedehnte Feld in Richtung der Gebäude. Erst jenseits der Landebahn sprach Jamie wieder.
»Wie nennen Sie all das hier?«, fragte er mit belegter Stimme.
Meine Mum. O Gott, meine Mum. Dieses Ding im grauen Mantel hat meine Mum.
»Das hier?« Frankenstein machte eine ausholende Armbewegung, die die riesige, kreisrunde Basis umschloss. »Das hier ist die Geheime Militärische Anlage 303-F. Alle nennen sie nur den Ring, aus Gründen, die du dir sicher denken kannst, schlau wie du bist.«
Jamie warf einen Blick in das Rund und lächelte. »Nein«, sagte er. »Nicht die Basis. Die Organisation. Wie nennen Sie Ihre Organisation?«
Jetzt lächelte Frankenstein.
»Das kann Admiral Seward dir erklären«, antwortete er. »Ich soll dich jetzt zu ihm bringen.«
»Er wird noch ein wenig warten müssen.«
»Und warum?«
»Weil ich zuerst das Mädchen sehen will, das gestern versucht hat mich umzubringen. Jetzt sofort.«
12
Blutrote Liebenswürdigkeit
Frankenstein drückte H auf dem Panel im Lift, und sie fuhren nach unten. Der Riese blickte starr geradeaus, den Mund zu einer schmalen Linie zusammengepresst, und Jamie wusste, dass er wütend war.
Die Lifttüren glitten zur Seite, und Jamie trat in einen runden Raum. Dem Lift direkt gegenüber befand sich eine
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