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Department 19 – Die Mission

Department 19 – Die Mission

Titel: Department 19 – Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Hill
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bemühte, dem endlosen Wechsel der Themen zu folgen. Doch er empfand den Mann als angenehme Gesellschaft – seine Begeisterung und seine grenzenlos gute Laune waren ansteckend.
    An der Ecke zur Eighth Avenue bog Willis nach rechts ab und duckte sich auf halbem Weg zwischen Thirty-Fourth und Thirty-Third Street unter einem rot-weiß-gestreiften Vordach hindurch, auf dem die Worte Chelsea Bar and Grill geschrieben standen. Der Raum hinter der Eingangstür war dunkel, lediglich erleuchtet von großen roten Kerzen auf den dicht an dicht stehenden Tischen. In der Luft hing der schwere Duft von Knoblauch und Rosmarin. Nahezu sämtliche Tische waren besetzt. Gut betuchte Männer und Frauen in Abendgarderobe saßen neben offensichtlich gerade von der Arbeit kommenden Dockarbeitern in abgewetzten Ölhäuten und Jazz-Girls mit Federboas und Schleiern, die sich für die vor ihnen liegende Nacht in den großen Tanzsälen der Stadt stärkten.
    Willis schob sich an den Kellnern vorbei zu einem kleinen Tisch im hinteren Teil des Raums. Ein entwaffnend gut aussehender südländischer Kellner erschien an ihrem Tisch, warf sich eine lange Strähne lockiger schwarzer Haare aus der Stirn und erkundigte sich nach ihren Wünschen. Willis bestellte Tee und Brot. Sie saßen in geselligem Schweigen, bis der junge Mann mit einem Körbchen Focaccia, einer großen Kanne Tee und zwei Tassen zurückkehrte und fragte, ob sie bereit wären zu bestellen. Carpenter nahm den Schweinebauch mit Röstkartoffeln und grünen Bohnen, wobei ihm das leichte anerkennende Nicken seines Gegenübers nicht entging, der das Gleiche bestellte. Dann hob Willis die Teekanne und schenkte dunkelroten Wein in die Tassen.
    »Bitte entschuldigen Sie, dass wir nicht aus Gläsern trinken können wie zivilisierte Menschen, aber die Prohibition zwingt uns dazu«, sagte Willis. »Wie dem auch sei, die Qualität des Weins sollte durch das Gefäß nicht beeinträchtigt sein.«
    Carpenter hob seine Tasse, nahm einen tiefen Schluck und bat Willis anschließend, ihm alles zu erzählen, was er über den Mann wusste, den er selbst über den Atlantik verfolgt hatte. Der Amerikaner nahm ebenfalls einen tiefen Schluck, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und begann zu reden.
    »Jeremiah Haslett, geboren 1871 in Marlborough, England. Sohn einer Lehrerin und eines Beamten. Hat die Charterhouse besucht und in Cambridge studiert, dann mit dem Verkauf von Munition an den Kaiser im Krieg ein Vermögen verdient.«
    Willis trank einen weiteren Schluck aus seinem Becher. »Hat nach dem Krieg in Grundstücke investiert, in London und New York, und fing dann an, gewisse, sagen wir, ungewöhnliche Interessen zu entwickeln. Satanismus, schwarze Magie, Dämonologie. Obwohl das, wie man hört, in Nachkriegs-England nichts besonders Ungewöhnliches ist, zumindest was die oberen Klassen betrifft.«
    »Ganz recht«, antwortete Carpenter.
    »In der Tat. Er verbrachte einige Zeit mit Aleister Crowley auf Sizilien in der Abtei von Thelema und blieb auch, nachdem Crowley und der Rest seiner Anhänger 1923 ausgewiesen worden waren, in Italien. Ich nehme an, seine Verbindungen zu den Faschisten haben ihm die Demütigung erspart, die seinen Kameraden widerfuhr. Ungefähr um die gleiche Zeit verrannte sich Haslett in die Legende von Dracula, und 1925 unternahm er eine Wallfahrt zu den Ruinen des Schlosses in Transsylvanien. Als er nach London zurückkehrte, war er nicht länger ein Mensch.«
    »Wir wissen nicht genau, was in Transsylvanien mit ihm passiert ist«, sagte Carpenter. »Ich für meinen Teil gehe davon aus, dass seine Verwandlung im Voraus arrangiert wurde und dass jemand dafür bezahlt hat, auch wenn wir nicht wissen, wer dahintersteckt.«
    »Das würde passen«, pflichtete Willis ihm bei. »Ich bin sicher, sein Geld kann ihm überall Aufmerksamkeit verschaffen. Zumindest erlaubte es ihm, nach London zurückzukehren und seinen Vorlieben nachzugehen, ohne irgendwelche Sanktionen befürchten zu müssen.«
    »So will es scheinen.«
    »Sein Stadthaus in Knightsbridge jedenfalls war bald berüchtigt. Es heißt, gottesfürchtige Männer und Frauen hätten die Straßenseite gewechselt, um ihm auszuweichen. Es gibt Gerüchte von grausigen Versammlungen, von Foltern und Menschenopfern und von Ritualen im Keller und im Garten. Vor sechs Monaten schließlich fand man die Tochter eines bekannten Parlamentsabgeordneten nackt und blutend durch die Wälder in der Nähe seines Landsitzes irrend, am Morgen nach der

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