Department 19 – Die Mission
Schatten auf sein Gesicht warf. Als Carpenter genauer hinsah, bemerkte er an beiden Seiten des Halses Auswölbungen in der dicken Wolle des Rollkragens.
»Stimmt etwas nicht?«, fragte Victor.
»Bitte entschuldigen Sie«, sagte Carpenter so freundlich wie möglich. »Die Überfahrt war ermüdend, und ich muss gestehen, ich war für einen Moment mit meinen Gedanken woanders.«
Henry Victor bedachte Carpenter mit einem langen Blick, bevor er seine Aufmerksamkeit Fitzgerald zuwandte, der Willis voller Begeisterung in eine reichlich alkoholisierte Unterhaltung verwickelt hatte.
»… versteht sich von selbst, dass die Kritiken schlecht waren«, sagte er soeben, das aufgedunsene Gesicht ein Bild trunkener Unglückseligkeit. »Wenn man einen Roman über die Oberflächlichkeiten der Reichen und Seichten schreibt, dann erwartet man auch nicht, in den literarischen Wochenbeilagen für seine Anstrengungen gelobt zu werden. Ich muss jedoch gestehen, dass ich einige der Kritiken als ausgesprochen unfreundlich empfand, aber so läuft das literarische Spiel nun einmal. Ich habe mich heute mit meinem Lektor zu einer, wie ich fand, ziemlich unergiebigen Unterhaltung getroffen, weil er von mir haben will, was ich ihm nicht bieten kann: einen neuen Roman.«
Plötzlich wurde Fitzgerald bewusst, dass er im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand, und ein etwas gezwungenes Lächeln erschien auf seinem Gesicht.
»Doch die Reise von Wilmington nach New York, so lang und beschwerlich sie auch gewesen sein mag, hat mich auch an diesen Tisch geführt und in Ihre Gesellschaft, Gentlemen. Daher kann sie nur als Erfolg gewertet werden. Abgesehen davon …«
Fitzgerald nahm sein Glas mit Gin und Bitter und leerte es. Dann steckte er sich eine stark parfümierte Zigarette an und inhalierte tief.
»Sie lacht völlig grundlos«, sagte er leise. »Meine Frau. Sie sitzt zu Hause, umgeben von riesigen Möbeln, und lacht einfach.«
Er sah auf. Seine Augen waren rot, und in ihren Winkeln standen Tränen.
»Reden wir nicht mehr über diese trübseligen Dinge«, sagte er. »Erzählen Sie uns doch von London, Mr. Carpenter. Ich schäme mich fast zu gestehen, dass ich noch nie dort gewesen bin.«
Carpenter tat wie gebeten, und die Unterhaltung setzte wieder ein. Nach einer Weile kämpfte sich Willis zur Theke durch und bestellte neue Drinks, und der Rest der Nacht verging in angenehmer Gesellschaft.
21
Gefährliches Terrain
Von außen war das Fahrzeug unauffällig: ein schwarzer Ford Transit wie Tausende andere auch, die Tag für Tag über Englands Straßen rollten. Doch dieser Transit hier war anders. Der Motor, der ihn mit beständigen hundertfünfzig Stundenkilometern voranbewegte, stammte aus einem Piranha-VI-Prototypen, einem geheimen schweizerischen Personentransporter, der nahezu zwanzig Tonnen wog, und der unauffällige reaktive Panzer unter der Blechkarosserie des Wagens kam von einem Challenger-2-Kampfpanzer. Der Transit war tiefergelegt, das Chassis verstärkt, die Aufhängungen versteift und mit computergesteuerten Stabilisatoren ausgestattet worden. Die Reifen waren pannensicher, und man hatte die Unterseite des Wagens mit einer dicken explosionssicheren Keramikplatte gepanzert sowie die Glasscheiben durch schusssicheres Thermoplastik ersetzt. Zudem war der Fahrgastraum mit einer Sicherheitszelle aus Titan ausgestattet worden.
Der Fahrer besaß die Kontrolle über ein ganzes Arsenal von Kommunikationsmedien und Navigationscomputern, die die Position des Fahrzeugs überall auf dem Planeten millimetergenau feststellen konnten. Der rückwärtige Teil des Lieferwagens diente zugleich als Besprechungsraum und taktisches Kommandozentrum. Über den Hecktüren war ein hochauflösender Touchscreen an Scharnieren von der Decke heruntergeklappt worden, der drahtlos mit dem Mainframe von Schwarzlicht verbunden war. An den Innenwänden des Wagens hatte man zwei Reihen von gepolsterten Sitzen angebracht. Über jedem der Sitze gab es eine kleine Nische für einen Schwarzlicht-Helm und auf dem Boden davor einen Schlitz, aus dem sich bei Bedarf per Knopfdruck ein zusätzlicher kleiner Touchscreen schob. In einem schmalen Schrank zur Rechten eines jeden Sitzes befanden sich mehrere Fächer für die Standardwaffen von Schwarzlicht. Bis auf zwei waren alle leer.
Jamie und Frankenstein saßen sich auf den beiden hintersten Sitzen gegenüber. Nachdem sie die Krankenstation verlassen hatten, waren sie zum Fuhrpark von Schwarzlicht aufgebrochen und
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