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Department 19 – Die Mission

Department 19 – Die Mission

Titel: Department 19 – Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Hill
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die kalte Straße, und Willis führte Carpenter hinein.
    Ein Mädchen in Cocktailkleid und Federboa nahm ihre Mäntel entgegen und führte sie durch eine Doppeltür in einen großen Raum voller Tische und Nischen. Auf einem Piano in der Ecke hämmerte ein Mann im Smoking einen Jazz-Standard, und zwischen den Tischen glitten Kellnerinnen mit Tabletts voller Getränke hin und her. Rauch hing schwer in der Luft, und der Raum vibrierte vor Stimmengewirr und Lachen.
    »Was ist das für eine Etablissement?«, fragte Carpenter.
    »Es nennt sich Chumley’s «, antwortete Willis. »Eine kleine Oase in der trockenen Wüste der Abstinenz. Was nehmen Sie?«
    »Ich schätze, das Gleiche wie Sie«, erwiderte Carpenter.
    Der Amerikaner führte Carpenter zum Tresen, der eine gesamte Seite der Kneipe einnahm. Sie quetschten sich in eine schmale Lücke. Dabei streifte Willis mit dem Ellbogen einen schick gekleideten Mann in Schal und Mantel, der darauf wartete, bedient zu werden. Der Mann drehte sich um und musterte Willis aus roten, alkoholschwangeren Augen.
    »Tut mir furchtbar leid, Sir«, sagte er mit leicht lallendem Oberklasse-Akzent. »Erlauben Sie mir, Sie und Ihren Begleiter zu einem Drink einzuladen.«
    »Nicht nötig, Sir, trotzdem vielen Dank«, erwiderte Willis.
    »Leider muss ich darauf bestehen«, sagte der Mann. »Verraten Sie mir, was Sie bekommen, oder muss ich raten?«
    »Raten wird nicht nötig sein. Zwei Scotch on the rocks wären höchst willkommen.«
    »Geschulte Gaumen!«, rief der Mann entzückt. »Wie wunderbar!«
    Der Barmann, ein dicker rotgesichtiger Kerl mit weißer Schürze, der sich eben die Hände an einem schwarzen Handtuch abtrocknete, erschien vor dem Mann.
    »Zwei Scotch on the rocks, einen Gin mit Bitter und einen Wodka Tonic, wenn Sie so freundlich wären.«
    Während der Barmann sich daranmachte, die Drinks auszuschenken, drehte sich der Fremde zu Carpenter und Willis um. Er war vielleicht Mitte dreißig, trug einen ordentlichen Scheitel auf der rechten Seite und eine dunkelrote Fliege unter dem weißen Schal, den er um die Schultern drapiert hatte.
    »Scott Fitzgerald«, stellte er sich vor und streckte ihnen die Hand entgegen. »Ist mir ein Vergnügen, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
    Willis und Carpenter schüttelten ihm nacheinander die Hand und stellten sich ihrerseits vor. Der Barmann stellte die Drinks auf die Theke, und Fitzgerald nahm ein Bündel Banknoten aus einer dunkelbraunen Brieftasche, um zu bezahlen. Er sah seine beiden neuen Bekannten fragend an. »Haben Sie Lust, mir und meinem Begleiter an unserem Tisch Gesellschaft zu leisten?«, fragte er, indem er eine Handvoll Scheine auf der Theke deponierte.
    Nach kurzem Zögern und einem amüsierten Blickwechsel willigten Carpenter und Willis schließlich ein und folgten Fitzgerald in eine Ecke der Taverne.
    Die drei Männer bahnten sich einen Weg durch dichten Qualm und Gäste in den verschiedensten Stadien der Trunkenheit. In der Ecke stand ein kleiner runder Tisch, an dem eine sehr große Gestalt Platz genommen hatte. Der Mann hockte unbeholfen auf einem dreibeinigen Holzhocker, der viel zu klein für diesen Riesen zu sein schien. Als die drei Männer auftauchten, hob er den Blick und grunzte.
    »Hat aber gedauert.«
    »Tut mir leid, Henry«, erwiderte Fitzgerald. »Es war entsetzlich voll an der Theke. Ich hoffe sehr, dass du während meiner Abwesenheit nicht allzu durstig geworden bist?«
    »Durstig genug.«
    Fitzgerald lachte, als wäre dies der köstlichste Witz, den er je gehört hatte, dann drehte er sich zu Carpenter und Willis um, die vor dem Tisch standen und auf den Riesen hinunterstarrten.
    »Bitte nehmen Sie doch Platz, Gentlemen«, sagte Fitzgerald. »John Carpenter, Bertrand Willis, das hier ist Henry Victor.«
    »Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Mr. Victor«, sagte Willis und streckte dem anderen die Hand hin. Sie hing für eine lange Sekunde unbeachtet über dem Tisch in der Luft, bevor der Riese seinerseits langsam die Hand ausstreckte und die von Willis ergriff. Carpenter folgte dem Beispiel seines Begleiters und setzte sich dann, während sein Hirn auf Hochtouren arbeitete.
    Könnte er es sein? Die Akte ist so vage, aber die Beschreibung ist vermutlich halbwegs zuverlässig.
    Ein Schauer lief ihm über den Rücken.
    Henry Victor war ganz in schwarz gekleidet. Er trug einen schweren Mantel mit hohem Kragen über einem dicken Wollpullover mit Rollkragen und eine flache Lederkappe, die einen tiefen

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