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Depeche Mode

Depeche Mode

Titel: Depeche Mode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serhij Zhadan
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ehemaliger Klubdirektor bist, wir durchschauen dich und deinen Shit, obwohl, in Wirklichkeit haben wir null Durchblick, Wasja holt ein Bündel Scheine raus und zählt ab, Jurik fixiert ihn mit seinem Star, Jesus schaut sehr aufmerksam hin, Jurik sagt unzufrieden, daß er nicht weiß, wie das mit dem Rubel ist, Kurs und so, man kann nie wissen, was der Dollar macht, mit dem Dollar ist alles okay, – sagt Wasja, – der Dollar steht, dein Schwanz vielleicht, – antwortet Jurik, nimmt aber das Geld und begleitet uns auf die Straße hinaus, ich höre noch, wie die Bienen mit ihren Füßchen im Fischkadaver wühlen, vielleicht bilde ich mir das aber auch nur ein.
    Auf der Straße verabschiedet sich Jurik kühl von uns, wir entfernen uns ein paar Meter, Jurik steht weiter im Tor, geht nicht in den Hof, da überkommt es Tschapaj, er bleibt unvermittelt stehen, haltet mal, sagt er, kommt, den verarschen wir, wieso sage ich, wozu? er ist doch ganz alleine, habt ihr doch gesehen, kann gar nichts machen, hör bloß auf – Wasja kriegt Angst – laß uns gehen, ist doch alles paletti, scheiß dir bloß nicht in die Hose, sagt Tschapaj, ich mach ihn fertig, er holt das Päckchen mit dem Shit raus, stochert drin rum, als ob er die Qualität prüft, steckt es wieder in die Tasche und geht auf Jurik zu, in einiger Entfernung von ihm bleibt er stehen und ruft:
     
    – Dein Shit ist voll Scheiße!
     
    O fuck, – denke ich, – fuck.
     
    – Scheiße! – wiederholt Tschapaj mutiger.
     
    Da fährt Jurik plötzlich auf und verschwindet im Hof, wir wissen nicht, was tun, also ich und Wasja Kommunist, anders Tschapaj, der rafft, was nun kommt, verarscht seinen Dealer wohl nicht zum erstenmal, deswegen dreht er sich schnell um und ruft abhauen, wir hauen wirklich ab, und man kann sagen, nicht umsonst, denn das Tor in unserem Rücken öffnet sich wieder, und heraus springt Jurik mit seiner Flinte, seine Augen sprühen Funken, sogar das mit dem Weißen Star sprüht, wenn auch nicht so heftig, wir rennen, Hauptsache, wir schaffen es bis zur Ecke, dort wartet die Zivilisation, Straßenbahnen, die Metro, mehr oder weniger normale Beziehungen zwischen den Menschen, hinter uns dagegen Jurik mit seiner Flinte, sein mittelalterliches Schloß mit Hühnern und Killerbienen, wir haben also guten Grund zu fliehen und geben alles, Wasja hat Probleme ohne Gürtel, er hält seine Jeans mit den Händen, um sie nicht zu verlieren, Jurik aber spannt den Hahn und ballert in den Himmel über unseren Köpfen, einmal, dann noch einmal, auf uns zielt er Gott sei Dank nicht, keine Ahnung, wie es sonst enden würde, er ballert in den Himmel und lacht fröhlich, ich kann das ziemlich gut hören, während ich schon um die weiße Ziegelsteinecke biege, frischer Sommerwind bläst uns ins Gesicht, wirbelt Papiermüll, Staub und Federn auf, die Federn kreisen über unseren Köpfen, so daß ich gar nicht weiß, wem sie gehören – Vögeln aus einem der Ziegelsteinpaläste oder gerade angeschossenen Engeln, die zu Jurik geflogen kamen, vielleicht um seine mittelalterliche Einsamkeit zu lindern, und er, der Spasti, hat den schneeweißen, freundlich gesinnten Schwarm zurück in den Regenhimmel gescheucht und ist allein geblieben, allein mitten in der leeren Roma-Megalopolis, einsamer Dealer, vom Schicksal betrogener Freudenverkäufer, ohne jemanden zum Reden, nur Jesus an seinem Kruzifix pendelt traurig – von links nach rechts, von rechts nach links, von links nach rechts.
     
    17.00-20.00
    – Ihr habt einfach keine Ahnung. Sagt einfach Marxismus, Marxismus und versteht überhaupt nicht, was das ist.
    – Du bist hier wohl der einzige, der alles versteht.
    – Was hat das mit mir zu tun? Um mich geht es doch gar nicht. Ihr sagt – Marxismus. Aber der Marxismus wird siegen, klar?
    – Logisch. Und wo bitteschön wird er siegen?
    – Nicht irgendwo. Er wird im Prinzip siegen.
    – Klar.
    – Die Stärke des Marxismus liegt in seiner Autarkie. Nehmen wir Trotzki.
    – Trotzki ist Jude.
    – Ja. Wißt ihr, warum Trotzki nach Mexiko gegangen ist?
    – Ich glaube, Koba hat ihm einen Arschtritt verpaßt.
    – Koba ist auch Jude.
    – Koba?
    – Ja. Und Iljitsch auch?
    – Iljitsch ist Kasache.
    – Tatare.
    – Kasache.
    – Was ist der Unterschied?
    – Kasachen haben kein Schrifttum.
    – Und Tataren?
    – Auch nicht.
    – Nein, Koba ist kein Jude. Koba ist Russe. Er hat doch einen russischen Namen – Stalin.
    – Das ist nicht sein Name.
    – Wem seiner denn?
    –

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