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Depesche aus dem Jenseits

Depesche aus dem Jenseits

Titel: Depesche aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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aus Ihrem Programm zu streichen, bis wir definitiv Klarheit in der Sache haben. Ich appelliere an Ihr Verantwortungsbewußtsein. Es wird nicht lange dauern, Mister Stavenger!«
    »Gut. Wenn es nicht lange dauert.«
     
    Es vergehen aber drei Jahre, ohne daß auch nur ein Fünkchen Licht in die düstere Angelegenheit gekommen wäre. Emil Stavenger erfährt lediglich, daß seine Akte mittlerweile im Innenministerium gelandet ist.
    Eines Tages ist er mit seiner Geduld am Ende und fährt zum Ministerium nach Washington. Und er gibt keine Ruhe, bis er endlich dem zuständigen »Sachbearbeiter« gegenübersitzt. Da platzt ihm der Kragen:
    »Hören Sie mir gut zu! Ich warte jetzt schon seit drei Jahren! Verantwortung hin, Verantwortung her, jetzt reicht’s mir! Ich bin kein Verbrecher! Haben die Untersuchungen etwas ergeben, ja oder nein?«
    »Nein, Mister Stavenger. Es wurden mehrere Hypothesen aufgestellt, aber wissenschaftlich gesehen bietet keine davon eine zufriedenstellende Erklärung.«
    »Heißt das im Klartext, daß alles doch nur Zufall war?«
    »Das können wir nicht ausschließen, jedoch...«
    »Meine Nummer ist nicht gesetzwidrig! Und ob es Ihnen nun paßt oder nicht — ich werde sie wieder vorführen!«
    »Wir können Sie nicht daran hindern. Aber, haben Sie wirklich keine Bedenken?«
    »Bedenken? Ach, Sie meinen wohl, der Sarg ist verhext, was? Der verwünschte Sarg! Wollen Sie vielleicht damit argumentieren?«
    Der FBI-Beamte kann sich ein nachsichtiges Lächeln nicht verkneifen:
    »Derartiges liegt mir völlig fern! Aber wäre es nicht denkbar, daß das Erlebnis, eine Stunde lang in einem Sarg eingeschlossen und im Wasser versenkt zu sein doch zu einem späteren Trauma führen könnte? Wir vermuten, daß die seelischen Erfahrungen so erschütternd sein können, daß die Person unbewußt zum Selbstmord getrieben wird, oder eine latente Bereitschaft zu sterben entwickelt, wobei die natürlichen Abwehrkräfte des Körpers geschwächt werden. So sehr, daß der Organismus immer weniger reagiert, bis er schließlich todkrank wird.«
    Ungläubiges Schweigen. Der Zauberer kann und will es nicht für möglich halten:
    »Das, das ist doch nicht Ihr Ernst?«
    »Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Sie nehmen die Nummer wieder in Ihr Programm auf — aber Sie wechseln nicht mehr die Partner. Sie engagieren eine Person, die Sie bestens einarbeiten und körperlich wie psychisch ständig betreuen.«
    »Das ist aber nicht so eindrucksvoll!«
    »Aber immer noch besser als nichts, oder?«
    Daß damit die Zahl der eventuellen Toten auf ein Minimum reduziert wird, bleibt zwar unausgesprochen, ist aber deutlich herauszuhören.
    »Naja! Ich fürchte, ich habe keine andere Wahl.«
     
    Emil Stavenger engagiert einen jungen Schauspieler italienischer Herkunft. Er heißt Corso Arnaldi. Nach zahlreichen Tests, einem gründlichen Training und wochenlanger körperlicher und seelischer Schulung ist es dann soweit: Der »Sarg im Wasser« geht wieder auf Tournee. Bühne frei für Corso Arnaldi.
     
    Drei Monate später in einem Hotel in Cincinnati: Die Pfeife des Bademeisters schrillt in der Abenddämmerung — der letzte Gast soll endlich aus dem Schwimmbecken kommen. Die Reinigungskolonne will sich an die Arbeit machen:
    »Heh! Sie da! Kommen Sie jetzt bitte raus.«
    Der Mann ist tot. Sein Name: Corso Arnaldi. Todesursache: Herzversagen. Wieder nur ein unglücklicher Zufall? Natürlich!
    Aber selbst für einen Magier ist das zuviel des Guten. Der Sarg aus Ebenholz wird unverzüglich zerhackt und verbrannt — für alle Zeiten zur Hölle geschickt. Der »Sarg im Wasser« endet im Feuer.
     

Der Mann von Nirgendwo
     
    1958. Hafenpolizei in Marseille.
    Vor Kommissar Viaud sitzt ein Mann, der seit 35 Jahren von Interpol verfolgt wird. Genau seit dem Jahr 1923, als die »Internationale Kriminalpolizei« gegründet wurde. Erst später, unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, wurde der Hauptsitz dieser weltweiten Organisation von Wien nach Paris verlegt — und nannte sich von da an INTERPOL.
     
    Der Mann, der heute abend im Hafengebäude vor dem Kommissar sitzt, ist also der »dienstälteste Kunde« von Interpol. Er heißt Jean Primo und ist fünfzig Jahre alt. Ungefähr. So genau weiß er das nicht. Er ist dürr wie ein Klappergestell, hat weißes, stoppeliges Haar, und mit seinen abgeklärten Augen starrt er ins Leere, als könnte ihn nichts mehr auf der Welt erschüttern — schon gar nicht die Polizei!
    Es ist sieben Uhr abends. — Die

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