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Depesche aus dem Jenseits

Depesche aus dem Jenseits

Titel: Depesche aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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flitzen vier Granaten übers Meer; eine davon trifft voll den Kamin des Feindes. Kurz darauf entert Archibald Grant zusammen mit seinen bewaffneten Soldaten den Goldfrachter und befiehlt dem versteinerten Briten: »Frankreich hat England den Krieg erklärt! Wir konfiszieren das Gold — Befehl der Regierung!«
    Kopfschüttelnd übergeben die Engländer die kostbare Fracht an den Franzosen. Von einem Kriegszustand haben sie zwar noch nichts erfahren, aber sie haben sowieso keine Wahl — fünfundzwanzig Gewehre halten sie in Schach.
     
    Auf der Rückreise nach Villefranche verwandelt sich die Cagnes wieder in ihre ursprüngliche Gestalt, und zwei Tage später geht die Garbino an der Côte d’Azur vor Anker, so, als ob nichts geschehen wäre. Archibald Grant ist seiner Sache sehr sicher! Bevor William an Land gebracht wird, droht ihm sein väterlicher Freund:
    »Kein Sterbenswörtchen, verstanden? Sonst... Peng, mein Lieber! Laß deinen Direktor schön brav zurückzahlen!«
     
    Armer kleiner Detektiv! Was soll er tun? Am besten erzählt er seinem Chef die Wahrheit, obwohl er überzeugt ist, daß keine Menschenseele sie ihm abnehmen wird. Doch zu seinem großen Erstaunen, glaubt der Direktor jedes Wort seines Abenteuerromans und er fragt ihn sehr besorgt:
    »Dieser Archibald Grant ist jetzt also im Besitz eines von Ihnen eigenhändig unterschriebenen Kaufvertrages der Garbino ?«
    »Ja.«
    »Und Sie haben die Yacht im Auftrag der Spielbank gekauft, so steht es im Vertrag?«
    »Ja.«
    »Gut. Sie können nichts dafür. Es ist einzig und allein meine Schuld. Ich fahre sofort nach Paris zum Kriegsministerium!«
     
    Seit die Engländer Jeanne d’Arc in Rouen auf dem Scheiterhaufen verbrannt haben, waren die Beziehungen zwischen England und Frankreich immer kühl und distanziert. Jetzt — Anfang des Jahres 1900 — droht wieder eine Kriegserklärung! Aber beide Regierungen, in Paris und in London, retten schließlich den Frieden!
    Camille Blanc — der Besitzer der Spielbank — überzeugte die hohen Politiker jenseits und diesseits des Ärmelkanals, daß der gute Ruf seines weithin berühmten Hauses keinen Schaden erleiden dürfe.
    Waren nicht die reichen Engländer die beständigsten Gäste in Monte Carlo? Sollte die empörende Geschichte bekannt werden, gäbe es einen Skandal!
    Und was Frankreich betrifft — hatte es nicht erst vor einem Jahr — 1899 — endlich mit dem Fürstenhaus der Grimaldi einen für beide Staaten einträglichen Vertrag unterzeichnet?
    Eine sehr verzwickte Lage für alle Betroffenen!
    Die französische Regierung zahlte schließlich die Gold-Rechnung an England. Die englische Regierung versprach ewiges Schweigen.
    Das Spielcasino von Monte Carlo rieb sich die Hände, es blüht und gedeiht bis zum heutigen Tage.
    Archibald Grant hatte wieder einmal... verspielt. Ob er sich darüber ärgerte? Wohl kaum, denn immerhin gelang es ihm, mitsamt seinen Piraten unterzutauchen — und die Goldbeute, ein Riesenvermögen, hat ihn gewiß über die entgangene Rache für das »Hausverbot« hinweggetröstet.
     

Der fliegende Teppich
     
    Montag morgen, 31. Mai 1971.
    In Cleveland, der pulsierenden Hafenstadt am Südufer des Eriesees im amerikanischen Bundesstaat Ohio, stehen ein Vater und sein halbwüchsiger Sohn einander gegenüber wie Ölgötzen. Sie befinden sich im Vorzimmer des Mode-Psychotherapeuten Dr. Harrison. Der berühmte Seelenklempner sitzt unterdessen gemütlich hinter seinem weißen Acryl-Schreibtisch und beobachtet lauernd, geradezu amüsiert die beiden neuen Patienten durch die blinde Glasscheibe, die er zwischen dem Sprechzimmer und dem Wartezimmer hat einbauen lassen. Diese hinterhältige Schlüsselloch-Methode mag hochgradig unfein sein — aufschlußreich ist sie immer! Besonders wenn neue Patienten zu ihm kommen. Und ganz besonders, wenn es sich — wie heute morgen — um einen Vater mit seinem Sohn handelt. Wer von beiden braucht hier eigentlich eine Therapie? Das Kind? Dieser 14jährige Junge mit seinem aufgesetzten, arroganten Grinsen, der sich jetzt lässig in einen tiefen Sessel hineingelümmelt hat, mit Wonne seine Gleichgültigkeit zur Schau trägt und den Vater damit zur Weißglut bringt? Oder ist es der Vater, der natürlich nicht versteht, warum er mit seinem Sprößling auf einmal nicht mehr fertig wird?
    Dr. Harrison läßt die beiden noch eine Weile schmoren, obwohl er jetzt im Bilde ist: Nicht nur bei dem Sohn Michell ist ein Rädchen locker. Auch der Vater, Mr. Howard,

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