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Depesche aus dem Jenseits

Depesche aus dem Jenseits

Titel: Depesche aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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in Reih’ und Glied auf, kampfbereit. Ganz langsam, als genieße er die Würze des Augenblicks, zieht Archibald Grant die Planen von den mächtigen vier Kanonen.
    Die Spielbankangestellten erstarren vor Schreck, wechseln einen flüchtigen Blick miteinander und gehen unmittelbar zur zweiten empfohlenen Verhandlungstaktik über: nachgeben. Wortlos überreichen sie dem Deutschen eine kleine Tasche mit zweihunderttausend Goldfrancs und machen sich schleunigst aus dem Staub.
    »Bis morgen!« ruft ihnen der Kapitän noch nach und amüsiert sich königlich mit seinen Piraten.
     
    Zum ersten Mal in seiner Geschichte hatte das Spielcasino von Monte Carlo kapituliert. Die Sache mußte unbedingt geheim bleiben — der Ruf des Hauses stand weltweit auf dem Spiel.
    Bei der Krisensitzung, die der Direktor in der Morgendämmerung einberufen hat, waren sich alle darüber einig: Kein Wort an die Presse, kein schriftliches Protokoll über den Vorfall und selbstverständlich Hausverbot für Archibald Grant!
    »Der läßt sich hier bestimmt nicht mehr blicken!« meinte der Direktor.
    Da täuschte er sich aber gewaltig!
    Schon am nächsten Abend steht Archibald Grant vor dem Eingang und streitet sich heftig mit den Hausdetektiven:
    »Ach so? Hausverbot? Gut, von mir aus! Aber das letzte Wort ist nicht gesprochen, ich komme wieder! Und dann werden Sie was erleben, darauf können Sie Gift nehmen!«
     
    Erst zwei Jahre später ankert die Garbino wieder an der Côte d’Azur. In dem kleinen Hafen von Villefranche, zwischen Nizza und Monte Carlo. Dort gibt es keine Spielbank, aber ein junger Mann, William Le Queue, wohnt in dem Städtchen — und Archibald Grant will ihn unbedingt kennenlernen.
    William Le Queue, 25 Jahre alt, arbeitet seit dem 1. Januar 1900 im Spielcasino von Monte Carlo. Er soll den bald in Pension gehenden Hausdetektiv ablösen und wird gerade eingearbeitet. Die Direktion hält es allerdings nicht für notwendig, ihn von dem peinlichen Vorfall vor zwei Jahren in Kenntnis zu setzen. Der Deutsche ist nicht mehr aufgetaucht, die Sache ist also erledigt.
    William sitzt gerade allein auf der Terrasse eines kleinen Hafenrestaurants und genießt die ersten warmen Sonnenstrahlen des Frühlings. Heute hat er seinen freien Tag, erst morgen muß er nach Monaco zurückfahren. Er ist also bester Laune und freut sich, als ein hochgewachsener Mann mit dunkelblauem Blazer und lächelnden blauen Augen ihn unvermittelt anspricht. Die feinen Gäste im Spielcasino sind nicht so freundlich zu ihm! »Junger Mann, warum so allein? Darf ich mich zu Ihnen setzen und Ihnen Gesellschaft leisten?«
    Nach drei Stunden und einigen Gläsern Wein sind sie die besten Freunde von der Welt.
    »William haben Sie heute abend schon etwas vor? Ich lade Sie zum Dinner auf meine Yacht ein! Hätten Sie Lust? Es wäre mir eine Freude!«
    Welcher junge kleine Angestellte eines Spielcasinos würde eine solche Einladung ablehnen? William verbringt einen traumhaften Abend an Bord der Garbino. Er betet insgeheim, die Zeit möge stehenbleiben, und als sein Gastgeber ihm den Vorschlag macht, in einer Luxuskabine an Bord zu übernachten, läßt er sich nicht lange bitten! Ein Gute-Nacht-Trunk, eine letzte Zigarette... und er versinkt bald in einen tiefen, sehr tiefen Schlaf. Zwölf Stunden später — es ist schon zwei Uhr nachmittags — wacht er mit unerträglichen Kopfschmerzen auf. Im ersten Augenblick weiß er nicht, wo er ist. Erst allmählich erinnert er sich an den gestrigen Abend.
    Auf einmal stutzt er. Was ist denn das für ein Geräusch? Die Yacht fährt ja! Er fliegt die Treppe zum Deck hinauf und traut seinen noch vernebelten Augen nicht. Weit und breit kein Land in Sicht. Die Garbino fährt auf offener See mit Volldampf voraus, Kurs nach Süden! Und das ist nicht alles: Über Nacht hat sich die vornehme dreißig Mann Besatzung in einen Haufen gröhlender Seeleute verwandelt, mit denen bestimmt nicht gut Kirschen essen ist.
    William bekommt es mit der Angst zu tun und würde am liebsten über Bord springen, da hört er, wie der Kapitän — freundlich wie gestern — ihn von der Brücke aus ruft:
    »William? Gut geschlafen?«
    »Ja, danke. Aber wo sind wir? Ich muß sofort nach Monte Carlo!«
    »Aber ja doch, ich weiß! Ich komme gleich!«
    Es dauert ein paar ewige Minuten, bis Archibald Grant erscheint — mit einem Blatt Papier und mit einem Stift. »Unterschreibe hier unten rechts!«
    »Was ist das?«
    »Ach, nichts Wichtiges! Meine lieben Matrosen

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