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Depression - 100 Fragen 100 Antworten - Hintergruende - Erscheinung - Therapie

Depression - 100 Fragen 100 Antworten - Hintergruende - Erscheinung - Therapie

Titel: Depression - 100 Fragen 100 Antworten - Hintergruende - Erscheinung - Therapie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Dinner
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Schwangerschaftserscheinungen erklärt werden. Man sollte sich vergegenwärtigen, dass eine Schwangerschaft eine außerordentliche Situation darstellt, in der sich vom Körper, von den Hormonen und vom Aussehen her große Veränderungen abspielen aber auch von der ganzen Lebenssituation her, so dass diese großen Umstellungen seelisch nicht unbedingt spontan und reibungslos in ein neues Selbstverständnis eingebaut werden, sondern eine länger anhaltende Belastung darstellen können.
    Wenn Ängstlichkeit, Reizbarkeit, Konzentrationsstörungen und ein Verlust an Lebensfreude sich bemerkbar machen, dann sollte an die Möglichkeit einer Schwangerschaftsdepression gedacht werden.
    Als Risikofaktoren für eine solche Depression können andere frühere depressive Episoden, familiäre Belastung mit Depressionen, Schwangerschaftskomplikationen, kürzliche belastende Erfahrungen (Probleme bei der Arbeit, Trennungen, Todesfälle), Probleme mit vorgängigen Schwangerschaften und frühere Erfahrungen mit seelischen, sexuellen oder körperlichen Übergriffen angesehen werden. Auch ein Eisenmangel kann zu depressiven Symptomen führen und sich allenfalls einzig mit dem Symptom einer ständigen Müdigkeit bemerkbar machen, dies selbst ohne Vorliegen einer eigentlichen Blutarmut (siehe Frage 52 ) . Ungenügende Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren (siehe Frage 97 ) erhöht ebenfalls das Risiko einer depressiven Erkrankung während der Schwangerschaft.
    Bei Verdacht auf ein depressives Geschehen ist die frühzeitige Kontaktnahme mit dem Arzt sehr wichtig. Psychotherapie, allenfalls in Verbindung mit Antidepressiva, kann wesentlich dazu beitragen, dass die Geburtssituation und dann vor allem die Mutterschaft nicht vorgängig ungelöster Probleme wegen zu einer zusätzlichen Überforderung wird. Zur Vermeidung von Medikamenten kann mit einer Lichttherapie odermit alternativen Behandlungsmethoden kombiniert werden. Bei unbehandelten Depressionen besteht offenbar eine erhöhte Gefahr von Schwangerschaftsverlusten und Frühgeburten, sowie eines geringeren foetalen Wachstums.
    Trizyklische und auch neuere Antidepressiva (SSRI und andere) bringen mit Ausnahme von Paroxetin , das zu einer leichten Erhöhung angeborener Herzfehler führt, keine Missbildungsgefahr der Schwangerschaft mit sich. Neugeborene sollen jedoch nach Gabe von SSRI etwas häufiger unter pulmonalen Hypertonien (Bluthochdruck des Lungenkreislaufs) leiden. Keine Klarheit herrscht zudem darüber, welche längerfristigen Auswirkungen die Beeinflussung des Neurotransmitterstoffwechsels am ungeborenen Kind allenfalls mit sich bringt. Lässt sich die Abgabe von Antidepressiva während einer Schwangerschaft nicht vermeiden, so sollten die Neugeborenen im Hinblick auf das allfällige Auftreten von Antidepressiva-Nebenwirkungen (siehe Frage 86 ) oder Absetzeffekten (siehe Frage 78 ) beobachtet werden. Man kann Antidepressiva aber auch vor dem Ende der Schwangerschaft ausschleichen und erst nach der Geburt wieder einsetzen, ohne damit einen depressiven Rückfall zu riskieren. Das Neugeborene wird damit keine Antidepressiva im Blut haben und auch keine allfälligen unerwünschten Effekte dieser Medikamente erleben.
    Was das Stillen betrifft, so haben Untersuchungen gezeigt, dass verschiedene Antidepressiva nur in minimalster Menge über die Muttermilch zum Säugling gelangen. Unter diesen Antidepressiva, zu denen insbesondere die Serotonin-Wiederaufnahmehemmer Escitalopram, Paroxetin und Sertralin gehören, kann eine Mutter ihr Kind problemlos stillen. Von Fluctine , das vom Körper nur sehr langsam ausgeschieden wird, ist dagegen abzuraten, ebenso von Beruhigungsmitteln, welche zu Schläfrigkeit und Trinkfaulheit führen können. Unter Lithium, welches für einen Säugling gefährlich ist, darf nicht gestillt werden.
    Nach dem Gesagten kann festgehalten werden, dass es eine Reihe erprobter Antidepressiva gibt, die gefahrlos während der ganzen Schwangerschaft eingenommen werden können und dass auch eine ungestörteStillzeit gewährleistet werden kann. Ganz grundsätzlich sollte jedoch jede Medikamenteneinnahme während einer Schwangerschaft mit dem behandelnden Arzt genau abgesprochen werden.
    Frage 47
Worum geht es beim Babyblues und bei der Wochenbettdepression?
    Der Babyblues ist eine sehr bekannte Reaktion in den ersten paar Tagen nach der Geburt, die im Allgemeinen am dritten oder vierten Tag auftritt. 50 bis 75 Prozent aller jungen Mütter erleben diese ganz normale Art der

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