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Depression! Wie helfen? - das Buch für Angehörige

Depression! Wie helfen? - das Buch für Angehörige

Titel: Depression! Wie helfen? - das Buch für Angehörige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John P. Kummer Fritz Kamer
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Störungen groß. Entwickelt sich das Kind langsamer als »normal«, kann eine Depression aus Mangel an Geborgenheit ebenso der Grund sein wie körperliche Ursachen. Man nennt dies eine »psychosoziale Gedeihstörung«.
    Antidepressive Maßnahmen sind nicht nur wegen der Entwicklungsverzögerungen (alle seelische Kraft fließt in die Bekämpfung der Depression) zwingend, sondern auch weil das Kind leidet. Albträume und andere Ängste können schon in den ersten Lebensjahren auftreten. Die Angst, die Bezugspersonen zu verlieren, hindert das Kind am Schritt in die altersgemäße Selbstständigkeit. Durch auffälliges Verhalten, z.B. Daumenlutschen oder Bettnässen, sondert es sich von seinen Altersgenossen ab. Es kann aber bereits »echt« depressive Wahnideen entwickeln: »Niemand liebt mich, niemand will mit mir spielen«, auch wenn das objektiv gesehen nicht so ist.
    Mit den Jahren werden die psychischen Symptome einer Depression immer leichter erkennbar. Das heranwachsende Kind kann seinen Gefühlen besser Ausdruck verleihen, und bald wird es auch Schuldgefühle oder eine grundlose starke Selbstanklage entwickeln. Die Grenze zur Depressivität ist schwer zu ziehen, besonders in der Pubertät. Und zwar nicht nur durch die Jugendlichen selbst, sondern auch durch Eltern und Erzieher, die sich oft fragen, ob der Jugendliche niedergeschlagen oder faul ist – letzteres eventuell auch aufgrund der körperlichen Entwicklung.
    Depressionsbedingte Konzentrationsschwächen und Desinteresse beeinträchtigen die Leistungen in der Schule, dabei ist die Angst vor Strafen groß. Absonderung von den Mitschülern kann ebenso ein Symptom sein wie besonders aggressives Verhalten Gleichaltrigen oder Höhergestellten gegenüber. Essstörungen, Bauch- und besonders Kopfschmerzen sind weitere Signale.
    Stecken Jugendliche in der Pubertät, liegt es naturgemäß nahe, das Phänomen des »Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt« den Ausschlägen in der körperlich-seelischen Entwicklung zuzuschreiben, in der Erwartung, »es gebe sich dann schon wieder«. Dazu kommt, dass Jugendliche sich zwar artikulieren können, sich aber oft schämen oder ein alterstypisches Misstrauen allen »Autoritäten« gegenüber an den Tag legen. Drogen und Alkohol oder auch Gewaltexzesse sind dann oft »selbst entdeckte« Heilmittel – unter anderem auch gegen ersten Liebeskummer.
    Dieser stellt eine typische depressionsauslösende Verlustsituation dar. Das Schlimmste wäre da Auslachen. Ganz besonders, weil in diesem Alter das Suizidrisiko stark ansteigt – auch wenn die Phantasie, aus allen Zwängen auszusteigen, glücklicherweise oft nur Spannungen löst. Hier erweist sich die Diagnose von Depression und eine psychologische Begleitung als besonders wichtig. Tote können nicht mehr geheilt werden, und nur zu oft fallen Eltern »aus allen Wolken« – und laufen dann Gefahr, selbst in Depressionen zu verfallen.
    Selbsttötung ist die dramatischste Folge von Depressionen im Entwicklungsalter. Sie zählt zu den häufigsten Todesursachen bei Jugendlichen. Aber auch viele andere Auswirkungen können – unbehandelt – das Menschenleben über seine ganze Dauer beeinflussen. Entwicklungshemmungen können nicht mehr aufgeholt, Fehlentwicklungen nicht korrigiert werden, und der überwiegende Teil der depressionsbetroffenen Kinder ist auch im späteren Leben gefährdet.
    Ein Weg zur Identifizierung der Depression bei Kindern – offenbar wird er nicht häufig eingeschlagen – ist die Befragung depressiver Eltern. Laut einer neuen Studie im Raum Winterthur (Schweiz) »hätten sich die Fachleute nur in 43 Prozent der Fälle erkundigt, ob die Kinder der Patienten Anzeichen von Krankheit zeigten«, dabei entwickelten 30 Prozent der Kinder selber dauerhafte Verhaltensstörungen (NZZ vom 18.4.2007).
    Unser Umgang mit depressionsbetroffenen Kindern und Jugendlichen unterscheidet sich nicht wesentlich von jenem mit Erwachsenen – aber er ist natürlich der geistigen Entwicklungsstufe anzupassen. Eltern kennen ihr Kind am besten, Eltern zögern aber auch oft, den Tatsachen ins Auge zu sehen. Eltern machen sich schwere Vorwürfe, als Erzieher versagt zu haben.
    Frauenschicksal
    Frauen haben es mit ihrem Gemüt schwerer als Männer; sie werden statistisch etwa doppelt so häufig depressiv. Immer wieder gibt es Anlass dazu: Pubertät, Menstruation, Schwangerschaft, Mutterschaft und Menopause stellen hohe Anforderungen an die Physis. Dazu kommen wahrscheinlich eine genetisch

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