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Depression! Wie helfen? - das Buch für Angehörige

Depression! Wie helfen? - das Buch für Angehörige

Titel: Depression! Wie helfen? - das Buch für Angehörige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John P. Kummer Fritz Kamer
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mitbetroffenen Angehörigen gegenüber. Berufliche Vorgesetzte müssen sich mit dem Schicksal ihrer Mitarbeiter auseinandersetzen, betriebliche Maßnahmen sind zu treffen. In dieser Phase können auch die meisten Vor- und Fehlurteile entstehen.
    Hat der Blitz in unsere Familie eingeschlagen, so ändert sich unser eigenes Leben grundlegend. Wir werden uns in den nächsten Kapiteln vor allem mit diesem Fall beschäftigen: Was fühlt und denkt der erkrankte Partner, Vater, Sohn, die erkrankte Partnerin, Mutter, Tochter? Dann: Wie gehen wir gesunden Angehörigen damit um? Was geschieht mit uns selber?
    Der familiäre Super-GAU
    Die Diagnose ist da! Die traurige Tatsache hat die Ungewissheit abgelöst. Sind wir erleichtert? Vielleicht. Jetzt wissen wir zumindest, was los ist. Wissen wir es wirklich?
    Ist unser Partner zum ersten Mal von einer Depression getroffen, ist der Schock riesengroß. Wir fühlen uns hilflos, machtlos, einer großen Unbekannten gegenüber. Vielleicht haben wir uns vor der Diagnose nicht mit der Möglichkeit einer psychischen Erkrankung befasst. »Geisteskrankheit, Klinik, Psychiatrie« sind Begriffe, die uns, weil stigmatisiert, eher fernliegen. Fälle im Bekannten- oder Verwandtenkreis werden, wenn überhaupt, so diskret und vage wie möglich hinter vorgehaltener Hand kommuniziert. Psychische Erkrankungen eignen sich nun mal nicht für den Small Talk auf Partys. Es kann auch sein, dass wir den Verdacht einer psychischen Störung als ungehörig ansahen und verdrängten. Vor allem, wenn uns der Betroffene besonders nahesteht.
    Wenn wir schon vorher eine Depression in Betracht gezogen haben, kreisten unsere Gedanken wohl vor allem um den Erkrankten. Bange Fragen marterten uns: »Was kann ich tun, was muss ich tun? Wie lange wird der Zustand dauern? Wann wird der Kranke wieder gesund? Wird er überhaupt wieder wie früher?« – Dass wir, als Lebenspartner, Mutter, Sohn, Freundin – generell als nahestehende Person ebenfalls betroffen sind, ist uns vielleicht nur vage bewusst.
    Aber die Depression nimmt auch von uns Besitz. Sie wird Teil unseres Lebens. Sie verändert unseren Alltag in mehr oder weniger dramatischer Weise. Weitere Familienmitglieder, insbesondere Kinder, werden in das Geschehen mit hineingezogen.
    Und natürlich wird auch unsere Psyche getroffen. Mit Urgewalt. Wir leiden mit. Das kann so weit gehen, dass wir aufpassen müssen, nicht selbst von einer Depression erfasst zu werden.
    Dabei sollten wir Angehörigen gerade jetzt einen kühlen Kopf bewahren. Wir müssen da sein, trösten, organisieren, den Kranken von Aufgaben entlasten und und und. Gleichzeitig treibt uns die Frage um: Wieso, warum gerade wir? Was ist da passiert?
    Jenseits der eigenen Ängste beschäftigt uns in erster Linie das Leiden unseres Angehörigen. Wir wünschen, hoffen, beten zu Gott, dass es unserem Liebsten bald wieder wohler werde, dass er bald aus seiner Apathie erwache und seine gewohnte Lebensfreude wiedergewinne. Zwar will meist auch er aus seiner Situation herauskommen, aber er kann es nicht, wird apathisch oder verstrickt sich in Schuldgefühle und Selbstvorwürfe. Und seine Stimmung greift auch auf uns über.
    In Einzelfällen freilich hat sich der Kranke in seiner Höhle wohnlich eingerichtet und sagt sich etwa Folgendes: »Solange ich in der Depression bin, muss ich mich um nichts kümmern. In meinem gegenwärtigen Zustand kann ich mein Leben nicht wieder in die Hand nehmen. Ich muss warten, bis es mir besser geht, bis die Medikamente wirken, bis es Frühling wird, bis sich meine Probleme von selbst lösen«.
    Da sind unsere Tatkraft und unsere Organisationsgabe als Gesunde gefragt: Was können, sollen, müssen wir veranlassen? Welche Therapie ist die beste für ihn? Wie weit können wir die Mitarbeit des Kranken gewinnen? Auf welche Weise?
    Das Problemewälzen des Kranken während langer Tage und Nächte führt zu keinen verwirklichbaren Entschlüssen, das liegt in der Natur der Krankheit. Er braucht unsere Hilfe – und ist oft nicht in der Lage, diese anzunehmen. Er sucht unsere Unterstützung und Nähe und weist sie gleichzeitig zurück, weil er sie nicht erträgt. Er fühlt sich minderwertig, nicht nur uns, sondern der ganzen Menschheit gegenüber.
    Und wir teilen die schlaflosen Nächte und die Sorgen unseres Liebsten, zermartern unseren eigenen Kopf darüber, wie wir sein Los erleichtern, was wir tun könnten, um den Heilungsprozess zu beschleunigen, den wir für ihn und für uns herbeisehnen.

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