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Depression! Wie helfen? - das Buch für Angehörige

Depression! Wie helfen? - das Buch für Angehörige

Titel: Depression! Wie helfen? - das Buch für Angehörige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John P. Kummer Fritz Kamer
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psychischen Seite Niedergeschlagenheit, Interesselosigkeit (auch auf sexuellem Gebiet), Antriebslosigkeit, Entscheidungsschwäche, Konzentrationsprobleme, Selbstanklagen, Minderwertigkeitsgefühle, Beschäftigung mit dem Tod (theoretisch oder gar praktisch), auf physischem Gebiet Schmerzen, besonders in Kopf und Bauch, deren Herkunft und Grund nicht auszumachen ist.
    Josef Giger-Bütler (2003, S. 141 ff.) geht, wie gesehen, bei seiner Schilderung des Verhaltens von Depressionsbetroffenen von der von ihm als Grundmuster bezeichneten Überforderung aus (siehe S. 58 ff.). Dieses Muster sei kaum veränderbar, von der Überforderung gebe es kein Ausruhen. Depressionskranke können ihre Gefühle nicht annehmen. Sie können ihre eigenen Bedürfnisse weder wahrnehmen noch »managen«, sie sind unflexibel, rechthaberisch, können nicht auf andere Menschen eingehen, sind aber gleichzeitig darauf versessen, es allen recht zu machen. Sie wollen hilfsbereit sein, können aber ihrerseits keine fremde Hilfe annehmen. Sie sind ständig beschäftigt und können das Leben nicht genießen. Sie stellen zu hohe Ansprüche an sich selbst und sind gleichzeitig misstrauisch gegenüber anderen. Dies sind nur die m. E. wichtigsten Merkmale dieser sich ständig überfordernden und damit depressionsgefährdeten Menschen. Wichtig noch: Sie geben nicht Acht auf die Signale ihres Körpers und Geistes, sie versuchen sie zu unterdrücken, all die Symptome, die auf eine Depression hinweisen.
    Zusammenfassend können wir uns fragen: Wie geht der Betroffene mit sich selber um? Mit seinen Angehörigen? Mit uns? Schätzt er sich – und uns?
    Äußere Hinweise auf mögliche Ursachen und Auslöser
    Bevor wir uns im Zwiegespräch von Angesicht zu Angesicht treffen – bitte keine mehrköpfigen Tribunale! – können wir nach möglichen Ursachen und Auslösern fahnden, wie sie in den vorigen Kapiteln beschrieben und in der Checkliste Mögliche Ursachen und Auslöser von Depressionen zusammengefasst sind. Im Idealfall hilft uns der Betroffene bei unseren Recherchen.
    Liegt eine erbliche Prädisposition vor? Gibt es in seiner Verwandtschaft, unter seinen Vorfahren Vorfälle, die irgendwie mit Depression zu tun haben könnten? Solche »Geschichten« werden zwar meistens unter den Teppich gekehrt, eventuelle Suizide, wenn überhaupt genannt, mit anderen Ursachen begründet. Wir können aber gewisse Anzeichen deuten – aufgrund unseres Scharfsinns, unserer heutigen Aufgeklärtheit über die Krankheit oder unseres Literatur- bzw. Internetstudiums.
    Hat der Betroffene irgendwelche Unfälle erlebt, die sich auf sein Gehirn ausgewirkt haben könnten? Solche Unfälle können auch weit zurückliegen: Ein Verkehrsunfall kann ein (eventuell unbehandeltes) Schleudertrauma verursacht haben, ein Steinschlag auf einer Bergtour eine Kopfverletzung oder ein Sturz von einer Leiter auch »nur« eine Gehirnerschütterung.
    Überlegen wir: Wo steht der Betroffene im Leben? Hat er Schwierigkeiten mit dem Älterwerden? Fällt es einer Mutter schwer, den Auszug ihrer Kinder zu verkraften? Hat der Erkrankte Mühe, das Leben eines Pensionierten anzunehmen? Kann es sich um eine Altersdepression handeln?
    Wie ist das bisherige Leben des Patienten verlaufen? Hatte er eine unglückliche Kindheit, musste er schon früh familiäre Aufgaben übernehmen, die ihn, vielleicht unbewusst, überforderten? Wie war das Verhältnis zu Mutter und Vater? Hat er geliebte Menschen verloren oder nicht gewinnen können? Hat er von Schwierigkeiten im Berufsleben erzählt, von Geschäftsentscheidungen, die sich als falsch herausstellten, von Mobbing, Betrugsfällen, finanziellen Verlusten? Leidet er also unter Stress? Hat er Mühe mit seinem Platz im gesellschaftlichen Leben? Fühlt er sich ausgegrenzt, zu wenig geschätzt?
    Wie gut kennen wir den Charakter des Betroffenen? Ist er eher melancholisch veranlagt, sieht er wenig Sinn im Leben, ist er negativ bestimmt? Meckert er über alles? Oder ist er im Gegenteil sehr witzig, geistreich und unterhaltsam? Ich kenne Fälle von solchen allseits beliebten, immer gut gelaunten und brillanten, erfolgreichen Mitmenschen, die allein im stillen Kämmerlein mit schwersten Depressionen zu kämpfen hatten. Ein Beispiel ist der französische, meist humoristische Schriftsteller Pierre Daninos (siehe Kapitel »Leid lindern durch Sachkenntnis«, S. 142 ff.). Hat er Schwierigkeiten, mit seinen Nächsten, z.B. seiner Partnerin, zurande zu kommen? Versteckt er Süchte (Spiel,

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