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Depression! Wie helfen? - das Buch für Angehörige

Depression! Wie helfen? - das Buch für Angehörige

Titel: Depression! Wie helfen? - das Buch für Angehörige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John P. Kummer Fritz Kamer
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Dabei werden wir müde. Und verlieren unsere Tatkraft. Wir müssen, wie gesagt, aufpassen, dass wir nicht angesteckt werden. Wir müssen unsere Belastbarkeit sorgfältig und ehrlich prüfen und überwachen; sie hat Grenzen, die wir kennen sollten.
    Es hilft uns in jedem Fall, wenn wir die Tatsache annehmen können, dass eine Depression keine Grippe ist, die in einer Woche über die Bühne geht, sondern eine Krankheit, die mit vielen Tiefs und einigen Hochs »normalerweise« mehrere Monate dauert. Medikamente lassen sich Zeit mit ihrer Wirkung, Verbesserungen des Seelenzustands sind erst nach Wochen erkennbar. Diese Zeit müssen wir dem Kranken geben. Wenn wir sie uns ebenfalls geben können, dann sind wir besser gewappnet – mit Kräften und Waffen versehen. Ruhig schlafen zu können bringt uns die Energie, die wir so dringend brauchen.

Unser Er-Leben – Wie nehmen wir die Depression wahr?
    Im Folgenden befassen wir uns genauer mit den großen Umwälzungen, die sich einstellen, wenn ein Familienmitglied in der Depression versinkt. Der Kranke selbst macht eine bedeutsame Persönlichkeitsveränderung durch. Das Familienleben gerät organisatorisch aus den Fugen und muss neu geplant werden.
    Der Kranke: Ein anderer Mensch
    Holger Reiners (2007, S. 32) selbst ein (geheilter) Depressionsbetroffener, schildert die Lage sehr drastisch: »Der Kranke ist hilflos, aber nicht so hilflos, dass er uns nicht das Fürchten lehren könnte. Es ist keine Bedrohung durch rohe Gewalt, es ist vielmehr die subtile Kraft des Unbewussten, der uns der Kranke aussetzt. Wer an einer schweren Depression leidet, will nicht bewusst manipulieren, er kann es gar nicht, weil ihm die Kraft in der Außenwirkung fehlt.« Es scheine »die einzig verbliebene Kommunikation … ein beredtes Schweigen« zu sein: »Helft mir doch endlich, und wenn ihr es nicht könnt, dann erlöst mich wenigstens durch den geschenkten Tod«. Zwei Forderungen, denen der Gesunde nicht nachkommen kann, die ihm aber auch die eigene Hilflosigkeit zeigen.
    Ich erinnere an meine Warnung: Die nachfolgenden Schilderungen, wie wir Angehörige unseren lieben Depressionsbetroffenen erleben, mag zuweilen übertrieben wirken. Zum Glück kommt es nicht immer so schlimm. Sie können uns aber zeigen, dass viele andere im gleichen Boot sitzen. Wir sind nicht allein mit unseren Sorgen und Zweifeln. Was wir da erleben, ist ein häufig vorkommender Krankheitsablauf. Leider ist er nicht so einfach strukturiert wie ein Beinbruch oder eine Grippe. Wir stellen immer wieder fest: Keine Depression gleicht exakt der anderen. Der erkrankte Körperteil ist das Hirn des Patienten. Das ist es, was unsere Situation so schwer macht.
    Ein Depressionsbetroffener, der dieses Kapitel zu lesen in der Lage ist, kann sich ein Bild davon machen, wie er auf seine Umwelt wirkt. Dabei sollte er sich bei diesem Blick in den Spiegel nicht in Selbstvorwürfe verlieren. Es handelt sich um die Schilderung eines Zustandes, nicht um Vorwürfe! Und zahlreiche Fälle verlaufen nicht so schlimm. Viele Depressionskranke sind rücksichtsvoll und im Rahmen ihrer Möglichkeiten zur Mitarbeit bereit. Andere stecken einfach zu tief im Sumpf, wir dürfen ihnen dazu keine Vorwürfe machen. Die machen sie sich schon selber.
    Ein Zerrbild seiner selbst
    Wie hat die Depression den anderen verwandelt? Die Veränderung seiner Persönlichkeit kann viele Formen annehmen.
    Das Aprilwetter
    Der schwerste Prüfstein in unserem Umgang mit dem Patienten ist wohl sein häufiger Stimmungswandel. Wir meinen, hoffnungsvolle Anzeichen zu entdecken, wir beginnen für das Nachher zu planen und am nächsten Tag ist wieder alles grau. Die Tatenlust, die den Kranken und uns erfreut hat, ist weg und einer Untätigkeit gewichen, die zu akzeptieren uns nach dem Lichtblick umso schwerer fällt. Seine Stimmungen und sein Verhalten vorauszusagen ist ein Ding der Unmöglichkeit.
    Die Sphinx
    In vielen Fällen wissen wir nicht, was hinter der umwölkten Stirn vor sich geht. Wir verstehen das Verhalten des anderen nicht. Er hat sich in einen Fremden verwandelt, und das macht uns Angst. Wenn er so teilnahmslos dasitzt, die Augen am Boden, uns signalisierend, dass er nur (noch) halb in dieser Welt lebt und halb schon »drüben, wo alles Leid ein Ende hat«? Was tun? Uns zu ihm setzen, ihn zu trösten versuchen, ihm zeigen, dass wir für ihn da sind?
    Der Schwarzseher
    Ist unser Freund gesprächig, ist die Lage ebenso unerfreulich. Entweder ermüdet er uns mit seinen

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