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Depression! Wie helfen? - das Buch für Angehörige

Depression! Wie helfen? - das Buch für Angehörige

Titel: Depression! Wie helfen? - das Buch für Angehörige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John P. Kummer Fritz Kamer
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unserer Pflege hat sich in unserer Seele allerhand angesammelt, was wir »für später« aufgehoben haben. Wir müssen nun – besser früher als später – all die Gedanken (die wir hoffentlich niedergeschrieben haben) hervorziehen und ordnen. Dazu machen wir drei Häufchen: Aufs erste kommen die Dinge, die sich nicht ändern lassen und die wir akzeptieren müssen – und auch können. Aufs zweite diejenigen, von denen wir Abschied nehmen müssen, da sie zu nichts mehr nütze sind und den Platz für »Neueingänge« versperren, und aufs dritte die Dinge, die sich noch gebrauchen, reinigen, polieren, instandbringen oder gar weiterentwickeln lassen.
    Leid lindern durch Sachkenntnis
    Unwissen bedeutet Ohnmacht. Ich wiederhole mich: Vor allem, wenn wir zum ersten Mal mit einer Depression im Familienkreis konfrontiert sind, müssen wir uns informieren. Je mehr wir über die Krankheit Depression wissen, desto vertrauter werden wir mit ihr, desto weniger stehen wir machtlos vis-à-vis, desto besser können wir auf den Kranken und sein schwer verständliches Verhalten eingehen, desto effizienter können wir helfen. Last but not least: Desto leichter tragen wir auch unser Los und finden Tipps und Tricks, unser Leben zu erleichtern.
    Das Wissen können wir uns aus verschiedensten Quellen beschaffen: Internet, Fachliteratur, Bibliotheken usw. Fast noch wichtiger sind Quellen persönlicher Art. Ratschläge von Menschen, die Ähnliches erlebt haben oder noch erleben, mögen von unterschiedlichem Wert sein – entscheidend ist für uns der Umstand, dass wir uns austauschen, unsere Sorgen mit- teilen können. Geteiltes Leid ist bekanntlich halbes Leid. Ebenso hilfreich in unserer Niedergeschlagenheit sind natürlich Rat und Beistand von Fachleuten, Psychiatern, Geistlichen.
    Je mehr wir über die Krankheit selbst und über das Fühlen und Denken des Kranken wissen, desto besser bekommen wir unser Mit-Leiden in den Griff. Damit erweisen wir nicht nur uns, sondern auch dem Patienten einen großen Dienst und – Respekt. Sein Innenleben ist uns Gesunden ja schwer zugänglich, und er kann sich oft nicht klar äußern. So geht es allen besser, wenn wir eine Erklärung dafür finden, warum unser Freund manchmal so apathisch, dann wieder so trotzig gegen uns sein kann, wo wir es doch so gut meinen.
    Es besteht freilich das Risiko, dass im Laufe unserer Recherchen auch unsere Sorgen und Ängste zunehmen. Uns erschrecken die geschilderten Leidenswege, vor allem auch der Umstand, dass gewisse Fälle »therapieresistent«, also unheilbar sind. Die Schilderung der Abläufe im Gehirn der Betroffenen verwirrt uns ebenso wie die Kämpfe zwischen den Vertretern der reinen Psychotherapie und denjenigen der reinen Medikamentenlösung.
    Anderseits gibt es für Patient und Angehörige die tröstliche Gewissheit, dass eine Depression wirklich in den meisten Fällen heilbar und endlich ist, dass es einen Ausweg gibt aus der Misere. Auch therapieresistenten Depressionsbetroffenen können die Fortschritte in Forschung und Behandlung das Leben erleichtern.
    Das Internet ist heute allgegenwärtig. Unser Griff in die Tasten erfolgt fast automatisch. Wikipedia und Konsorten vermitteln uns einen ersten Aufschluss über die Krankheit Depression. Der Tastendruck ersetzt aber meines Erachtens den Gang in die Bibliothek nicht: Dort hat man, vor allem in einer Freihandbücherei, den Überblick, was es alles zum Thema gibt (und es gibt sehr viel), und wir können diejenigen Schriften aussuchen, die uns am besten zusagen. Im Internet lauern zwar Gefahren (Fehlinformationen, Angstmacher), aber es sind auch viele nützliche Hinweise zu finden: Blogs zeigen uns, dass wir mit unserer Last nicht allein sind; Selbsthilfegruppen, deren Adressen im Internet zu finden sind, bieten nicht nur für Depressionsbetroffene, sondern auch für Angehörige Austauschmöglichkeiten.
    Dies war, der Leser möge mir die Abschweifung verzeihen, der Entstehungsgrund unseres ersten Buches zum Thema (»Depression, was tun?«): Bevor ich John P. Kummer kennenlernte, war ich der Meinung, Depressionen seien grundsätzlich nicht heilbar und nur mit Hilfe lebenslänglicher Medikamenteneinnahme im Zaum zu halten. Als mir dann John erzählte, wie er aus seinen jahrelangen schweren Depressionen herausgefunden hat, war das für mich wie eine Erleuchtung. Und diese musste man, so fand ich, einem möglichst großen Kreis mitteilen. In einem Skipistenrestaurant mit dem schönen Namen »Schnapshütte«

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