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Depression! Wie helfen? - das Buch für Angehörige

Depression! Wie helfen? - das Buch für Angehörige

Titel: Depression! Wie helfen? - das Buch für Angehörige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John P. Kummer Fritz Kamer
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Form sehr wichtig ist! – dem (obersten) Chef und den Fachleuten überlassen werden.
    Betriebliche Maßnahmen
    Eine sofortige Freistellung eines an Depression Erkrankten ist zwar meist die betrieblich einfachste (nur wenige Menschen sind unersetzlich), aber sicher nicht die beste Lösung. Nach sorgfältiger Abklärung mit dem Betroffenen, seinem Vorgesetzten sowie internen und externen Fachleuten, was er noch zu leisten im Stande ist, sollte ihm nötigenfalls seine Aufgabe erleichtert oder auch eine neue vermittelt werden, eventuell an einer anderen Position im Unternehmen oder gar außerhalb – eventuell mit Zusicherung einer Rückkehrmöglichkeit. Natürlich hängen die Möglichkeiten von Größe und Struktur des Betriebes ab, aber sie sind einer Freistellung vorzuziehen, weil so vermieden wird, dass sich der Betroffene gänzlich unnütz oder abgeschoben fühlt. Bei gleichzeitigem Stressabbau wird er (hoffentlich) durch die Arbeit von seinen Grübeleien abgelenkt und die Genesung gefördert.
    Ein Problemkreis, der sofort anzugehen ist und wiederum von Größe und Struktur des Betriebes abhängt, sind die Fragen, wie die Aufgaben des Erkrankten temporär verteilt werden können. Die Möglichkeiten der Wiedereingliederung hängen natürlich von der nicht voraussehbaren Länge der Absenz ab, auch von den Fähigkeiten des Genesenen, irgendwelche betrieblichen Aufgaben wieder wahrzunehmen. Obwohl noch mit vielen Unwägbarkeiten behaftet, sind vorbereitende, noch nicht umgesetzte Maßnahmen sicher von Vorteil. In vielen Fällen wird eine Wiederaufnahme der vorherigen Tätigkeit ohne irgendwelche Reduktionen oder Anpassungen nicht sinnvoll sein, sonst baut sich der Stress, der häufig ja der Auslöser des Absturzes war, in kürzester Zeit wieder auf.
    Depression als berufliche Chance
    Ausgebrannt ist ein Mensch meist nicht nur körperlich, sondern auch seelisch. Vielleicht hat er eine Frustration oder gar einen Hass auf seine berufliche Aufgabe entwickelt, sodass es nicht sinnvoll ist, dort wieder anzufangen, wo man aufgehört hat. Vielmehr ist der Umstand, dass der Körper quasi die Notbremse gezogen hat, die Chance des Lebens für eine berufliche Neuorientierung. Wie bei einem Stellenverlust sollte man sich nicht fragen »Was habe ich bisher getan?« und auf den alten Schienen weiterfahren, sondern, »was will ich tun, was werde ich gut können, weil es mich interessiert?« – Jetzt ist die Gelegenheit und höchste Zeit, seine Träume zu verwirklichen! Selbstverständlich kann sich der Kranke in den Tiefen seiner Depression nur schwer mit solchen Fragen befassen, auch wenn es ihm gut täte. Eine anschließende Hypo(!)manie ist jedoch die beste Gelegenheit, eine Neuorientierung zu planen.
    Burnout
    Ich habe in diesem Kapitel den Fall der mittleren und schwereren Erschöpfungsdepression dargestellt. Bei den leichteren Fällen des Burnout gelten mutatis mutandis die gleichen Überlegungen. Der Betroffene kehrt nach ein paar Wochen erholt und gestärkt an seinen Arbeitsplatz zurück. Für die Zeit seiner Abwesenheit kann eine Übergangslösung durch eine Stellvertretung genügen. Allerdings müssen Fachstellen und Vorgesetzte genau abklären, ob für die Zukunft entlastende Maßnahmen ergriffen werden, um eine Wiederholung zu vermeiden.
    Vorbeugen und Rückfallprophylaxe bedeuten auch in diesem Fall: Entschleunigung! Ein Modewort, sicher, aber wir haben die unser gegenwärtiges Wirtschaftsleben dominierende Beschleunigung als eine der Hauptursachen von Burnout und Depression im Betrieb – und im übrigen Leben – geortet. Diese Entschleunigung ist nur mit Disziplin zu verwirklichen. Aber sie ist notwendig, um Rückfälle zu vermeiden. Gelingt sie nicht, sind weitergehende organisatorische Maßnahmen bzw. eine Neuorientierung einzuleiten.
    Stress
    Als Ursache von Burnout und Depression wird immer wieder der Stress genannt, er kommt auch in diesem Buch mehrmals vor. Josef Giger-Bütler beschäftigt sich im Rahmen der Überforderung (siehe Kapitel »Überforderung als Grundmuster«, S. 58 ff.) ausführlich damit.
    Erstaunliche Überlegungen zum Stress hat der amerikanische Bio- und Neurologe Robert M. Sapolski aufgrund von Studien an Pavianherden angestellt und deren Ergebnisse auf Menschen übertragen und verifiziert (Artikel »Stress« von Jonah Lehrer in der Zeitschrift »NZZ« Folio 01/2011, ISSN, 1420-5262). Es würde zu weit führen, sie hier herzuleiten, aber sie sind m. E. bedenkenswert, sodass ich sie hier

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