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Depression! Wie helfen? - das Buch für Angehörige

Depression! Wie helfen? - das Buch für Angehörige

Titel: Depression! Wie helfen? - das Buch für Angehörige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John P. Kummer Fritz Kamer
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Patienten ging, je mehr wir selber gelitten haben, umso tiefer werden die Veränderungen in uns sein, umso lebenswerter wird ihm und uns das neu gewonnene Leben.
    Der aus einer Depression Wiederaufgetauchte ist möglicherweise ein ganz anderer Mensch mit neuen Lebensplänen und neuer Lebenslust (die er sich in der Depression überhaupt nicht vorstellen konnte). Nun gilt es für uns, diese Persönlichkeitsveränderung zu erkennen, zu akzeptieren und – wenn sinnvoll – mitzumachen. Da können sich nicht nur für den Depressionsbetroffenen, sondern auch für uns Betreuer neue Horizonte, neue Lebensumstände, eine erneuerte Paarbeziehung auftun.
    Da wir – im Gegensatz zum Depressionskranken – in der Lage sind, Pläne für die Zukunft zu machen, können wir diese in gewissem Maße antizipieren, uns auf rosigere Zeiten vorbereiten und uns darauf freuen.
    Freuen wir uns, weil das Lämpchen noch glüht!
    »Freut Euch des Lebens,
    Weil noch das Lämpchen glüht!
    Pflücket die Rose, eh sie verblüht.
    Gar mancher mach sich Sorg’ und Müh’,
    Sucht Dornen auf und findet sie
    Und lässt das Veilchen unbemerkt,
    das ihm am Wege blüht.«
    Hans Georg Nägeli, 1773-1836

    Ein Aufruf: Weg mit dem Stigma!
    »Letzthin nahm ich eine Ecke meiner Garage ins Visier, wo sich allerhand Kleinkram und Vergessenes angesammelt hatte. Ich zog das Zeugs hervor und machte Ordnung.
    Da kam mir die stiefmütterlich behandelte Gruppe der psychisch Kranken in den Sinn. Auch sie gehört ans Licht gezogen. Alle Menschen müssen davon Kenntnis nehmen, sie kennenlernen und akzeptieren, dass sie zu uns Menschen gehört. (JPK)
    Umgeben von Unwissen
    Dieses Buch befasste sich bisher in erster Linie mit der kleinen Welt des Depressionsbetroffenen und seiner nächsten Umgebung. Falls die Depression zum ersten Mal zuschlug, mussten wir alle gehörig dazulernen.
    Jeder Mensch (Eremiten ausgenommen!) ist eingebettet in ein größeres soziales Ganzes. Auch wenn er alleinstehend und einsam ist, trifft er auf Mitmenschen, die ihm mehr oder weniger wohlwollend begegnen – oder ihn ignorieren. Für den Depressionsbetroffenen ist diese Ignoranz besonders schlimm. Er fühlt sich ausgeschlossen, schämt sich, kapselt sich ab. Wir Angehörige sind mitbetroffen.
    Zwar ist der Mensch ein geselliges Wesen, aber mit Andersartigem, Fremdartigem und Abartigem gibt er sich lieber nicht ab. Zu groß ist der geistige und seelische Aufwand. So entsteht ein Stigma. Man weiß nichts von dem Andersartigen, man will nichts wissen, man hat Vorurteile.
    Seit er von seinen Depressionen befreit ist, widmet sich John P. Kummer dem Kampf gegen das Stigma. Alle Leserinnen und Leser dieses Buches sind aufgerufen, zur Bekämpfung des Stigmas beizutragen. Darum stellen wir in diesem letzten Buchteil den Stand der Entstigmatisierung in den deutschsprachigen Ländern ausführlich dar und zeigen, wie vielfältig und dringend die Aufgaben der Öffentlichkeit auf diesem Gebiet sind.
    Tabus und Stigmata – die eigentlichen Heilungshemmer
    Tabus und Stigmata sind ganz generell Heilungshemmer. Wenn etwas tabuisiert ist, darf man nicht daran rühren, wenn etwas stigmatisiert ist, besteht Gefahr, dass man angesteckt wird, sobald man daran rührt. Solange die Krankheit Depression tabuisiert und stigmatisiert wird, erschweren tausend Hindernisse ihre Bekämpfung. Was man nicht kennt, dem misst man keine Bedeutung zu. Was totgeschwiegen wird, ist schwer zu bekämpfen.
    Hier steht die Öffentlichkeit in der Pflicht. Eine moderne Gesellschaft, die das Humanitätsideal hochhält, sorgt für die seelisch Benachteiligten, im Wissen, dass die Wahrung der Volksgesundheit eine der vornehmsten Aufgaben der Regierenden ist. Die physische und psychische Gesundheit ist neben (oder noch vor) dem allgemeinen Wohlstand die Basis eines funktionierenden Gemeinwesens. Für eine Gemeinschaft ist es daher ein wichtiges Ziel, die Schwächeren (auch seelisch Schwächeren) in ihren Kreis einzubeziehen und deren Lage zu verbessern.
    Auch auf die Individuen warten in diesem Zusammenhang noch viele Aufgaben. Gesunde können in der Aufklärung und Entstigmatisierung Unschätzbares leisten. Die Depressionsbetroffenen ihrerseits spielen eine Schlüsselrolle, wenn sie offen über ihre Erfahrungen mit psychischen Krankheiten reden.
    Statistik des Unglücks, der Unwissenheit und der Scham
    Vorbemerkung: Die in diesem Abschnitt genannten Zahlen dienen nur der Illustration des Problems. Sie wurden durch die verschiedensten

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