Der 1. Mord - Roman
verlogene Pore ihrer Körper. Willst du deine Prinzessin nicht in großem Stil ausführen? Ha! Er befühlte die Waffe auf dem Schoß. Er hatte die Mordwaffe gewechselt.
Nach einiger Zeit lenkte Campbell die Limousine eine steile Seitenstraße hinauf.
»Wohin fahren wir, Chauffeur?«, ertönte die Stimme des Ehemanns von hinten.
Er schaute in den Spiegel und lächelte die DeGeorges beruhigend an. »Ich dachte, ich zeige Ihnen die landschaftlich schönste Strecke mit der herrlichsten Aussicht aufs Tal. Trotzdem werde ich Sie pünktlich um acht beim Restaurant abliefern.«
»Wir wollen nicht zu spät kommen«, warnte Michael ein wenig verlegen. »Die Reservierung dort war schwieriger zu bekommen als die im verdammten Hotel.«
»Ach, komm schon, Liebling«, beschwichtigte Becky genau im richtigen Moment.
»Gleich da vorn kommt freies Gelände«, sagte Campbell. »Entspannen Sie sich bis dahin. Hören Sie doch ein bisschen Musik. Ich zeige Ihnen die schönste Aussicht… sehr romantisch.«
Er drückte auf einen Knopf, und im hinteren Teil der Limousine blinkte eine verführerische Lichterkette auf.
»Oohh, das ist einfach riesig«, sagte Becky.
»Ich lasse die Trennscheibe hochfahren. Schließlich sind Sie nur einmal frisch verheiratet. Fühlen Sie sich ganz wie zu Hause. Betrachten Sie dies hier als Ihre Nacht.«
Er ließ einen Spalt der Trennwand offen, damit er weiterhin alles sehen und hören konnte, während er tiefer in die Berge fuhr. Jetzt schmusten sie und küssten sich. Michaels Hand glitt Beckys Schenkel hinauf. Sie hob ihm ihr Becken entgegen.
Die Straße wurde holprig, dann hörte die Asphaltierung auf.
Es ging auf einem Schotterweg weiter. Zu beiden Seiten standen Rebstöcke.
Beckys aufreizendes Lachen ging in rhythmisches, tiefes Seufzen über. Phillip Campbell atmete ebenfalls schneller. Aus unmittelbarer Nähe hörte er ihr Stöhnen. Ein warmes, samtenes Gefühl stieg in seinen Lenden auf, so wie vor einer Woche im Hyatt. Michael drang in Becky ein, sie stöhnte auf.
Was ist das Schlimmste?
Auf einer Lichtung hielt er an und schaltete die Scheinwerfer aus. Er nahm die Pistole und entsicherte sie.
Dann ließ er die Trennwand herunterfahren.
Im schummrigen Licht sah er Becky. Ihr schwarzes Cocktailkleid war bis über die Taille hochgeschoben.
»Bravo!«, rief er.
Beide schauten ihn erschrocken an.
Er sah Angst in den Augen der Braut aufflackern. Sie versuchte, ihre Blöße zu bedecken.
Erst jetzt wurde dem Mörder klar, dass die warme Flut an seinen Beinen und Knien sein eigener Urin war.
Er feuerte das Magazin auf Becky und Michael DeGeorge leer.
28
Am Sonntagmorgen wachte ich zum ersten Mal in dieser Woche mit einem Gefühl der Hoffnung auf. So bin - oder war - ich nun mal.
Draußen war es klar und schön. Die Bucht schimmerte, als freute sie sich auch über das schöne Wetter. Und es war der Tag meines Brunchs mit Claire. Meine Beichte bei ihr.
Sonntagmorgen fuhr ich immer zu meinem Lieblingsplatz, von dem ich Raleigh erzählt hatte.
Erst fuhr ich ins Zentrum zur Marina Green, wo ich im Schatten der Brücke joggte. An Morgen wie diesem erfüllte mich die Freude über alles, was schön daran ist, in San Francisco zu leben. Die braune Küste von Marin, die Geräusche der Bucht, sogar Alcatraz, das Wache hält.
Ich trabte meine üblichen gut drei Meilen südlich vom Hafen und lief dann die zweihundertzwölf Steinstufen zum Fort Mason Park hinauf. Selbst mit Anämie konnte ich das noch. An diesem Morgen schien die Krankheit mich frei zu lassen.
Ich joggte an frei laufenden, bellenden Hunden vorbei, an Liebespaaren beim Morgenspaziergang, kahlköpfigen alten Chinesen in grauer Kleidung, die über Mah-Jongg stritten. Ich lief immer zur selben Stelle, hoch oben auf den Klippen, mit dem Blick nach Osten über die Bay. Es war sieben Uhr fünfundvierzig.
Niemand wusste, dass ich hierher kam. Oder weshalb. Wie an jedem Sonntag sah ich eine kleine Gruppe, die ihr Tai Chi übten. Es waren hauptsächlich Chinesen, wie immer angeleitet von demselben alten Mann mit einer grauen Strickkappe und Pullover. Keuchend blieb ich stehen und gesellte mich zu ihnen, wie jeden Sonntag seit zehn Jahren, seit meine Mutter gestorben war. Die Menschen hier kannten mich nicht, wussten nicht, was ich tat oder wer ich war. Ich kannte sie auch nicht. Der alte Mann nickte mir ebenso freundlich zu wie immer.
Bei Thoreau steht geschrieben: »Die Zeit ist nur der Fluss, in dem ich fische. Ich trinke aus ihm,
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