Der 1. Mord - Roman
Firmen. Für die DeGeorges war die Agentur White Lace zuständig, für die Brandts eine exklusive Beraterin, Miriam Campbell. Keine Verbindung.
Ich saß an meinem Schreibtisch, als der Dienst habende Beamte einen Anruf durchstellte. Es war Claire, sie rief aus dem Labor an. Sie hatte gerade mit dem Gerichtsmediziner in Napa die Leichen untersucht. Sie klang ganz aufgeregt.
»Komm her«, befahl sie. »Beeil dich!«
»Du hast eine Verbindung gefunden«, sagte ich schnell. »Wurde Rebecca DeGeorge sexuell missbraucht?«
»Lindsay, wir haben es hier mit einem wirklich abartigen, kranken Typen zu tun.«
Wenige Minuten später war ich bei Claire im Labor. »Sie hatten eindeutig Geschlechtsverkehr, als sie ermordet wurden. Die Spermaspuren, die ich in Rebecca DeGeorge gefunden habe, waren mit denen, die ich von ihrem Mann abgekratzt habe, identisch. Und die Einschusswinkel der Wunden bestätigten meine Vermutung. Sie wurde von hinten erschossen. Rebeccas Blut war überall auf der Kleidung ihres Mannes. Sie hat rittlings auf ihm gesessen … aber deshalb habe ich dich nicht hergebeten«, sagte sie.
Sie heftete ihre großen schönen Augen auf mich. Ich wusste, dass es um etwas Wichtiges ging.
»Ich habe es für das Beste gehalten, diese Information noch zurückzuhalten«, sagte sie. »Nur der örtliche Polizeiarzt und ich wissen Bescheid.«
»Was wisst ihr? Nun rede schon, um Gottes willen.« Ich erblickte
ein Mikroskop und eine dieser luftdichten Petrischalen auf einem Tisch im Labor, wie ich sie aus dem Chemieunterricht an der High School kannte.
»Wie bei den ersten Opfern kam es wieder zu sexuellem Missbrauch der weiblichen Leiche«, erklärte Claire. »Aber diesmal war es nicht so auffällig. Die Labia waren normal, wie man es nach dem Geschlechtsverkehr erwarten kann. Es gab auch keine inneren Abschürfungen wie bei der ersten Braut. Bill Toll hat es übersehen, aber ich habe nach Anzeichen für zusätzlichen Missbrauch gesucht . Und da war’s, in der Vagina, als schrie es förmlich: ›Krieg mich doch, Claire!‹«
Sie ergriff die Petrischale und eine Pinzette. Vorsichtig entfernte sie den Deckel und holte aus der durchsichtigen Glasschale ein einziges, knapp zwei Zentimeter langes, rötlichgraues Haar.
»Das stammt nicht von dem Ehemann?«
Claire schüttelte den Kopf. »Schau es dir selbst an.«
Sie schaltete das Mikroskop ein. Ich blickte hinein. Vor dem grellweißen Hintergrund sah ich zwei Haare: eins dünn, glänzend und braunschwarz, das andere kurz, gekräuselt, sichelförmig.
»Du betrachtest zwei Teile von Michael DeGeorge«, erklärte sie. »Das lange Haar stammt von seinem Kopf, das andere aus dem Genitalbereich.«
Dann legte sie das Haar aus der Petrischale auf einen Objektträger und schob ihn unters Mikroskop, Seite an Seite mit dem vorigen. Mein Puls begann zu rasen. Ich glaubte zu wissen, worauf sie hinauswollte.
Das neue Haar war rötlichgrau und doppelt so dick. Um den Kortex waren winzige Fädchen gewickelt. Es stammte eindeutig von einem anderen Menschen.
»Das ist weder ein Kopf- noch ein Schamhaar. Es stammt von einem Bart!«, verkündete Claire und beugte sich über mich.
Schockiert richtete ich mich auf und sah sie an.
Ein Gesichtshaar des Mörders war in Becky DeGeorges Scheide aufgetaucht.
»Post mortem«, sagte sie, damit auch wirklich keine Zweifel blieben.
44
Genau wie Claire es gesagt hatte, setzten wir unseren Mörder schrittweise Teilchen um Teilchen zusammen. Seine Größe, sein Gesicht, seine Fetische. Die Art, wie er seine Opfer tötete und sich an ihnen verging.
Jetzt musste ich noch herausfinden, wie er seine Opfer fand und ihnen nachstellte.
Raleigh und ich stürzten uns mit voller Kraft auf die Hochzeits- und Reisevorbereitungen. Wir hatten fünfzehn Detectives ausgeschickt, um sämtlichen Hinweisen nachzugehen. Nachdem wir jetzt ein Gesichtsmerkmal besaßen, gingen wir noch einmal die Gäste durch und suchten nach einem Mann mit einem Bart, der sich vielleicht bei den Hochzeiten herumgetrieben hatte.
Ich war zuversichtlich, dass ein Aspekt dieser ausgeweiteten Suche zu Ergebnissen führen würde. Irgendein Gast musste jemanden bemerkt haben. Oder es gab ein gemeinsames Reisebüro, irgendwo eine Verbindung. Oder Jacobis Ermittlungen würden eine Übereinstimmung ergeben.
Am nächsten Morgen rief Hartwig an. »Sparrow Ridge Vineyards … gehört einer Gruppe, die hier als Black Hawk Partner bekannt ist. Ein hiesiger Anwalt, Ed Lester, bringt
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