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Der 1. Mord - Roman

Titel: Der 1. Mord - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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gehört?«

40
    Es kam dermaßen aus heiterem Himmel, so unerwartet, dass Claire nicht gleich kapierte, was ich gesagt hatte. Sie antwortete, als hätte ihr jemand im Labor eine medizinische Frage gestellt. »Blutkrankheit. Sehr selten, ernste Sache. Der Körper hört auf, Erythrozyten zu produzieren.«
    »Rote Blutkörperchen«, sagte ich.
    Claire schaute mich an. »Warum? Doch nicht etwa Cat?« Sie meinte meine Schwester.
    Ich schüttelte den Kopf. Kerzengerade saß ich da und schaute geradeaus. Meine Augen waren glasig. Es war wohl die lange Pause, die sie schließlich begreifen ließ.
    »Du doch nicht!«, flüsterte Claire.

    Eine schreckliche Stille breitete sich im Wagen aus.
    »Ach, Lindsay.« Claire fuhr den Bronco an den Straßenrand und nahm mich in die Arme. »Was sagt dein Arzt?«
    »Dass es ernst ist und dass es tödlich ausgehen kann.«
    Die Tragweite dieser Tatsache legte sich wie ein Schatten auf ihr Gesicht. Ich sah den Schmerz darin. Claire war Ärztin, sogar Pathologin. Sie hatte verstanden, worum es ging, noch ehe ich ihr in die Augen schaute.
    Ich sagte ihr, dass ich bereits behandelt wurde und zweimal die Woche Transfusionen mit einem Konzentrat roter Blutkörperchen bekam.
    »Deshalb wolltest du dich also neulich mit mir treffen«, sagte sie. »Ach, Lindsay, warum hast du es mir nicht einfach erzählt?«
    Keine meiner ursprünglichen Überlegungen schien mir jetzt klar. »Ich wollte es ja, aber ich hatte Angst. Vielleicht noch mehr, es mir selbst einzugestehen. Dann habe ich mich bewusst in diesen Fall vergraben.«
    »Weiß es jemand? Jacobi? Roth?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Raleigh?«
    Ich holte tief Luft. »Glaubst du immer noch, dass ich bereit für Mr. Right bin?«
    »Armes Baby«, sagte Claire leise. »Ach, Lindsay, Lindsay, Lindsay.«
    Sie zitterte am ganzen Leib. Ich spürte es. Ich hatte sie doch verletzt.
    Unvermittelt brach alles aus mir heraus. Angst, Scham und Unsicherheit übermannten mich.
    Ich klammerte mich an Claire fest, und es war mir bewusst, dass sie allein mich davor bewahrte, völlig die Kontrolle zu verlieren. Ich begann zu weinen. Dann weinten wir beide. Doch es tat gut. Jetzt war ich nicht mehr allein.
    »Ich bin für dich da, Schätzchen«, flüsterte Claire. »Ich hab dich lieb, Süße.«

41
    Die Morde in Napa änderten alles.
    Es gab scharfe Attacken wegen der Art und Weise, wie die Polizei San Franciscos versuchte, diesen Fall zu lösen. Von allen Seiten wurden wir heftig angegriffen.
    Sensationsschlagzeilen verkündeten das Werk eines sadistischen, geisteskranken, völlig neuartigen Killers. In der Halle schwirrten Fernsehteams aus dem ganzen Land umher. Tragische Hochzeitsfotos und Familienbilder für die Tränendrüsen dienten in sämtlichen Nachrichtensendungen als Aufmacher.
    Die Sonderkommission, die ich leitete, traf sich zweimal täglich. Zwei weitere Beamte von der Spurensicherung und ein forensischer Psychologe waren hinzugekommen. Wir mussten unsere Akten für das FBI vorbereiten. Die Ermittlungen beschränkten sich nicht länger auf irgendeine verbitterte Figur aus David oder Melanie Brandts Vergangenheit. Der Fall war größer und tragischer geworden und verhieß nichts Gutes für die Zukunft.
    Jacobis Leute hatten bei der Überprüfung der Weinhandlungen einige wenige Namen ausgegraben, mehr nicht.
    Auch das blutige Jackett führte zu nichts. Das Problem war, dass der Smoking ein Modell war, das vor vier oder fünf Jahren in Mode gewesen war. Von den fünfzehn Fachgeschäften in der Gegend führte kein einziges Buch über die Stile der Hersteller, daher war es praktisch unmöglich, die Spur zurückzuverfolgen. Wir mussten jede einzelne Rechnung durchsehen.
    Mercer verdreifachte unser Ermittlerteam.
    Der Mörder wählte seine Opfer äußerst sorgfältig und präzise. Beide Morde wurden innerhalb des ersten Tages der Ehe begangen. Beide zeugten von genauer Kenntnis der Opfer, ihrer Unterkunft und ihrer Terminplanung. Beide Paare hatten alle ihre Wertgegenstände noch bei sich: Uhren, Brieftaschen, Schmuck. Einzig die Trauringe fehlten.

    Die DeGeorges hatte der Mörder an einem scheinbar verlassenen Ort abgeladen, allerdings an einem Ort, wo sie mit Sicherheit gefunden werden würden. Er hatte uns Hinweise zurückgelassen, denen wir nachgehen konnten. Das ergab alles keinen Sinn.
    Der Mörder wusste genau, was er tat, dachte ich. Er weiß auch, was du tust. Verknüpfe die Verbrechen .
    Ich musste den gemeinsamen Nenner finden. Woher kannte er

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