Der 1. Mord - Roman
Jenks?«
Jenks sah tatsächlich verängstigt aus. »Ich weiß es nicht.«
»Hasst irgendjemand Sie genug, um Ihnen das anzutun?« Es gelang Jill nicht, einen gewissen Spott zu unterdrücken. »Ich weiß nur wenig über Sie, aber ich könnte es mir durchaus vorstellen.« Sie wandte sich an Leff. »Freuen Sie sich schon darauf, diesen Fall vor Gericht zu vertreten?«
»Lassen Sie ihn bitte ausreden, Ms. Bernhardt«, bat der Anwalt.
»Schauen Sie«, meinte Jenks. »Ich weiß, was Sie von mir halten. Ich bin vieler Dinge schuldig. Selbstsucht, Grausamkeit, Ehebruch. Ich neige zu Wutausbrüchen, manchmal kann ich mich nicht beherrschen. Und bei Frauen… wahrscheinlich könnten Sie ein Dutzend finden, die helfen würden, mich für diese Morde zu verurteilen. Aber genauso klar ist auch, dass ich diese Menschen nicht umgebracht habe. Keinen von ihnen. Jemand versucht mir diese Morde anzuhängen. Das ist die Wahrheit. Jemand hat das brillant gedreht.«
98
»Kaufst du ihm diesen Scheiß ab?«, fragte Jill mich, während wir vor Jenks’ Zelle auf den Lift warteten.
»Ich könnte mir vorstellen, dass er es irgendwie glaubt«, antwortete ich.
»Na hör mal! Da sollte er lieber auf geistige Unzurechnungsfähigkeit plädieren. Wenn Nicholas Jenks eine Liste der Leute
aufstellt, die ihn reinlegen möchten, kann er gleich mit allen anfangen, die er je aufs Kreuz gelegt hat.«
Ich lachte und stimmte ihr zu, dass diese Liste ziemlich lang sein würde. Dann öffnete sich die Aufzugtür, und zu meiner Überraschung kam Chessy Jenks heraus, gekleidet in ein langes gelblich graues Sommerkleid. Sie war wirklich hübsch.
Unsere Augen begegneten sich für einen peinlichen, stummen Moment. Ich hatte ihren Mann festgenommen. Meine Leute von der Spurensicherung hatte ihr Haus auseinander genommen. Sie hätte allen Grund gehabt, mich voll Abscheu zu betrachten - doch das tat sie nicht.
»Ich bin hier, um meinen Mann zu besuchen«, sagte sie mit zitternder Stimme.
Steif machte ich sie mit Jill bekannt, dann wies ich ihr den Weg zum Besucherbereich. In diesem Augenblick wirkte sie ungemein verloren und verwirrt.
»Sherman sagt, es gibt viele Beweise«, sagte sie.
Ich nickte höflich. Ich weiß nicht, weshalb ich etwas für sie empfand, doch es tat mir irgendwie Leid, dass eine so junge, verletzbare Frau sich in ein solches Scheusal verliebt hatte.
»Nick hat es nicht getan, Inspector«, beteuerte Chessy Jenks. Ihr Ausbruch verblüffte mich. »Es ist nur natürlich, dass eine Frau ihren Mann verteidigen will«, gab ich zu. »Wenn Sie ein konkretes Alibi haben …«
Sie schüttelte den Kopf. »Kein Alibi. Aber ich kenne Nick.«
Die Aufzugtür hatte sich wieder geschlossen, und Jill und ich mussten erneut warten. Wie in Krankenhäusern dauerte es Minuten, bis er hinabfuhr und wieder heraufkam. Chessy Jenks machte keinerlei Anstalten zu gehen.
»Mein Mann ist kein einfacher Mensch. Er kann sehr schwierig sein. Ich weiß, dass er sich Feinde gemacht hat. Ich weiß, wie er auf Sie losgegangen ist. Von außen betrachtet, ist es bestimmt nicht leicht zu glauben, dass er auch zärtlich und unglaublicher großzügig und liebevoll sein kann.«
»Ich will ja nicht gefühllos erscheinen, Mrs. Jenks«, mischte Jill sich ein. »Aber unter den gegebenen Umständen sollten Sie wirklich nicht mit uns reden.«
»Ich habe nichts zu verbergen«, erwiderte sie. Dann senkte sie die Augen. »Ich weiß schon, was Sie wissen.«
Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Ich weiß schon, was Sie wissen?
»Ich habe mit Joanna gesprochen«, fuhr Chessy Jenks fort. »Sie hat mir gesagt, dass Sie bei ihr waren. Ich weiß, was sie Ihnen über ihn erzählt hat. Sie ist verbittert. Und das ist ihr gutes Recht. Aber sie kennt Nick nicht so wie ich.«
»Sie sollten sich die Beweise ansehen, Mrs. Jenks«, sagte ich zu ihr.
Sie schüttelte den Kopf. »Schusswaffen… vielleicht, Inspector - wenn das alles wäre. Aber ein Messer? Das ist geplanter Mord - dieses arme Brautpaar in Stücke schneiden. Nick kann nicht mal einen Fisch filetieren.«
Mein erster Gedanke war, dass sie jung und verblendet war. Wie hatte Jenks es beschrieben? Leicht zu beeindrucken … aber etwas kam mir komisch vor. »Sie sagen, Sie haben mit Joanna geredet?«
»Das habe ich, Inspector. Im vergangenen Jahr ziemlich oft. Ich hatte sie sogar zu uns eingeladen - natürlich nur, wenn Nick nicht zu Hause war. Ich weiß, dass sie nach der Scheidung verbittert war. Ich weiß, dass er ihr wehgetan
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